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Dezember 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

In America
USA 2003

In America (R: Jim Sheridan)

Regie:
Jim Sheridan

Buch:
Jim Sheridan, Kirsten Sheridan, Naomi Sheridan

Kamera:
Declan Quinn

Schnitt:
Naomi Geraghty

Musik:
Gavin Friday, Maurice Seezer

Darsteller:
Samantha Morton (Sarah Sullivan), Paddy Considine (Johnny Sullivan), Djimon Hounsou (Mateo), Sarah Bolger (Christy Sullivan), Emma Bolger (Ariel Sullivan)

Kinostart:
11. Dezember 2003

In America





In America (R: Jim Sheridan)

In America (R: Jim Sheridan)

In America (R: Jim Sheridan)

In America (R: Jim Sheridan)

In America (R: Jim Sheridan)

In America (R: Jim Sheridan)

Eine junge irische Familie zieht nach New York und versucht dort mit dem Tod des Sohnes klarzukommen. Um diesen Film nachzuvollziehen, sollte man aber wissen, daß Regisseur Jim Sheridan ("My Left Foot", "In the Name of the Father") Anfang der 80er selbst mittellos mit seiner Frau uns zwei Töchtern in New York ankam, und zusammen mit diesen zwei Töchtern das Drehbuch schrieb, in das er noch die Erinnerunen an den Tod seines Bruders einfließen ließ.

Vergangenheitsbewältigung als Filmstoff: Größtenteils funktioniert der Film, weil das psychologische Dilemma und die ungewohnte Umgebung eben nicht von cleveren Drehbuchautoren ersonnen wurden, sondern von den Personen, die wir im Film sehen. Allerdings muß man allerdings auch dagegen halten, daß manche der skurrilen Anekdoten (ungeachtet dessen, daß sie wirklich passiert sind) durch die überhöhte Inszenierung an Tragfähigkeit verlieren. Etwa die durch die halbe Stadt transportierte Klimaanlage, die im Film wie ein verzweifelter Versuch erscheint, etwas visuellen Humor einzubringen.

Bemerkenswert sind sowohl die fünf Hauptdarsteller (von denen nur Samantha Morton, die Agatha aus "Minority Report", bekannt sein dürfte) als auch die weniger als schmeichelhafte Darstellung des Alter Ego des Regisseurs, würden nicht die persönlichen Krisen der Familie filmgemäß immer mit erhebenden Episoden alternieren, wobei natürlich der Süßlichkeitsgrad der zwei Töchter einiges dazu beiträgt, damit es leicht fällt, den Film zu kritisieren (Und insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit des Films mit einem harmlosen Trailer und einem kitschigen Plakat wird definitiv Zuschauer mit falschen Erwartungen anlocken, die sicher nicht in allen Fällen von der traurigen Geschichte des Films in ihren Bann geschlagen werden).

Ich könnte auch noch ankreiden, daß mich die Figur des Mateo (Djimon Hounsou fiel bisher höchstens durch einschlägige Rollen in "Amistad" oder "Gladiator" auf) zu sehr an die ähnliche Figur in Doris Dörries "Keiner liebt mich" erinnerte, aber die Gefahr, daß Sheridan diesen Film kennt, ist wohl gering, und so will ich ihm verzeihen.

Einer der rätselhaftesten Aspekte des Films ist aber der Einfluß von "E.T." auf den wundersamen Heilungsprozeß innerhalb der Familie. Sheridan hatte damals in New York wohl ähnliche Erfahrungen mit dem Film, aber als Zuschauer ist man ein wenig gefordert, zu erkennen, wann "In America" jetzt eigentlich spielen soll. Anfang der 80er, also streng autobiographisch, oder - wie eine Digitalkamera zu fordern scheint - doch eher heutzutage, vielleicht zur Jubiläums-Wiederaufführung des Films, der auch auf Jahrmärkten wieder ein E.T.-Fieber ausgelöst hat?

Man weiß so wenig.