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7 Brüder
Schon rein statistisch grenzt es an ein Wunder, wenn eine Familie sieben Kinder bekommt, und alle männlich sind. Im Fall der aus Mülheim stammenden Hufschmidts ist außerdem ein Glück, daß alle noch am Leben sind (selbst der Jüngste geht ja schon hart auf die 60 zu) und sie sich für je einen Tag vor die Kamera saßen, um von ihrer Familie und ihrem Leben zu erzählen.
Der HFF-Abschlußfilm von Sebastian Winkels ist mehr als nur eine Montageübung, denn auch, wenn die Form dieses Dokumentarfilms sich natürlich erst aus dem Material ergab (immerhin 56 Stunden wurden aufgezeichnet), ist offensichtlich, daß der Regisseur sich auch schon vorher Gedanken gemacht hat. Natürlich erzählen die sieben Brüder über die NS-Zeit und die Stunde Null, doch dadurch, daß es sich dabei um Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegskinder handelt, gerät der Film nicht zu einer bloßen Geschichtsstunde, sondern auch zur Rekonstruktion einer Familienhistorie.
Schon rein stilistisch weiß "7 Brüder" zu überzeugen: In einem abgedunkelten, fast schwarzen Studio sitzt jeweils nur ein Bruder auf einem Stuhl, der auf einem schwarz-weiß grobkariertem Fußboden (der ein bißchen an "Eraserhead" erinnert) einen festen Platz hat, denn bei einer kleinen Vorstellung der Brüder wird durch immer dieselbe Totale klargemacht, daß der Älteste links sitzt, der Jüngste rechts, immer abwechselnd auf schwarzen oder weißen Feldern. Und wie auf einem imaginären Schachbrett entsteht der Film erst im Zusammenspiel der Figuren. Es gelingt in der Montage sogar, eine gewisse Spannung aufzubauen, denn während der Vater seinen Nachfolger sucht, erzieht die Mutter ihre Buben eher künstlerisch, sie sollen ein gutes Buch lesen, und wie es sich für eine evangelische Familie gehört, wäre das Nonplusultra ein Theologe oder wenigstens ein Lehrer. Werden diese Wünsche erfüllt? Obsiegen die Künstler oder die Kaufmänner in der Familie? Was haben sich ein Bäcker und ein Musikprofessor zu sagen? Wie funktioniert es mit der Aufklärung in so einer Familie ohne Anschauungsmaterial Schwester? Und wird es den eher linksgerichteten Jungen gelingen, den Vater (der so parteitreu war, daß er sogar freiwillig Soldat wurde, obwohl er es nicht gemusst hätte, so wie er "bevölkerungspolitisch" tätig war) davon zu überzeugen, daß es 50 und nicht nur 30 Millionen Juden waren, die von "seiner" Partei ausgelöscht wurden?
Trotz des eher klinischen Versuchsaufbaus (der noch durch die Streifen oben und unten am Bildrand verstärkt wird) gelingt es den sieben Brüdern, den Betrachter mitzureißen, und dazu sind weder Intrigen noch Familienfehden nötig, sondern einfach nur die Lust zum Erzählen und das Talent der Filmemacher, diese erzählerische Energie mit einfachen Bildern einzufangen.