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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

November 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Heimliche Spiele
Choses secrètes

Frankreich 2002

Heimliche Spiele (Choses secrètes) (R: Jean-Claude Brisseau)

Buch
und Regie:
Jean-Claude Brisseau

Kamera:
Wilfrid Sempé

Schnitt:
Maria Luisa Garcia

Musik:
Julien Civange

Darsteller:
Sabrina Seyvecou (Sandrine), Coralie Revel (Nathalie), Roger Mirmont (Delacroix), Fabrice Deville (Christophe), Blandine Bury (Charlotte), Olivier Soler (Cadéne), Viviane Theophilides (Mme Mercier), Dorothée Picard (Mére Delacroix)

Kinostart:
4. Dezember 2003

Heimliche Spiele
Choses secrètes



Heimliche Spiele (Choses secrètes) (R: Jean-Claude Brisseau)

Heimliche Spiele (Choses secrètes) (R: Jean-Claude Brisseau)

Heimliche Spiele (Choses secrètes) (R: Jean-Claude Brisseau)

Heimliche Spiele (Choses secrètes) (R: Jean-Claude Brisseau)

Die "heimlichen Spiele" beginnen wie die europäische Version eines David Lynch-Films: Eine splitterfasernackte Frau bewegt sich durch einen dunklen Raum und masturbiert mit lasziven Bewegungen. Schließlich offenbart uns die Kamera, daß Nathalie sich auf der Bühne einer Nachtbar befindet, und bei ihren Aktivitäten aufmerksam von der männlichen Klientel beobachtet wird. Doch mindestens genauso fasziniert ist die junge Frau hinter der Theke, Sandrine.

Etwas später, Feierabend. Der Chef der zwei Frauen macht Sandrine recht rüde das Angebot, auch über ihre Thekenarbeit hinaus tätig zu werden. Die zufällig dazukommende Nathalie setzt sich für ihre junge Kollegin ein - und beide werden rausgeschmissen. Nathalie macht der in der Miete rückständigen Sandrine das Angebot, bei ihr zu übernachten - und durch ein wenig Alkohol enthemmt diskutieren und erkunden die beiden bereits ihre Sexualität.

Die "heimlichen Spiele" werden immer weniger heimlich. Mitten in einer Metro-Haltestelle entledigen sich die beiden ihrer BHs und Slips, verschwinden dann im abgesperrten Bereich, obwohl es klar ist, daß die Bahnbediensteten durch die Überwachungskameras davon erfahren werden.

Nathalie, die ältere und sexuell erfahrenenere, schlägt schließlich vor, daß sie mithilfe der "Waffen der Frauen" und eines ausgeklügelten Plans in einem der Büros einer besseren Gegend ihren gesellschaftlichen Aufstieg initiieren. Bereits beim Vorstellungsgespräch stechen sie alle Mitbewerberinnen subtil aus, später machen sie fast die gesamte männliche Bürobesetzung verrückt.

Sandrine wird dabei auf den zwar verheirateten, aber "offensichtlich" sexuell unbefriedigten Abteilungschef angesetzt, während ausgerechnet Nathalie offensichtlich die wichtigste Regel, sich "nicht zu verlieben", vergisst, und wir über ihre amourösen Erfolge eher wenig erfahren.

Der mittlere Teil des Films ist durchaus interessant, der von Moralvorstellungen befreite Aufstieg in der Arbeitswelt ist ebenso spannend wie von knisternder Erotik durchzogen. Regisseur Brisseau schildert seine Strategie so:

"Als Zuschauer weiß man, daß die beiden Mädchen imstande sind, alle möglichen Dinge zu tun, und folglich strahlen sie selbst dann, wenn man sie in einer alltäglichen Situation sieht, etwa wenn sie ganz normal gekleidet in einem Büro herumstehen, eine besonderer erotische Qualität aus."

Brisseau ist jedoch nicht immer damit zufrieden, Sexualität nur anzudeuten, und spätestens mit der Einführung des gutaussehenden, aber komplett amoralischen Juniorchefs Christophe rutscht der Film in eine immer unerfreulichere Richtung. Christophe, für den sich bereits zwei Frauen lebendig verbrannt haben, ist eine Mischung aus Caligula und dem Marquis de Sade. Zwar wird seine Grausamkeit durch seine Kindheit erklärt, aber wie er sich über sämtliche Gesetze und Gott selbst stellt, ist weniger faszinierend als vor allem abstoßend, und wenn eine unserer zwei "Heldinnen" schließlich mit einem Benzinkanister vor seiner Villa erscheint, kann es mit dem Film eigentlich nur noch bergab gehen, und wenn sich zur schwülen Erotik, den Grenzüberschreitungen und pseudophilosophischen Ansätzen dann noch eine mythologisch angehauchte Figur gesellt, fällt es manchem Zuschauer wahrscheinlich schwer, sich die durchaus gelungenen Aspekte des Films zurückzurufen, die lange Zeit gefangennehmende Geschichte, die überzeugenden Darsteller (nicht nur die Frauen), den meistens interessanten Einsatz klassischer Musik (Bach, Purcell, Vivaldi, Händl) oder die durchstrukturierte Ausleuchtung - was im Gedächntnis bleibt, ist vor allem die wohl schrecklichste Hochzeitsnacht, die man sich nur vorstellen kann …