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Januar 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Haus der 1000 Leichen
House of 1000 Corpses

USA 2000

Haus der 1000 Leichen (House of 1000 Corpses) (R: Rob Zombie)

Buch
und Regie:
Rob Zombie

Kamera:
Tom Richmond, Alex Poppas

Schnitt:
Kahtryn Himoff, Robert K. Lambert, Sean Lambert

Musik:
Rob Zombie, Scott Humphrey

Darsteller:
Sid Haig (Captain Spaulding), Bill Moseley (Otis), Sheri Moon (Baby), Karen Black (Mother Firefly), Chris Hardwick (Jerry Goldsmith), Erin Daniels (Denise Willis), Jennifer Jostsyn (Mary Knowles), Rainn Wilson (Bill Hudley), Walton Goggins (Steve Naish), Tom Towles (George Wydell), Matthew McGrory (Tiny), Robert Mukes (Rufus), Dennis Fimple (Grampa Hugo), Harrison Young (Don Willis), William H. Bassett (Sheriff Huston), Michael J. Pollard

88 Min.

Kinostart:
29. Januar 2004

Haus der 1000 Leichen
House of 1000 Corpses



Haus der 1000 Leichen (House of 1000 Corpses) (R: Rob Zombie)

Haus der 1000 Leichen (House of 1000 Corpses) (R: Rob Zombie)

Haus der 1000 Leichen (House of 1000 Corpses) (R: Rob Zombie)

Haus der 1000 Leichen (House of 1000 Corpses) (R: Rob Zombie)

Vier junge Leute fahren irgendwo im amerikanischen Hinterland durch die Gegend (es ist übrigens kurz vor Halloween) und nehmen eine Anhalterin mit - soweit kommt einem die Geschichte des Regiedebüts von Punkrocker Rob Zombie ("White Zombie") recht bekannt vor - immerhin startete ja zu Neujahr gerade das (ziemlich überflüssige) Remake des "Texas Chainsaw Massacre". Doch auch wenn unsere vier Helden bald am eigenen Leibe spüren müssen, daß auch hier degenerierte Freaks gerne Folterspielchen treiben - schon durch die Anhalterin wird eigentlich klar, daß dieser Film anders funktioniert. Denn diese Anhalterin (dargestellt von der Freundin des Regisseurs, Sheri Moon) ist auffallend hübscher als die zwei anderen Mädchen im Auto, zwei eher verhuschte Schwarzhaarige, die schnell vermuten, daß das blonde Gift die beiden Herren abspenstig machen will. Womit sie auch gar nicht so im Unrecht sind …

Aber diese Intro impliziert irgendwie eine Geschichte, und das "Haus der 1000 Leichen" ist vor allem eine Freakshow, eine Geisterbahn, ein Panoptikum skurriler Ideen. Regisseur Rob Zombie legt wenig Wert auf nachvollziehbare Handlungsstränge, er legt den Film an wie ein anderthalbstündiges Rockvideo (Frei ab 18), das mit immer wieder neuen Monstren, menschlichen Abgründen und schwarzem Humor das Publikum unterhalten will. Dies gelingt nur in Ansätzen. Zwar sind einige der darstellerischen Leistungen für das Genre überdurchschnittlich (etwa Sid Haig als zombiehafter Clown, Bill Moseley als angsterregender Zottelkopf, für den jede Heavy Metal-Band dankbar wäre, oder Karen Black und Sheri Moon als aberwitziges Mutter-Tochter-Duo), und auch die Bauten, Masken und Kostüme sind mit Liebe gestaltet, aber es ist halt so, daß eine Geisterbahnfahrt kaum jemanden 88 Minuten lang unterhalten kann.

Zudem ist die Inszenierung mitunter sehr krude, was der Film durch Effekte á la "Natural Born Killers" kaschieren will … wobei er auf ganzer Linie scheitert. Einen inszenatorischen Höhepunkt gibt es in dem Film. Zu den Klängen des bekannten Country-Jodlers "I remember you" von Slim Whitman gibt es eine ansonsten stumme Zeitlupensequenz, die tatsächlich ein Gespür für Parallelmontagen und einen schmerzhaft in die Länge gezogenen Schlußmoment zeigt. Doch statt den Film mit einem Knalleffekt zu beenden, geht das Ganze dann noch mal eine (gefühlte) Dreiviertelstunde weiter, und Zombie versucht sich nochmal selbst zu übertreffen, langweilt das Publikum aber nur noch. Selbst die Idee, die verbliebenen Opfer dann in mannsgroßen Kaninchenkostümen über die Felder zu jagen, bis eine "down the rabbit hole" und in die (noch grausigere) Unterwelt flieht, kann zu diesem Zeitpunkt nichts mehr retten. Mit etwas mehr Gespür für Drehbuch und Inszenierung hätte man aus dem Ideenreichtum zwei ganz passable Filme machen können, so ist das Resultat etwa, als wenn man zwei Kilo unterschiedlichster zu Halloween erbeutete Süßigkeiten durch den Mixer gejagt hätte: Das Ergebnis ist ein unappetitlicher, geschmackloser Brei, der nach einigen Löffeln allen Reiz verloren hat.