Es gibt eine feine Grenze zwischen Satire und Klamauk, aber "Head of State" kümmert sich einen feuchten Kehricht darum. Zu den filmgeschichtlichen Vorfahren dieses Films zählen ebenso Tim Robbins' beißende Satire "Bob Roberts" wie Rob Reiners Versuch einer etwas anderen
romantic comedy, "The American President" - ebenso "Wag the Dog" oder "Primary Colors" wie eine nur geringfügig im Sujet verschobener "King Ralph" - doch der große und offensichtliche Unterschied zu all diesen Filmen ist es, daß hier Chris Rock (der auch als Regisseur, Co-Autor und Produzent tätig war) als Mays Gilliam versucht, der erste farbige Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.
Nachdem beide demokratischen Präsidentschaftsanwärter bei einem bizarren Unfall ums Leben kamen, besinnt sich die Parteiführung darauf, aus dem bereits als verloren abgehakten Wahlkampf zumindest etwas Kapital zu schlagen: Mit dem aussichtslosen, gerade entlassenen farbigen Alderman Gilliam wollen sie die Minoritäten bereits für die nächste Wahl auf ihre Seite holen - der voraussichtliche Präsidentschaftsanwärter für 2008 (James Rebhorn mal wieder getypecastet) ist hierbei einer der Drahtzieher. Doch schon schnell stellt sich heraus, daß dieser Capra'sche Held durchaus seine eigene Herangehensweise gegenüber den faden, nach Schema F strukturierten Reden vorzieht. Dieser Kandidat gibt sich wie ein HipHop-Star, steht zu seinen Überzeugungen und tritt lieber bei einer Schwulenparty auf als bei irgendeiner Hillbilly-Zusammenkunft.
Hierbei wird er dann von seinem noch trampeligeren Bruder Mitch (Bernie Mac, bekannt aus dem zweiten "Charlie's Angels"-Film) unterstützt, und der Film weiß durchaus das Zwerchfell zu kitzeln. Als Regisseur macht Hauptdarsteller Chris Rock (bekannt aus "Bad Company", leicht zu verwechseln mit Chris Tucker aus "Rush Hour" und "The Fifth Element") sozusagen auch seine eigene Kampagne: Die Narration wird begleitet vom Sänger Nate Dogg, der mit zwei Tänzerinnen sozusagen als altgriechischer Chor fungiert, und die bereits angesprochene Mixtur aus politischer Satire und plattem Klamauk entsprecht voll dem Naturell Rocks.
So gibt es etwa fundierte Prognosen über das "Last-Minute"-Verhalten der kalifornischen Wähler, die dann von völlig überzogenen Massentumulten illustriert werden. Einerseits sorgt die Ex-Freundin des Kandidaten für den auffälligsten slapstickartigen Running Gag des Films, andererseits sind die Auftritte des republikanischen Gegenkandidaten manchmal so real (verlogen), daß es schon fast unheimlich ist. Wenn dieser Kandidat dann aber in der übernächsten Einstellung wieder wie ein ignoranter Dämlack vorgeführt wird, verliert sich allerdings einiges an der manchmal angedeuteten politischen Aussagekraft des Films.
Inwiefern dieser Film für den deutschen Markt relevant ist, wo Chris Rock nahezu unbekannt ist, und das Sujet einer amerikanischen Präsidentschaftswahl wohl von geringem Interesse sein dürfte, wird sich zeigen, besser als "King Ralph" und "The American President" ist er schon, aber das bedeutet noch lange nicht, daß man diesen Film sehen muß, da ist für deutsche Kinozuschauer "Herr Wichman von der CDU" einfach aussagekräftiger.