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Der Konflikt zwischen Tracy und ihrer Mutter bestimmt den Film, und dadurch, daß die Mutter auch nicht eben einen vorbildlichen Lebenswandel demonstriert (und sich dabei noch ausnutzen lässt), dauert es ein bißchen, bis die Mutter kapiert, wie weit die Kapriolen ihrer Tochter gehen. Aber es ist doch noch nicht zu spät, die Tochter zu retten, oder? Während meiner Kinovorstellung im amerikanischen Original gab es zwei besonders angesprochene Gruppen im Publikum: amerikanische Teens und deutsche Frauen, die eher der Mutter-Generation angehören. Bei einer der mitunter erschreckenden Szenen des Films blökte mal wieder ein Ami-Bengel: "Baah, that's not funny …", woraufhin dann eine erzieherische Antwort folgte: "Can't you be quiet? If you don't want to see the movie, just fuck up!", was wegen der falschen Präposition erst recht schallendes Gelächter entfachte. Diese Episode bestätigte nur meine Erfahrungen: die Kommunikation über die Generationsgrenze gelingt nicht immer, und gerade in der Gruppe fühlen sich Heranwachsende eigentlich immer im Recht, egal, was für einen Bockmist sie gerade wieder verzapfen. Aber die halblauten Äußerungen während des Films zeigten eigentlich nur, daß Teile der Jugend von heute sich den Filmfiguren überlegen fühlen, aber manch einer dabei nicht einmal merkt, wie wenig er eigentlich "checkt". Eine der Szenen produzierte etwa die Bemerkung, daß Holly Hunter wohl einen Vampir spiele - Statt in der Lage zu sein, sich in extreme Emotionen hineinzuversetzen, macht man darüber Witze - Hauptsache, cool rüberkommen! "Thirteen" funktioniert deshalb so gut, weil auch die Erwachsenen "fucked up" sind, und die Kinder nur dem schlechten Beispiel folgen - aber ohne sich dabei der Folgen ihres Tuns bewußt zu sein. Tracy macht schon eine Menge Bockmist - oft, um dazuzugehören, manchmal auch, um einfach ihr Leben zu ertragen - und daß der Film mit einem offenen, etwas rätselhaften Ende abschließt, ist nur konsequent. Kein absichtlicher oder versehentlicher Todesfall, kein völliger Absturz, keine totale Rettung - jeder Jugendliche muß seine eigenen Fehler machen - aber bitteschön nicht alle auf einmal … Der Film "Thirteen" hingegen macht eigentlich kaum Fehler. Zu Beginn scheint es zwar, als sei man ein wenig zu sehr der MTV-Ästhetik verpflichtet, aber dies gehört nur zur Strategie, das Lebensgefühl Dreizehnjähriger auch visuell umzusetzen – Bis es dann etwas heftiger wird und die Regisseurin klar macht, wie weit sie sich eigentlich vom Mainstreamkino zu entfernen bereit ist – auch, wenn das Plakatmotiv sich einen anderen Eindruck macht.
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