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März 2004
Edda Gerstner
für satt.org

Zwerg Nase Karlik Nos
Russland 2002

Zwerg Nase (Karlik Nos) (R: Ilya Maximov)

Regie:
Ilya Maximov

Lit. Vorlage:
Wilhelm Hauff

Musik:
Valentin Vasenkov

Produktion:
Sergey Selyanov und Alexander Boyarsky (Melnitsa Animation Petersburg)

82 Min.

Kinostart:
11. März 2004

Zwerg Nase
Karlik Nos



Zwerg Nase ist der erste russische Zeichentrickfilm, der seit 40 Jahren wieder in die Kinos kommt. Dies und die Tatsache, dass es sich um die Verfilmung eines der Kunstmärchen von Wilhelm Hauff handelt, macht den Film auch für Kinogänger, die vielleicht nicht unbedingt Zeichentrickfans sind, interessant.
Zwerg Nase (Karlik Nos) (R: Ilya Maximov)
Zwerg Nase (Karlik Nos) (R: Ilya Maximov)
Zwerg Nase (Karlik Nos) (R: Ilya Maximov)
Zwerg Nase (Karlik Nos) (R: Ilya Maximov)

Jakob, der hübsche und gutmütige 12jährige Sohn einer Gemüsehändlerin, wird von einer alten Hexe entführt. Sie will den Jungen für ihre bösen Pläne missbrauchen. Als Jakob ihre Absichten durchschaut und sich ihr auch nach siebenjähriger Gefangenschaft noch verweigert, versucht sie seinen Willen zu brechen, indem sie ihn in einen hässlichen Zwerg mit einer überdimensionalen Nase verwandelt. Von allen gejagt und verspottet schlägt er sich durchs Leben. Trost gibt ihm nur Greta, die von der Alten in eine Gans verwandelte Tochter des Königs.

Dem Märchenkenner fällt spätestens hier auf, dass das Märchen ziemlich gebeutelt wurde. Noch schlimmer wird es, wenn man sich plötzlich im kleinen Muck wiederfindet. Denn statt ordentliche Pasteten zu backen, muss der gute Jakob plötzlich mit verzauberten Pantoffeln gegen die Läufer des Königs antreten. Da bevölkern Steinmonster das Märchen und kitschige Lieder wabern zur unvermeidlichen Liebesgeschichte durch den Kinosaal. Die Hexe erinnert ungemein an Malefiz und wie in allen neueren Disneyfilmen wurde der bösen Alten auch ein tumbes Faktotum zugeordnet, das für Lacher sorgen muss (man denke an die Muränen in Arielle oder an die doofen Krokodile bei Bernhard und Bianca). Schade, dass man das Hauff’sche Märchen so verhackstückt hat, dabei hätte die ursprüngliche Geschichte doch wahrlich genug spannenden Stoff geboten. Man hat das Gefühl, dass die Macher sich ängstlich am von Disney geprägten Geschmack orientiert haben und sich nicht wagten, die gänzlich unromantische Originalgeschichte umzusetzen. Deshalb wird auch aus Jakob ein niedliches Zwergenmonster vor dem sich niemand gruseln muss und die böse Hexe muss am Ende ins Gras beißen (bei Hauff ist davon keine Rede). Da hilft ihr auch nicht, dass sie, wie weiland Leslie Nielsen, als Fledermaus noch einen letzten Angriff startet.

Dabei kommt der Film handwerklich solide gemacht daher. Besonders das düstere Haus der Hexe ist gut gelungen und bietet in der Anfangssequenz einige sehenswerte Überraschungen. Wenn sich die Figuren verwandeln, wird effektvoll mit Schattenrissen gearbeitet. Dadurch kommt die unheilvolle Atmosphäre der Erzählung gut zur Geltung.

Alles in allem ein Film für Kinder ab drei und alle jene, die immer schon der Meinung waren, dass Rauchen nur Unheil bringt.