My Name is Tanino
"Tanino" läuft am Samstag, den 11. Oktober um 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Paolo Virzì in den Hackeschen Höfen, sowie im Filmkunst 66 am Montag, den 13. Oktober, um 20 Uhr und am Mittwoch, den 15. Oktober um 22 Uhr "My name is Tanino", so stellt sich der Titelheld dieses Films immer wieder vor. Als Kommunikationswissenschaftler ist es einer seiner Träume, zusammen mit "dem großen politischen Regisseur" Chinawsky zu drehen. Da ihm aber bei seiner Prüfung zu seinem Spezialgebiet kein einziger italienischer Film der 60er Jahre einfällt (Der Prüfer hilft noch mit dem "Fellini-Film mit der Zahl", aber "Zwölf irgendwas" reicht einfach nicht …), sieht es nicht so aus, als würden sich diese Wünsche jemals erfüllen.
Wenn sein politisch engagierter Freund am Strand mit ihm die Gefahren des Euros diskutieren will, hat Tanino nur Augen für zwei barbusige Touristinnen, statt zu einer Demo geht er lieber zum Pizzaessen, und als er der jungen Amerikanerin Sally, die ihn einfach "funny" findet, nach vielen Bemühungen zumindest ein klitzekleines bißchen näherkommt, gibt dies für Tanino den Ausschlag und er reist ihr nach, um ihr die vergessene Videokamera zu bringen. Nach Seaport, Rhode Island, wo der Bürgermeister auch nur ein Mafiosi ist - da kann der Unterschied zu Sizilien ja nicht so groß sein …
Tanino, der in einer narrativen Klammer auch unser Erzähler ist, berichtet von seinen Abenteuern im ach so kalten Amerika. Wie er beinahe erschossen wurde, überfahren, verheiratet, und wie er jene wunderbare Person traf, die nun auf seinem Sofa schläft und dabei furzt.
Wie sein Erzähler Tanino scheint auch Regisseur Paolo Virzì nicht wirklich an politischen Aussagen interessiert zu sein, aber das hindert ihn nicht daran, mit manchmal beißendem Sarkasmus die Abenteuer seines Möchtegern-Filmemachers zu schildern. Wie in einem klassischen Schelmenroman vermischt mit "Pinocchio" stolpert Tanino durch sein Leben, begreift vieles erst im zweiten Anlauf und bringt vor allem das Leben der Leute um ihn herum ziemlich aus dem Gleichgewicht.
Sally etwa ist wenig begeistert, als der Urlaubsflirt vor der Haustür erscheint, oder Tanino sie beim Knutschen mit dem "boy friend" mit traurigem Hundeaugen durch die Fensterscheibe anstarrt. Innerhalb kürzester Zeit wird aus der politisch korrekten Vorstadtfassade der Garfields ("Is it your first time in the states?") ein Scherbenhaufen, der die Doppelmoral dieser "typisch" amerikanischen Familie bloßlegt.
"Hände weg von Kuba" und von den amerikanischen Frauen, denn deren Männer haben vielleicht keinen Waffenschein, aber natürlich ein Gewehr, und wenn Tanino hier auch noch die Flucht gelingt, wird es nicht weniger brenzlich, wenn seine Landsleute Tanino mit der korpulenten Tochter des Bürgermeisters verkuppeln wollen - unser unfreiwilliger Held gerät von einem Schlamassel ins nächste.
Eine quirlige Komödie, die ihren Charme aus dem Hauptdarsteller Corrado Fortuna zieht, der wie eine naive Version von Johnny Depp langsam erfährt, daß der "American Dream" nicht automatisch auch ein Hollywood-Ende hat.