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Wie so oft bei IMAX-Filmen wählt man einen dokumentarischen Ansatz, auch wenn man sich getrost darüber streiten kann, wieviel hier noch dokumentarisch ist. Cameron schnappt sich Bill Paxton, der im zeitgenössischen Teil von Titanic einen Forscher mimte, und lädt ihn als Gast zu einer echten, mit eigens für den Film erschaffener 3D-Technologie festgehaltenen Titanic-Expedition mit. Paxton ist unser Begleiter und unser Auge, doch leider ist Paxton auch derjenige, der all seine Emotionen in Worte fasst, die ihm höchstwahrscheinlich ein Drehbuchautor oder PR-Experte in den Mund gelegt hat. Anstatt den Zuschauer selbst den Reiz der Bilder erkennen zu lassen, schwafelt einen Paxton die ganze Zeit zu, wie "toll", "einzigartig" und "epochal" das Ganze doch sei. Da geht man schon mal auf Abwehrhaltung, die der Film eigentlich nicht verdient hat. Schon an Bord des Expeditionsschiffes arbeitet Cameron gekonnt einige 3D-Effekte ein, die klaustrophobische Stimmung überträgt sich auf den Betrachter, eine "Aro"-Kräcker-Tüte ist das Nonplusultra an Realismus, man will fast zugreifen, was aber umgedreht eines der Hightech-Greifinstrumente macht, daß einem wie nebenbei beinahe den Bindehaut ankratzt. Unter Wasser zeigt sich die fast mythische Wirkung des legendären Schiffswrack, wobei Cameron die Bilder immer wieder mit nachgestellten Szenen (und einigem Material aus Titanic) überblendet, um die "Geister der Titanic" zum Leben zu bringen und an einem halbvermoderten Schiffsrad plötzlich wieder einen durchscheinenden Navigatoren auftauchen zu lassen, den verlorenen Prunk für Sekunden wiederzubringen und dem Publikum generell etwas für sein Geld zu bieten. Ins Innerste des Schiffes schickt man zwei Kamera-Roboter, was Bill Paxton dann zum unfreiwillig komischsten Satz des Films verführt, wenn er am Monitor sitzt und betont, wie ergreifend es ist, dies "mit eigenen Augen" zu sehen. Sorry, Bill, aber du sitzt nur vor einem kleinen Bildschirm, wir sitzen immerhin im IMAX! Die beiden kleinen Roboter, die die Crew Jake und Elwood getauft hat (bedankenswerterweise wird dieser kleine Insider-Joke nicht umständlich erklärt) bieten dem Zuschauer die ergreifendsten und irgendwie auch dokumentarischsten Bilder des Films. Doch dann gerät einer der kleinen Kerle in Gefahr, wohl, um dem Film noch ein bißchen zusätzliche Dramatik zu verleihen. Schade, daß Cameron immer eine Spur zu dick aufträgt … |
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