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Die Geschichte ist simpel und wird hier deshalb etwas detaillierter vorgestellt: Die Pariser Kosmetikerin Rose hat sich entschlossen, ihrem Freund Sergio eine leere Wohnung mit einem Brief zu hinterlassen und in Acapulco einen Job anzutreten. Der ehemalige Gourmet-Koch Félix, der gerade eine Produktpalette von Tiefkühl-"Fine Cousine" präsentieren will, fliegt von New York nach München, um bei der Beerdigung der Mutter seiner Exfreundin letztere wiederzusehen. Bei einem Zwischenstop in Paris bleibt er wegen eines der üblichen Fluglotsenstreiks in Paris hängen, und weil Rose durch einen komischen Unfall ihr Handy verlor, leiht er der fremden Frau sein Handy, weshalb dann sein Handy von unterschiedlichen Personen als Kontakt zu Rose missbraucht wird. Rose und Félix verbringen einige Stunden in den Wartehallen des Pariser Flughafens und insbesondere Rose würde gern ihr Herz ausschütten, während Félix, der nervlich am Ende ist, lieber seine Ruhe hätte. Dennoch entscheidet sich der Erste-Klasse-Passagier, als er sieht, wie Rose die Nacht auf einer unbequemen Bank verbringen will, sie in sein von der Fluggesellschaft bereitgestelltes Hotelzimmer einzuladen, und das sogar ohne Hintergedanken. Der Film erzählt dann, wie die zwei sehr unterschiedlichen, in vielen Aspekten geradezu konträren Figuren nach und nach Ähnlichkeiten feststellen und sich (natürlich) näher kommen, wobei ich vorwegnehmen mag, daß es kein typisches Hollywood-Happy End gibt, wo durch der Film eine gewisse Integrität bewahrt und sich wohltuend von den Julia Roberts / Meg Ryan-Vehikeln absetzt. Der Höhepunkt des Films dürfte wohl die erste Stunde im Hotelzimmer sein, wo sich unüberwindbare Konflikte ankündigen. Während die perfekt gestylte Kosmetikerin es warm mag und noch mal etwas Parfüm oder Haarspray nachträgt, wird Félix schier verrückt, wenn seine feine Nase durch irgendwelche überflüssigen Gerüche verstört wird und reißt die Fenster auf. Auf ein gemeinsames Fernsehprogramm kann man sich natürlich auch nicht einigen ("Halt! Stellen Sie mal kurz zurück! - Nein, das meinte ich doch nicht …") und beim gemeinsamen Essen versucht Rose, entgegenzukommend zu sein, indem sie Félix' Salat mit Vinaigrette "versaut", woraufhin sich die Ereignisse überstürzen und sich Roses Make-Up als nicht vinaigrette-tauglich erweist. Ein Film, der sicher nicht zu den größten Offenbarungen des Filmjahrs gehört, aber mit Sicherheit eine größere Existenzberechtigung besitzt als irgendwelche saublöden amerikanischen Märchenfilme mit Reese Witherspoon oder Jennifer Lopez. Durch die extreme Figurenkonstellation, die ein wenig an "Green Card" erinnert, wird "Jet Lag" zu einer romantic comedy, die einigen Paaren vielleicht noch Anregungen geben kann, wie man die üblichen Beziehungsfallen umgehen kann, weshalb man den Film zumindest kinosüchtigen Paaren empfehlen kann, denn ausnahmsweise setzt sich das Paar nicht aus vorzeigbaren Schönlingen zusammen, sondern aus Schauspielern, denen man gerne für anderthalb Stunden bei der Arbeit zuschaut. Und im Nachspann des Films gibt es die wohl schönste Idee des Films, für die man aber leider nicht schnell genug mitschreiben kann …
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