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Auf der Berlinale hatte ich diesen Film verpasst, und war inzwischen schon über seine Schwächen bestens informiert. Die von Sarah Polley dargestellte Ann wohnt mit ihren zwei kleinen Töchtern und deren Vater in einem Wohnwagen, gleich neben ihrer Mutter. Ann arbeitet als Putzfrau, ihr Mann ist als Swimming-Pool-Bauer meistens arbeitslos. Und dann erfährt Ann auch noch, daß sie innerhalb der nächsten drei, vier Wochen an einem Tumor sterben wird. Sie stellt eine Liste mit Dingen auf, die sie vorher noch erledigen will … Diese doch eher deprimierend wirkende Geschichte wurde von der Regisseurin, die auch das Buch verfasste, seltsamerweise wie ein Freudenfest der Sinne (Vorsicht, Frauenfilm!) inszeniert. Das Innere des Wohnwagens gleicht einer dekorierten Spielwiese, jede Einstellung besteht aus warmer Farbenpracht und gut ausgeleuchteten Kontrasten, die Kinder sind zum Verlieben, der Ehemann treusorgend und verständnisvoll, einzig mit der Mutter gibt es ein wenig Zank. Und auch die Wünsche/Missionen auf Anns Liste scheinen sich wie von selbst zu erfüllen. Der Mann, der sich in sie verlieben soll, wird schon auf sie aufmerksam, bevor die Geschichte eigentlich überhaupt losgeht, die Ersatzfrau und -mutter für ihre Familie zieht kurz darauf nebenan ein, ist vergleichsweise wohlhabend, total schnuckelig, steht auf Kinder, will aber selbst keine bekommen und heißt zufällig auch noch ebenfalls Ann. Kurzum, der Film ist ein Märchen, will uns aber zu Beginn glauben machen, er sei eine Studie sozialer Missstände, wie man sie von Ken Loach oder Mike Leigh kennt. Nicht die Bohne. Wenn man sich damit anfreunden kann, gibt es auch genügend Ansprechendes in "My Life without Me" zu entdecken. Zuallererst natürlich das Schauspieler-Ensemble, daß selbst noch in Winzrollen mit Namen wie Amanda Plummer ("The Fisher King"), Maria de Medeiros ("Pulp Fiction"), Leonor Watling ("Hable con ella"), Deborah Harry (Leadsängerin von "Blondie" - irgendwie erinnert mich die Rolle der Mutter stark an Kim Basinger in "8 Mile"), Mark Ruffalo ("You can count on me") oder gar Alfred Molina. Auch die Story und die Charaktere überzeugen, die warmherzige Atmosphäre des Films, es ist alles nur eine Spur zu schön, um wahr zu sein - soll heißen, Sujet und Inszenierung würden zwei tolle Filme abgeben, diese seltsame Mischung aber kann nicht überzeugen und hinterlässt einen fahlen Geschmack. |
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