Joe Dante gehörte zusammen mit Robert Zemeckis ("Back to the Future", 1984) und John Landis ("An American Werewolf in London", 1981) zu den Regisseuren, denen man in den 80ern noch zutraute, Unterhaltungsfilme im Gefolge der Anfangszeit Steven Spielbergs zu machen. Insbesondere, was es angeht, das Science Fiction- und Horror-Genre mit Humor und einem nostalgischen Blick auf die B-Filme der 50er zu verquirlen, dürfte Dantes erfolgreichster Film, "Gremlins", Maßstäbe gesetzt haben, die er jedoch abgesehen von dem Sequel nicht wieder erfüllen konnte. Im letzten Jahrzehnt ist es still geworden um den Regisseur, größtenteils Fernseharbeiten, einzig "Matinee" (1993) und "Small Soldiers" (1998) bewiesen, daß es noch zu früh ist, ihn ganz zu vergessen.
Mit dem neuen "Looney Tunes"-Film meldet er sich nun zurück, und nun versteht man auch, warum er nur noch alle fünf Jahre einen großen Kinofilm macht. Dante ist nicht der Mann für Kompromisse, und dieser Film ist ihm nicht nur auf den Leib geschneidert, auch dürfte ihm ein derartiges Budget trotz seiner Verdienste nicht dauernd zur Verfügung stehen.
Glücklicherweise orientiert sich "Looney Tunes: Back in Action" nicht an seinem Vorgänger "Space Jam", sondern eher an Robert Zemeckis' "Who framed Roger Rabbit" - und an zahlreichen der klassischen Warner Cartoons wie Friz Frelengs "You Ought to be in Pictures" (1940, eine frühe Verbindung von Real- und Animationsanteilen) oder Chuck Jones' "Rabbit Seasoning" (1952). In gewisser Weise wurden Konzepte wie Selbstreferentialität oder Postmodernismus in den klassischen amerikanischen Nicht-Disney-Cartoons sozusagen miterfunden - heutzutage sind sie aus dem Kino nicht mehr wegzudenken.
Die Geschichte nachzuerzählen, ist eigentlich müßig, weil sich der Film größtenteils an die Logik der Cartoons hält, aber ich will es mal kurz versuchen. Die Warner-Verantwortliche für Humor (Jenna Elfman) feuert innerhalb kurzer Zeit sowohl Daffy Duck als auch einen erfolglosen Stuntman namens DJ Drake (Brendan Fraser), der sich ungeschickterweise als Sohn des größten Warner Stars Damien Drake (Timothy Dalton) herausstellt. Um ihren Job zu retten, muß sie die beiden zurückbringen, und wird dabei von Bugs Bunny unterstützt, der seinen alten Lieblingsfeind Daffy auch zurückhaben will. DJ und Daffy sind unterdessen auf einer "Mission", um den "Blue Monkey", einen mysteriösen Diamanten zu finden - und um DJs Vater zu retten, der nicht nur einen Spion spielt, sondern auch einer ist. Selbigen Diamanten will auch der schurkische Chef von ACME (Steve Martin) haben, um damit die Menschheit in Affen zu verwandeln. Unterstützung erhält er dabei von diversen Untergebenen, von denen wir viele kennen: etwa Yosemite Sam, Wile E. Coyote, Marvin the Martian oder der Tasmanian Devil.
Diese Mission ist vor allem dafür da, um die Figuren an bestimmte Orte zu bringen, ganz im Stil von Bugs Bunnys "I should have turned left at Albuquerque". In Las Vegas trifft man auf eine Mitstreiterin des Spionvaters (die ziemlich gut konservierte Heather Locklear) und Yosemite Sam, dann gibt es eine überflüssige Verfolgungsjagd in Autos, die auch noch von gräßlicher Musik übertüncht ist (der Tiefpunkt des Films), bevor man in der Wüste landet, und miterlebt, wie Wile E. Coyote seine ACME-Hilfsmittel per Laptop und Online-Shop bestellt. Kongenial modernisiert.
Kurz darauf wird die "Area 52" entdeckt, geführt von "Mother" (Joan Cusack), und belebt von allerlei bekannten Aliens aus Filmen wie "This Island Earth" (1955), "Invasion of the Body Snatchers" (1956) oder "The Day of the Triffids" (1961) oder - und Robby the Robot persönlich ("Forbidden Planet", 1956) . Hier merkt man, wie sehr Joe Dante von diesen Filmen beeinflußt ist - und kann nachempfinden, was es für ein Heidenspaß für ihn gewesen sein muß, diese Figuren wieder zum Leben zu erwecken. Dann geht es blitzschnell nach Paris, um u.a. auf dem Eiffelturm die spektakulären Szenen aus "A View to a Kill" und "An American Werewolf in Paris" noch zu toppen, Pepe le Pews Gastauftritt zu gewährleisten - und um im Louvre eine Verfolgungsjagd durch diverse Gemälde zu veranstalten, wobei sich der Stil der Zeichnungen natürlich Munch, Toulouse-Lautrec oder Dali angleicht, und man eine kleine Lektion zum Thema Pointilismus bekommt.
In Africa folgt dann der "Indiana Jones"-Teil, und wie es sich für einen Film mit Damien Drake gehört, ist der große Showdown dann im All.
"Looney Tunes: Back in Action" schafft es etwa in 90% der Zeit, einen wirklich zu unterhalten. Immer wieder nette Gastauftritte und Ideen, für die man den Film fast gleich ein zweites Mal sehen will. Ganz diesem entsprechend werden auch Brendan Fraser und Jenna Elfman immer wieder in neue Kostüme gesteckt (Teile des Publikums werden dies auch zu schätzen wissen), und nur am Anfang wird das noch motiviert. Es muß dem Zuschauer einfach klar sein, daß es in so einem Film nicht um Gesetze der Logik gehen kann - hier gelten nur die Gesetze der Komik.
Einer der Höhepunkte des Films ist übrigens die Stelle, wo ein herrenloses Batmobile einen riesigen Wasserturm zum Einsturz bringt (sehr dramatisch!), und Jenna Elfman mit Bugs natürlich in einem Cabriolet sitzt, das danach bis zum Anschlag voller Wasser ist. Bugs sitzt auf dem Rücksitz in einem kleinen Boot, angelt - und findet Nemo.
Aber auch der Kurzauftritt der Cartoon-Version von Peter Lorre (aus Tex Averys "Hollywood Steps out", 1941) sollte erwähnt werden - weitere Schmankerl kann man meinen ausführlichen Stabangaben entnehmen, aber wer sich auch nur ein kleines bißchen für Looney Tunes, Science Fiction-B-Movies der 50er, James Bond-Filme oder Brendan Fraser interessiert, sollte lieber gleich ins Kino gehen, und sich von den zwei, drei Leerlaufstellen des Films nicht den Spaß nehmen lassen - wer sich anderthalb Stunden lang die besten Cartoons von Tex Avery oder Chuck Jones anschaut, kann auch nicht durchgehend lachen.