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Februar 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Pieces of April - Ein Tag mit April Burns
Pieces of April

USA 2003

Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)

Buch
und Regie:
Peter Hedges

Kamera:
Tami Reiker

Schnitt:
Mark Livolsi

Musik:
Stephin Merritt

Darsteller:
Katie Holmes (April Burns), Patricia Clarkson (Joy Burns), Derek Luke (Bobby), Oliver Platt (Jim Burns), Alison Pill (Beth Burns), John Gallagher Jr. (Timmy Burns), Alice Drummond (Grandma Dottie), Lilias White (Evette), Isiah Whitlock jr. (Eugene) Sean Hayes (Wayne), Sisqo (Latrell)

80 Min.

Kinostart:
19. Februar 2004

Pieces of April
Ein Tag mit April Burns





Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)
Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)
Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)
Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)
Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)
Pieces of April - Ein Tag mit April Burns (Pieces of April) (R: Peter Hedges)
Peter Hedges, der Drehbuchautor von What‘s eating Gilbert Grape (er schrieb auch die Romanvorlage!) und About a Boy (Oscar-Nominierung!), betätigt sich hier erstmals als Regisseur, und ähnlich wie renommiertere Kollegen, die den selben Sprung wagten (etwa Richard LaGravenese, der Autor von Terry Gilliams The Fisher King mit Living Out Loud oder jüngst der britische romantic comedy-Experte Richard Curtis mit Love Actually), konzentriert er sich mit einer unaufdringlichen Inszenierung vor allem darauf, seine Geschichte zu erzählen. Und die allein reicht eigentlich auch schon, um das Publikum in seinen Bann zu schlagen. April (Katie Holmes), eine missratene Tochter, die in einem recht heruntergekommenen Block der Lower East Side von New York lebt, springt über den eigenen Schatten und lädt die Provinz-Familie zum Thanksgiving-Essen ein. Über diesen seltsamen amerikanischen Brauch, der fast noch verlogener als manches Weihnachtsfest anmutet, drehte bereits Jodie Foster einen Film, dessen deutscher Verleihtitel Familienfeste und andere Schwierigkeiten eigentlich schon alles sagt …

Doch hier kommt es noch eine Spur dicker, denn nicht nur ist die Mutter todkrank (ein autobiographischer Ansatz), aber durchtrieben (Patricia Clarkson, jüngst auch in kleinen Rollen in Far from Heaven und Dogville, heimste bereits einige Darstellerpreise dafür ein und ist durchaus oscarverdächtig), zu allem Übel fällt auch noch der Ofen aus, und April klappert ihr Mietshaus ab auf der Suche nach einem ihrer neuen Nachbarn, der ihr für einige Stunden seinen Ofen leiht. Währenddessen treibt sich Aprils Freund Bobby (dessen Hautfarbe den Eltern noch nicht bekannt ist) in der Nachbarschaft rum und stellt fest, daß ein mysteriöser Typ, dessen Namen er nie zuvor gehört hat, auf der Suche nach ihm ist.

Hedges erzählt seinen Film als eine auf einen Tag beschränkte Parallelmontage. Während wir einerseits Aprils Bemühungen, einen Truthahnbraten zu zaubern, miterleben, sehen wir auch, wie ihre skurrile Familie sich wenig erfreut auf den Weg macht. Die eine Hälfte des Films spielt ausschließlich in einem Haus, die andere Hälfte ist ein Road Movie, und die zwei Teile ergänzen sich vorzüglich. Wie nah April und ihre Familie (oder auch die zwei Teile des Films) sich am Ende kommen, verrate ich natürlich nicht …

Dadurch, daß beispielsweise Aprils Kochkünste nichtexistent sind oder es jede Menge Spannungen zwischen den Familienmitgliedern im Auto gibt (Vater, Mutter, eine senile Großmutter, ein verwöhnt-zickiges Töchterchen und der kleine Timmy, der es auch faustdick hinter den Ohren hat), wird der Film zu einem andauernden Angriff auf das Zwerchfell, der selbst Thanksgiving-Komödien wie John Hughes Planes, Trains, and Automobiles (mit Steve Martin und John Candy) auf subtile Art spielend in den Schatten stellt. Doch bei allem Humor ist Pieces of April auch eine ernstgemeinte Annäherung an das Thema Familie, man kann nachvollziehen, warum Autor Hedges dieses Baby keinem anderen Regisseur anvertrauen wollte - und als Regisseur hat er sich bestens behauptet. Wie Billy Wilder (selbst ein ehemaliger Drehbuchautor) mal in etwa sagte: Selbst der beste Regisseur kann aus einem misslungenen Buch nichts herausholen, aber bei einem guten Skript kann auch ein Anfänger nicht alles versauen. Und dadurch, daß dieser Anfänger das Buch besser kennt als jeder andere, und er auch noch von einem hervorragenden Ensemble unterstützt wird, wird Pieces of April zu einem Paradebeispiel, daß es sich manchmal auch auszahlen kann, wenn ein Schuster nicht (nur) bei seinen Leisten bleibt.