Man erfährt recht wenig von der Schulbildung des jugendlichen Titelhelden dieses Films, und weiß deshalb auch nicht, wie gut er sich im Werk William Shakespeares auskennt … Ansonsten wüsste er nämlich, daß man mit einem Namen wie "Jargo" lieber keinem Dunkelhäutigen Grund zur Eifersucht gibt, und daß auch der Geist des toten Vaters, der einen des Nachts besucht, nicht unbedingt ein Glücksbringer ist.
Jargo ist deutschstämmig und blond, aber in Saudi-Arabien aufgewachsen. Erst nach dem Selbstmord seines Vaters (Udo Kier) kehrt er zurück nach Berlin, wo er ganz nach dem Willen seines Vaters bis zu seinem 16. Geburtstag "ein Mann werden" will. Für Jargos Vater läuft das nicht nur über das "erste Mal" (in der Reihe 14plus wenig überraschend ein Dauerthema), sondern zum Beispiel auch über einen "guten Freund, der einem die Popel aus der Nase ziehen kann". Durch Jargos unerschrockenes Auftreten gewinnt er den Respekt des kleinkriminellen Kamil und mit Emilia, der etwas unscheinbaren Tochter des Hausmeisters, kündigt sich auch eine weitere Unterstützung "auf dem Weg zum Mann" an. Doch als Jargo auf Emilias Hinweis, er wolle vielleicht erstmal andere Mädchen kennenlernen - er ist ja gerade erst in Deutschland angekommen (und hatte zuvor noch nie mit Mädchen in seiner Klasse), hätte er vielleicht doch nicht mit "Gute Idee!" antworten sollen - Feingefühl ist nicht immer seine Sache …
Während Kamil einen gemeinsamen Coup plant, checkt Jargo ausgerechnet Kamils Freundin Mona aus, die er mal abends in einer Disco getroffen hat, und die eigentlich Zuhause bleiben soll, um von den Drogen wegzukommen. Jargo schläft nicht nur mit Mona, er besorgt ihr auch noch Drogen - ein tragischer Ausgang der Geschichte scheint vorprogrammiert …
Durch seine verspielte Inszenierung zieht Jargo auch ältere Betrachter auf seine Seite - manchmal geht das aber auch zu sehr in Richtung "pubertär". Sex & Drugs & Rock'n'Roll spielen im Leben von Teenagern eine übergeordnete Rolle, und Jargo konzentriert sich auch auf diese Themenbereiche. Der Sexteil wird ähnlich wie bei Fickende Fische über Farbspielereien eingeführt, die Drogen sind angemessen zerstörerisch und auch auf symbolischer Ebene durch ein mehrfach auftretendes weißes Kaninchen gegenwärtig - und der Soundtrack ist genau auf das jugendliches Publikum abgestimmt, und übermittelt mit arabischen Klängen und türkischem Hiphop ein gehöriges Stück Lebensgefühl - gegen Ende des Films wird dann aber die Musik zurückgedreht, es ist nicht mehr alles so bunt wie zuvor, und die Überdosis Tabletten ist mindestens so gefährlich wie derEinbruch bei der philipinischen Zigarettenmafia.
Udo Kier hat man lange nicht mehr so gut (und witzig) gesehen wie in der Rolle des wenig hilfreichen Vaters ("Hab' ich was Schlimmes gesagt?"), Ulrich Noethen kann man von hinten immerhin erkennen, aber ansonsten werden die Erziehungsberechtigten unserer jugendlichen Protagonisten fast völlig ausgespart - mal ein kurzer Satz aus dem Off oder eine kleine Szene, das Augenmerk ist aber ganz offensichtlich auf Jargo und seinen Altersgenossen, einzig Marc Hosemann in der Rolle, die vielleicht auch eine Abwandlung des shakespeareschen Fool sein soll, hat als running gag überhaupt mehrere Szenen.
Durch seine verspielte Art erreicht der Film sicher sein junges Publikum und bringt nebenbei noch eine ernste Message rüber, aber erwachsene Zuschauer werden wohl kaum jugendliche Begeisterung entwickeln.