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Ein Film, der 2000 im Wettbewerb der Berlinale lief und im Folgejahr auf dem festival circuit allerlei Preise einheimste - u.a. für die Regie, den Schnitt, den Hauptdarsteller Mehmet Emin Ceylan und sogar die besten Untertitel (allerdings die französischen, hierzulande läuft er natürlich mit deutschen). Völlig nachvollziehen kann ich das alles nicht. Das Thema "Film im Film" ist meistens interessant, und die Übereinstimmungen zwischen der Produktionsgeschichte und der Filmhandlung (man achte auf die Nachnamen der Elterndarsteller des Regisseurs im Film) ist ja auch ganz neckisch, aber es kann den Film nur schwerlich für über zwei Stunden tragen. Muzaffer kehrt in das anatolische Dorf seiner Heimat zurück und macht Probeaufnahmen für einen Film. Er will auch Mitglieder aus seiner Familie als Darsteller einsetzen, geht allerdings auf deren Bedürfnisse überhaupt nicht ein. Wenn der Onkel vom Tod seiner Frau erzählt, gähnt Muzaffer beispielsweise. (Wie überhaupt viel in dem Film gegähnt wird, was sich auch aufs Publikum überträgt.) Und wenn sein Vater ihm davon erzählt, daß man ihm sein Land mit dem kleinen Wäldchen wegnehmen will, ist ihm das ziemlich schnurz. Nach etwa der Hälfte des Films fährt Muzaffer zurück nach Istanbul, um seine (einköpfige) Filmcrew und -ausrüstung zu holen. Und erstmals entwickelt der Film eine Art Drive. Muzaffers betagter Vater Emin rast mit dem Fahrrad um die Ecken, um den staatlichen Landvermessern zuvorzukommen, und der kleine Ali, der 40 Tage lang ein Hühnerei behüten soll, um Verantwortung zu entwickeln, wird zum eigentlichen Star des Films - allerdings nur für zirka zwanzig Minuten. Es folgen dann die Filmaufnahmen, die auch dabei helfen, für die erste Stunde zu versöhnen, weil sie liebenswert einfach, aber mit dem lange vermissten Humor daherkommen - und ganz nebenbei auch die Themen des Films ansprechen, über die man in der ersten Hälfte noch ziemlich im Dunkeln gelassen wurde. Ohne Muzaffer, der einem lange Zeit wie die Hauptfigur erscheint (weil wir als Zuschauer zusammen mit ihm das Dorf betreten), wäre der Film sicher prickelnder geworden, und ein Zusammenschnitt der Szenen mit Ali hätte mich trotz einer Laufdauer von nur etwa 40 Minuten wirklich überzeugt - aber man kann nicht alles haben im Leben. Wer jedoch Filme von Otar Iosseliani über alles liebt, könnte auch am langsamen Erzählduktus dieses Films Gefallen finden. |
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