Yang Rui hat sich in seine Tae Kwon Do-Lehrerin verliebt und stellt ihr fortan nach, ohne dabei auf Kleinigkeiten wie den nachfolgenden Verkehr zu achten. Immer wieder weist ihn He Janhong darauf hin, daß sie nicht interessiert ist, doch er lässt nicht locker, will sie beispielsweise nach dem Training mit seinem Auto nach Hause bringen, doch sie zieht es lieber vor, mit dem Rad durch den strömenden Regen zu fahren, bis sie dann aber bei einem zu energischen "Angriff" Yang Ruis diesen k. o. schlägt und nach ihrer Verarztung etwas kommunikativer ist. Sie offenbart ihm schließlich, daß sie nicht die Frau ist, für die er sie hält (sogar ihr Name ist ein anderer, An Xin, was soviel wie "Frieden" heißt), und daß sie den wenigen Männern in ihrem Leben immer nur Unglück gebracht hat. Mit dieser Argumentation gelingt es ihr aber natürlich auch nicht, Yang Rui von seiner fixen Idee, die Frau seines Lebens gefunden zu haben, abzubringen.
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Schließlich erfährt Yang Rui aber davon, daß An Xin einen Sohn hat, und sieht mit eigenen Augen auch einen Mann, der offenbar der Vater ist. Er stellt An Xin zur Rede, und gemeinsam mit ihm erfahren wir die Geschichte von An Xins Leben.
Als talentierte und engagierte Polizistin war sie involviert in den Drogenkrieg in der kleinen Grenzstadt Nande (in der Provinz Yunnan), während ihr Verlobter Tiejun als gefeierter Journalist in Beijing tätig war. Während An Xin immer noch zögert zu heiraten, und die Fernbeziehung natürlich nicht perfekt ist, lernt sie den jungen und charismatischen Mao Jie kennen, was zu einer kurzen und leidenschaftlichen Romanze führt. Doch als sie kurz darauf als Strohmann einen Drogendeal platzen lassen soll, ist sie mindestens so überrascht wie Mao Jie …
Guan yin ist die Bezeichnung für eine der beliebtesten Bodhisattva Chinas, die "Göttin der Barmherzigkeit". Tiejun findet, daß An Xin ihr gleicht und schenkt ihr eine Kette mit Anhänger, die natürlich während des Films immer wieder eine Bedeutung hat. Goddess of Mercy ist eine Art märchenhaftes Melodram, das zwar in Nande einige Momente hat, die aus einem Kriegsfilm stammen könnten und beim Showdown fast ein wenig an Infernal Affairs erinnert, aber den ganzen Film über ist der weibliche Punkt der Geschichte unübersehbar, Ann Hui, eine der bekanntesten und vielseitigsten Regisseurinnen Chinas liefert sozusagen ihre Version des Kampfes zweier Gegenpole, doch durch die Leidenschaft zwischen An Xin und Mao Jie fühlt man sich auch ein wenig an die Grundkonstellation von King Vidors Duel in the Sun (auch bekannt als Lust in the Dust) erinnert.
Only after death can we find life. Abgesehen vom für meine Verhältnisse zu (melo-)dramatischen Ende (das aber immerhin auch für verschiedene Interpretationen offenbleibt) überzeugt der Film auf ganzer Linie, die Konstruktion der Rahmenhandlung scheint zwar etwas aufgesetzt, aber durch Yang Rui als (einigermaßen) objektiven Betrachter (bzw. Zuhörer) wird die Geschichte auch etwas glaubhafter (abgesehen von der Wasserszene …). Neben den guten Schauspielleistungen und dem komplexen Drehbuch fallen vor allem die nicht knalligen, aber intensiven Farben positiv auf, durch die etwa die flash forwards auf die braun-grüne Vegetation der Provinz Yunnan schon früh eine unheilvolle Stimmung evozieren, ehe das Schicksal seinen Lauf nimmt …