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August 2003
Simon Spiegel
für satt.org

Terminator 3: Rebellion der Maschinen
Terminator 3: Rise of the Machines

USA 2003

Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Terminator 3: Rise of the Machines) (R: Jonathan Mostow)

Regie:
Jonathan Mostow

Buch:
John Brancato, Michael Ferris

Story:
Tedi Sarafian

Kamera:
Don Burgess

Schnitt:
Neil Travis

Musik:
Marco Beltrami

Terminator-Make-Up und animatronische Effekte:
Stan Winston

Special Effects:
Industrial Light & Magic

Darsteller:
Arnold Schwarzenegger (T 800), Nick Stahl (John Connor), Claire Danes (Kate Brewster), Kristanna Loken (T-X), David Andrews (Robert Brewster), Brian Sites (Bill Anderson), Chris Hardwick (Ingenieur), Mark Hicks (Detective Martinez)

Terminator 3: Rebellion der Maschinen
Terminator 3: Rise of the Machines


Es scheint ein Jahr der Fortsetzungen zu werden. War schon bei Matrix Reloaded (berechtigte) Skepsis angebracht, so gilt das erst recht für den dritten Teil der Terminator-Saga, denn kaum ein Action-Film ist der Cineastengemeinde so lieb und teuer wie James Camerons terminaler Doppelschlag.


Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Terminator 3: Rise of the Machines) (R: Jonathan Mostow)


Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Terminator 3: Rise of the Machines) (R: Jonathan Mostow)


Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Terminator 3: Rise of the Machines) (R: Jonathan Mostow)


Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Terminator 3: Rise of the Machines) (R: Jonathan Mostow)


Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Terminator 3: Rise of the Machines) (R: Jonathan Mostow)

The Terminator erschütterte 1984 die Kinolandschaft. Camerons Film war eine Low Budget-Produktion, doch die Geschichte um die Todesmaschine aus der Zukunft, die in die Gegenwart geschickt wird, um John Connor, den Erlöser der Menschheit zu töten, war so dicht, ihr dramaturgischer Aufbau so packend, und die formale Umsetzung derart brillant, dass aus dem Terminator eine moderne Ikone und aus Arnold Schwarzenegger ein Megastar wurde. Sieben Jahre später doppelte Cameron nach und zeigte, wie eine wirklich gekonnte Fortsetzung auszusehen hat. Bei Terminator 2: Judgement Day war alles anders als beim Vorgänger: statt kleinem Budget war die bis dato teuerste Produktion aller Zeiten angesagt, der von Schwarzenegger verkörperte Terminator hatte auf einmal die Seite gewechselt und bekämpfte nun einen noch viel gemeineren, technisch weiterentwickelten Terminator, und John Connors Mutter Sarah (Linda Hamilton), die es im ersten Teil noch zu beschützen galt, war nun ihrerseits zur Kampfmaschine mutiert. Und obwohl im Sequel alles anders war, wurde der Geist des Vorläufers doch beibehalten. Im ersten Teil schickt der John Connor der Zukunft seinen besten Freund los, um seine Mutter zu beschützen und dabei noch zu schwängern; der Erlöser - die Initialen "JC" sind durchaus kein Zufall - zeugt sich indirekt selbst. Im zweiten Teil war aus dem Terminator ein Schutzengel geworden, der sich - das Zeitreisenparadox macht's möglich - seinerseits selbst erschaffen hat. Würde sich dieses Meisterstück noch einmal wiederholen lassen, und dies ohne Cameron und Hamilton?

Die Ausgangslage im dritten Teil ist altbekannt: Wieder schicken die Maschinen einen Terminator in die Vergangenheit, um Connor, den Anführer der Menschheit im Kampf gegen die computerisierte Unterjochung, zu eliminieren, und wieder gelingt es den Rebellen, einen Beschützer hinterherzuschicken. Connors Schutzpatron mimt einmal mehr Arnie, der böse T-X, ein noch moderneres High Tech-Modell, ist dieses mal weiblich und wird von der aüsserst attraktiven Kristanna Loken verkörpert. Bliebe noch die Figur der Kate Brewster (Claire Danes), Connors zukünftiger Frau, zu erwähnen, und dann wären eigentlich alle nennenswerten Neuerungen aufgezählt. Womit wir auch schon beim Hauptproblem von T3 wären: ein über weite Strecken uninspiriertes und unoriginelles Drehbuch, das im wesentlichen den Plot von Teil zwei übernimmt. Die unterschwellige Erlöserthematik, die im zweiten Teil so gekonnt auf den Kopf gestellt worden war, wird nicht weiterentwickelt, und die ganze Handlung wirkt beliebig und zufällig.

