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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

Februar 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Morgengrauen
Om jag vänder mig om

Schweden 2003

Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)

Buch
und Regie:
Björn Runge

Kamera:
Ulf Brantås

Schnitt:
Lena Dahlberg

Musik:
Ulf Dageby

Darsteller:
Pernilla August (Agnes), Jacob Eklund (Rickard), Marie Richardson (Sofie), Leif Andrée (Mats), Peter Andersson (Olof), Ann Petrén (Anita), Sanna Krepper (Petra), Ingvar Hirdwall (Knut), Marika Lindström (Mona), Magnus Krepper (Anders), Camilla Larson (Helen)

108 Min.



Berlinale 2004

Berlinale 2004 (Wettbewerb):

Morgengrauen
Om jag vänder mig om



Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)
Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)
Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)
Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)
Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)
Morgengrauen (Om jag vänder mig om) (R: Björn Runge)
Wie der Titel schon andeutet, erzählt Morgengrauen von einem sehr eingeschränkten Zeitraum, währenddessen sich drei locker miteinander verknüpfte Episoden entfalten, die von Lügen, Selbsttäuschung und Veränderungen im Leben erzählen, bei denen die betrogenen und zurückgebliebenen mit der Sitaution fertigwerden müssen - oder selbst etwas ändern, sich von alten Klischees befreien müssen.

Agnes und Rickard sind bei den Umszugsvorbereitungen, weil Rickard in einer anderen Stadt einen besseren Job als Chefarzt angeboten bekam, und laden ein befreundetes Paar für ein gemeinsames Abendessen ein. Doch der Abend wird für Agnes viele Überraschungen bringen, weil ihr Gatte unter anderem die andere Frau geschwängert hat …

Anders will seiner Familie alle möglichen Annehmlichkeiten und arbeitet dafür bei zwielichtigen Schwarzarbeit-Jobs oft in Doppelschichten. Er nimmt nicht wahr, daß er seine Familie zu verlieren droht und gerät an einen Job, der immer absurder klingt: Ein reiches älteres Ehepaar will sich von der Umwelt abschotten und er soll sämtliche Fenster zumauern. Über den Kontakt zu dem Paar und die sich im Gespräch ergebenden Probleme mit deren Tochter erfährt Anders auch etwas über seine eigenen Probleme - aber ist es nicht schon zu spät?

Anitas Mann hat sie vor drei Jahren verlassen, um eine 25 Jahre jüngere Frau zu heiraten. Anita ist verbittert und hat seitdem keinen Kontakt mehr mit ihrem Ex gehabt, während etwa ihr (erwachsener) Sohn sich blendend mit seiner Stiefmutter versteht. Mit einem Elektroschocker bewaffnet bricht Anita in ihr früheres Haus ein, überwältigt ihren Mann und stellt ihn (und seine junge Frau) endlich zur Rede …

Björn Runge erzählt typisch skandinavisch abgründige Geschichten von Alltags- und Beziehungsproblemen, die durch ein überragendes Drehbuch die ähnliche, langsam eskalierende Struktur der Episoden vergessen machen. Selbst mit den absurdesten Figuren wie der rachsüchtigen Ehefrau oder den offen rassistischen Oberklässlern, die sich nach dem Verlust der Tochter an einen Ausländer am liebsten wie Vogel Strauß vergraben würden, kann man sympathisieren, und durch einen schwarzen Humor, der dennoch von viel Menschlichkeit angetrieben wird, wird ein eigentlich düsterer Film zu einem zwar nachdenklich stimmenden, aber von der ersten bis zur letzten Minute unterhaltsamen Kleinod. Dafür sind auch die durchweg herausragenden Darstellerleistungen mitverantwortlich, die von der Berlinale-Jury ausgezeichnet wurden. Besonders herausstellen würde ich Ann Petrén als Anita und Jakob Eklund als Rickard, aber auch die bekannten Schauspieler(innen) wie Pernilla August (Die Mutter von Darth Vader) und Marie Richardson aus Alla älskar Alice überzeugen wie üblich.