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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

Februar 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

My Girl
Fan chan

Thailand 2003

My Girl (Fan chan) (Thailand 2003)

Regie:
Komgrit Threewimol, Songyos Sugmakanan, Nithiwat Tharatorn, Vijja Kojew, Vithaya Thongyuyong, Adisorn Tresirikasem

Buch:
Komgrit Threewimol, Songyos Sugmakanan, Nithiwat Tharatorn, Vijja Kojew, Vithaya Thongyuyong, Adisorn Tresirikasem, Aumaraporn Paindinthong

Kamera:
Songyos Sugmakanan

Schnitt:
Nithiwat Tharatorn

Musik:
Soonthorn Yodsrithong, Viroj Ta-Arsa, Kongkiat Ruennoy

Darsteller:
Chalee Trirat (Jeab), Focus Jeerakul (Noi Nah), Chaleumpol Tikumpornteerawong (Jack), Thana Vichayasuranan (Prik), Anyarit Pitakkul (Boy), Aphichan Chaleumchainuwong (Dtee), Yok Teeranitayatarn (Manoj), Chawin Chitsomboon (Jeab, erwachsen), Wongsakorn Rasameetat (Jeabs Vater), Anurasa Chantarangsri (Jeabs Mutter), Preecha Chanapai (Noi Nahs Vater), Nipawan Thaveepornsawand (Noi Nahs Mutter)

117 Min.



Berlinale 2004

Berlinale 2004 (Forum):

My Girl
Fan chan



Nicht weniger als sechs junge Regisseure (auch bekannt als die 365 Film Production), darunter unter anderem der Kameramann und Cutter, zeichnen für diesen thailändischen Film verantwortlich, der in seiner Heimat ein absoluter Klassenknüller wurde.

Jeab erfährt von seiner Mutter von der Hochzeit Noi Nahs, die im zarten Alter von zehn Jahren seine erste Liebe war. Inspiriert durch den Anruf seiner Mutter und zusätzlich stimuliert durch Audio-Cassetten mit den Hits jener Zeit erinnert er sich an seine Jugend, als er so gern in die Fußballmannschaft der örtlichen Gang aufgenommen worden wäre, er aber nur immer mit den Freundinnen seiner fast-Schwester Noi Nah spielen durfte - und dafür natürlich von den Jungs verhöhnt wurde.

My Girl (Fan chan) (Thailand 2003)
My Girl (Fan chan) (Thailand 2003)

My Girl profitiert von der sechsfachen Erfindungsgabe seines Regisseurs, und insbesondere bei der Handhabung der Kinderdarsteller dürfte es ein Vorteil gewesen sein, daß nicht ein einzelner Regisseur sich gegen die kleinen Strolche hat durchsetzen müssen. Nicht nur überzeugt die bittersüße frühe Liebesgeschichte (selbst in vorhersehbaren Momenten wie dem mit der Rose), auch die Lausbubenstreiche der Gang um den gefrässigen Sitzenbleiber Jack können durchaus mit den besseren westlichen Kinderfilmen mithalten, und etwa die Parallelmontage der Jungen- und Mädchenspiele ist eine kleine Idee, die aber (wie fast alles in diesem Film) liebevoll umgesetzt ist. Durch die Stand by Me-ähnliche Rahmenhandlung um den sein früheres Verhalten bereuenden Jeab bekommt der Film aber auch eine nostalgische Note, die sich selbst dann durchsetzt, wenn man sich in den thailändischen Hitparaden der letzten zwanzig Jahre nicht so auskennt, allein durch die untertitelten Songs, die eine große Rolle spielen, kann man diesen Nostalgie-Effekt auch als Außenstehender nachvollziehen, wahrscheinlich sogar besser, als wenn ein thailändisches Publikum sich fragen würde, was ihnen Verschwende deine Jugend sagen will.

Neben einigen netten Match-Cuts überzeugt vor allem die sich über die Jahre verändernde Häuserfront, in der die Geschichte größtenteils stattfindet. Schon wenn Jeab sich mal wieder verspätet, man davon aber nur einige Geräusche hört, während die Kamera auf den drei Hauseingängen verharrt, ahnt man die Bedeutung dieser Location für die Geschichte, doch wie der Fußballplatz oder einige Straßen wachsen einem diese Orte während des Films richtig ans Herz. Und die Kinder (und Jeabs und Noi Nahs Eltern) sowieso.

Ein Film, der definitiv auch bei einem regulären deutschen Kinostart gute Chancen hätte, und allein durch die Mundpropaganda zu einem erfolgreichen Familienfilm werden könnte. Run, Jeab, run!

Die vorletzte Einstellung des Films, in der man Jeab und Noi Nah im Windelalter sieht, ist das Eintrittsgeld schon alleine wert. Kaum ein ausgebildeter, erwachsener Schauspieler könnte so gut spielen, was hier zufällig eingefangen wird und dem gesamten Film eine ganz seltene Einheit verleiht.