Am auffälligsten ist eine drastische Änderung im Ton: Der Film kommt erstaunlich witzig und selbstironisch mit vielen Zitaten und Anspielungen daher und gemahnt vor allem in der ersten Hälfte an Actionkomödien im Stil von Lethal Weapon. Da werden, ohne dass das von der Story her gross motiviert wäre, munter Häuser zusammengelegt und Autos plattgewalzt, und Schwarzenegger fungiert zeitenweise sogar als menschliche (?) Abrissbirne. Das ist ziemlich unterhaltsam, hat aber relativ wenig mit der düsteren Stimmung der ersten beiden Teile zu tun. Derweil schreitet Arnies Vermenschlichung munter vorwärts. Schon in Teil 2 lernte der Terminator einige Grundregeln menschlichen Verhaltens, in seiner jüngsten Inkarnation muss er gar einen richtigen Gewissenskonflikt ausstehen. Diese Szene, wohl als eine Art emotionaler Höhepunkt gedacht, wirkt geradezu grotesk und fährt dem Publikum gnadenlos Schwarzeneggers beschränktes schauspielerisches Können vor Augen.

Die grösste Enttäuschung ist aber die Terminatrix. Sie wirkt, anders als die früheren Terminatoren, nie wirklich bedrohlich und scheint auch technisch noch nicht ganz ausgereift. Zwar morpht auch sie, was das Zeug hält - ein Effekt, der heute freilich niemand mehr vom Sessel reisst - insgesamt ist sie aber um einiges anfälliger und vor allem sehr viel weniger unheimlich als ihre Vorgänger. Man hat eigentlich nie so recht das Gefühl, dass von dieser Terminatoren-Tussi eine echte Gefahr für unser Heldentrio ausgeht. Eine regelrechte Antiklimax ist dann der Schlusskampf: Er findet irgendwie so ganz nebenher statt, ohne dass man ihn wirklich mitkriegt. Schwarzen- egger und Loken prügeln ein wenig aufeinander ein, und ehe man es sich's versieht, ist die Killerfrau nur noch Schrott.

Ohnehin scheinen die Protagonisten mittlerweile alle ein bisschen verblödet zu sein: auf der Flucht sprengen John, Kate und der Terminator etwa die halbe Wüste in die Luft, damit ihre Verfolgerin auch sicher weiss, wo sie sind. Das Drehbuch lässt auf jeden Fall die Sorgfalt der ersten beiden Teile sträflich vermissen; was hierbei besonders ärgerlich ist: der Film begeht Geschichtsklitterung und biegt Ereignisse aus den Vorgängern nach Belieben um. Der nukleare Holocaust, so lernen wir auf einmal, ist in jedem Fall unvermeidlich, Skynet, der böse Megacomputer, kann nicht abgeschaltet werden. Wozu dann, so fragt man sich, die ganze Aufregung in Teil zwei? Waren diese ganzen Strapazen etwa umsonst? Und wie kann es in Teil drei überhaupt noch Terminatoren geben, wenn im Vorgänger doch alles zerstört wurde? Es fehlt, man merkt es deutlich, die Liebe zum Detail. Das ist alles filmische Dutzendware, technisch gut gemacht, aber auch nicht mehr.

T3 ist zwar nicht so schlecht wie befürchtet, erreicht die Klasse seiner Vorgänger aber nicht einmal annähernd. Der ganze Film wirkt wie eine lose Aneinanderreihung unterhaltsamer, aber wenig spannender Actionszenen. Einzig das Ende ist in seiner Radikalität wirklich eine Überraschung. Hoffen wir bloss, dass die Terminatoren nun in Frieden ruhen können.