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Typische Hollywood-Klischees aus romantic comedies, Gerichtsfilmen oder jenem seltsam namenlosen Genre, das von Filmen wie „Good Will Hunting“ vertreten wird (ich nenne es mal provisorisch „Gutmensch-Außenseiter-Karrierenfilme“) werden im neuen Film der skurillen Brüder gnadenlos parodiert und ad absurdem geführt. So etwa in Clooneys Rede vor dem jährlichen Treffen der US-amerikanischen Scheidungsanwälte, bei dem einer, der früher zu den unerbittlichsten unter ihnen gehörte, nun eine improvisierte Lobrede auf die Liebe anstimmt. Und er natürlich zunächst Ungläubigkeit, aber später standing ovations kassiert. Einzig davor, zwei verkniffene unterschiedlich-geschlechtliche Anwälte vor lauter Freude über diese Botschaft sich gegenseitig in die Arme fallen zu lassen, schrecken die Coens noch zurück, aber ansonsten ist alles wie in diesen Erfolgsfilmen, nur mit einem klitzekleinen Kniff, der einerseits in dem Wissen, daß es sich um einen Coen-Film handelt, andererseits in der Inszenierung besteht. Frohgelaunte Menschen, die in ihrem Cabrio zu Simon & Garfunkel-Songs mitsingen, Traumhochzeiten und Gesten wahrer Liebe, knallharte Gerichtsverhandlungen - all diese plot points werden von den Brüdern vor allem dazu genutzt, um lange Zeit mitzuspielen mit den blödsinnigen Konventionen, aber dann irgendwie doch noch die Kurve zu kriegen. Schon die Story des Films ist so unglaubwürdig wie typisch (für Hollywood): Ein knallharter Scheidungsanwalt vertritt einen Ehebrecher und sorgt dafür, daß die gutaussehende Frau leer ausgeht - im selben Augenblick verliebt er sich aber schon in das hinterhältige Geschöpf - und bis die beiden zusammenkommen, haben wir erstmal zirka „2 bis 3 Scheidungen und 1 Todesfall“. Wobei der Todesfall als witzigste unabsichtliche Selbsttötung in die Filmgeschichte eingehen könnte - Das Kinopublikum kannte jedenfalls kein Pardon mit dem Opfer. “Intolerable Cruelty“ ist sicher ein Film, der in der Filmographie der Coens eher im Mittelfeld anzusiedeln ist. Das Drehbuch erscheint etwas zu konstruiert, Catherine Zeta-Jones wirkt trotz ihrer privaten Expertise in Sachen „Ich heirate einen Millionär“ etwas deplaziert, der schluchzende Assistent nervt ebensosehr wie der senilen Seniorpartner (fellineske Figuren sind ja okay, aber man kann es auch übertreiben), aber „Wheezy Joe“ und „Heinz, der Baron Krauss von Espy“ sind dann so blöd, daß sie schon wieder gut sind, und wenn George Clooney wie schon in „O Brother where art thou“ sein Schönling-Image demontiert, indem er diesmal die Zahnhygiene zu seinem eitlen Hobby erklärt, dann hat man doch eine Menge zu lachen - und bei einem geneigten Publikum wird jeder Blick zwischen Clooney und Zeta-Jones (insbesondere vor Gericht) zu einer kitzelnden Feder, die das Zwerchfell malträtiert. Ein überdurchschnittlicher Hollywood-Film, ein unterdurchschnittlicher Coen-Film.
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