Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

Oktober 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Die Klasse von '99
'Schule' war gestern - Leben ist jetzt!

D 2003

Die Klasse von '99 - 'Schule' war gestern - Leben ist jetzt! (R: Marco Petry)

Buch
und Regie:
Marco Petry

Kamera:
Axel Block

Schnitt:
Barbara von Weitershausen

Musik:
Karma

Darsteller:
Matthias Schweighöfer (Felix), Tim Sander (Sören), Anna Bertheau (Simona), Axel Stein (Schmidt), Thomas Schmieder (Hausschild), Denis Moschitto (Mario), Jürgen Tarrach (Küppers), Ulrike Kriener (Mutter Felix), Daniel Brühl (Schnubbi), Niels Bruno Schmidt (Stone), Sebastian Kroehnert

Kinostart:
30. Oktober 2003

Die Klasse von '99
'Schule' war gestern - Leben ist jetzt!



Die Klasse von '99 - 'Schule' war gestern - Leben ist jetzt! (R: Marco Petry)


Die Klasse von '99 - 'Schule' war gestern - Leben ist jetzt! (R: Marco Petry)


Die Klasse von '99 - 'Schule' war gestern - Leben ist jetzt! (R: Marco Petry)


Die Klasse von '99 - 'Schule' war gestern - Leben ist jetzt! (R: Marco Petry)


Die Klasse von '99 - 'Schule' war gestern - Leben ist jetzt! (R: Marco Petry)




Jetzt mal ganz abgesehen davon, daß der Titel dieses Films so ungefähr der umständlichste ist, den ich je gehört habe - vor allem ist "Die Klasse von '99", wie man an den Hauptdarstellern erkennen kann, im strengen Sinn kein Sequel von "Schule", Marco Petrys recht erfolgreichen Erstlingsfilm. Axel Stein und Denis Moschitto spielten schon in "Schule" größere Rollen, aber ebenso wie bei den Kurzauftritten von Daniel Brühl, Niels Bruno Schmidt und Sebastian Kroehnert wird allenfalls angedeutet, daß es sich um die selben Figuren handeln könnte. Teilweise wurden die Namen geändert, und insbesondere von "Schnubbi" und "Stone" hätte man wohl nicht erwartet, daß sie friedlich nebeneinander auf einer Couch sitzen und sich gemeinsam die Birne zudröhnen.

Der andere Grund, warum ich den Film nicht als Sequel einschätzen würde, ist, daß "Die Klasse von '99" keine Komödie ist, wie "Schule" es war. Zwar gibt es auch was zu lachen, aber nicht nur spielt der Sex so gut wie keine Rolle im zweiten Film, auch Themen wie Alkohol und Drogen sind hier teilweise nicht mehr zum Lachen …

Und der Film ist vor allem auf zwei Personen zugeschnitten: Felix (Matthias Schweighöfer aus "Soloalbum") und Sören (Tim Sander aus "Wie Feuer und Flamme").

Nach einem abgebrochenen Studium und einem halben Jahr auf einer schrecklichen Polizeischule kehrt der 22jährige Felix in sein Heimatdorf in der Nähe von Aachen zurück, um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Schon am Bahnhof trifft er auf seinen alten Schulfreund Sören, der mehr schlecht als recht "in Immobilien" macht, und sich nebenbei mit Drogenschmuggel über die nahe holländische Grenzen seinen Lebensstandard finanziert. Trotz seiner Polizeiausbildung hilft Felix seinem besten Kumpel bei diesen gefährlichen Geschäften und gerät dabei immer mehr in einen Gewissenskonflikt. Nebenbei gibt es noch Probleme mit dem Elternhaus und die große unerwartete Liebe seiner Jugendzeit, Simona (Anna Bertheau aus "Wie Feuer und Flamme") lebt trotz einer anderslautenden Abmachung inzwischen mit Sören zusammen. Nichts ist mehr so, wie es wahr, und auch die anderen Mitglieder der Clique wie der dicke Schmidt (Axel Stein in einer Rolle, die sogar etwas Tiefe besitzt) oder der schüchterne Hausschild können ihm nicht das Gefühl vermitteln, in irgendeiner Hinsicht das Richtige zu tun.

Der Film handelt nur am Rande von der Clique, die immer mehr zerfällt, und auch Simona ist nicht schuld daran, daß das Verhältnis zwischen Felix und Sören zu zerbrechen scheint.

Leider können die Darsteller trotz interessanter Figurenzeichnung nicht immer überzeugen. Insbesondere Schweighöfer bleibt trotz seiner facettenreichen Figur irgendwie blaß, und bei den anderen Schauspielern, die nicht so viel Leinwandzeit zur Verfügung haben, ist dies noch auffälliger. Der Film soll insbesondere am Schluß eher zum Nachdenken anregen, bleibt dafür aber zu freundlich und unentschieden.

Nur selten erreicht der Film eine inszenatorische Dichte wie in den beiden Szenenfolgen, die den Kinobesuch doch noch rechtfertigen: eine Parallelmontage zwischen dem in fremdem Revier Drogen verkaufenden Sören und den seine Freundin "tröstenden" Felix; und eine riskante Drogenaktion, die Felix fast aus einem Polizeiwagen kontrolliert, und die mit einem "Verkehrsunfall mit Personenschaden" endet.