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Banyan Key, Florida. Matt Whitlock (Denzel Washington), Polizeichef einer vierköpfigen Truppe, ist in der kleinen Stadt beliebt und anerkannt. Er lebt in Scheidung von seiner Frau Alex (Eva Mendes), die mittlerweile in die Mordkommision der nächsten Großstadt aufgestiegen ist - und hat eine (etwas kinky angehauchte) Affäre mit Ann-Merai Harrison (Sanaa Lathan), deren gewalttätiger Ehemann Carl (Dean Cain) schon länger etwas ahnt - und Carl und Matt mögen sich überhaupt nicht … Die Prämisse eines sexy Thrillers ist gegeben - doch Out of Time zeichnet sich unter anderem dadurch aus, daß der Film entgegen allen Erwartungen plötzlich in das Drama einer Krebserkrankung umzuschlagen droht. Ann-Merai, oft genug Opfer von domestic violence, sieht nun in jungen Jahren einem baldigen Tod entgegen, doch mit einer durch einen juristischen Trick auszahlbaren Lebensversicherung und der moralischen Unterstützung Matts offenbart sich eine Hoffnung - ein sehr teures Klinikum. Ich will nicht zuviel vorwegnehmen, aber als man nach einer mißglückten Nacht-und-Nebel-Aktion im abgebrannten Haus der Harrisons nur noch zwei verkohlte Leichen findet, stellt sich für Matt nicht nur die Frage nach Tathergang und Täter - sondern vor allem die Frage, wie er sich aus der Affäre ziehen soll. Denn während seine Ex sich in der Dienststelle ausbreitet, um den Fall zu lösen, könnte er schnell zum Hauptverdächtigen werden. » Motiv 1: die Affäre » Motiv 2: eine Lebensversicherung auf Matts Namen. Ferner hat ihn in der Tatnacht eine Nachbarin gesehen und durch eine unüberlegte Tat, die ihn mit dem CIA in Konflikt zu bringen droht, ist Matt plötzlich mittendrin in einem Schlamassel, das jeden Moment außer Kontrolle geraten kann. Vor den Augen seiner Kollegen und seiner Exfrau muß er nun in der Dienststelle Faxe abfangen, Beweismittel fälschen oder vernichten und nebenbei mit seinem zusätzlichen Wissen noch den Fall aufklären, bevor dies ein anderer tut oder die Täter ihm sonstwie einen Strich durch die Rechnung ziehen. Denzel Washington brilliert als rechtschaffener Cop, der aber auch einem Bier, einer heißen Affäre oder einem Griff in den Honigtopf nicht abgeneigt ist. Er jongliert mit Beweismitteln und Anrufen, doch es werden ihm immer wieder neue Bälle zugeworfen. Die zwei Frauen an einer Seite, Eva Mendes (schon in Training Day Denzels Ehefrau, zuletzt einer der wenigen Lichtblicke in Once upon a Time in Mexico) und Sanaa Lathan (bisher höchstens als vampirverseuchte Mutter von Blade aufgefallen) unterstützen den zweifachen Oscargewinner großartig, aber auch Nebendarsteller wie Dean Cain (der Clark aus Lois & Clark) oder insbesondere John Billingsley (Dr. Phlox aus der neuen Enterprise-Serie, er spielte schon im letzten Franklin-Film High Crimes mit und erinnert ein wenig an Billy Bob Thornton) runden das Bild ab. Filme wie Out of Time gibt es nur noch selten. Den heißblütigen Charme einer crime story, wie sie Romanautoren wie Elmore Leonard oder Carl Hiaasen, kann man nur selten auf die Leinwand übertragen, doch das Drehbuch von Dave Collard, das ursprünglich im Nordosten der Staaten spielte, wurde mithilfe des Genrespezialisten Franklin und seiner Crew zu einem heißen, sexy Thriller, wie sie nur rar gestreut sind. Out of Time braucht sich vor Filmen wie Out of Sight, Stakeout, Sea of Love oder The Big Easy nicht zu verstecken, von den ersten Minuten mit einem Vorspann, der von Saul Bass hätte stammen können und durch die jazzige Lounge-Musik von Graeme Revell Assoziationen an die Pink Panther-Filme erweckt, bis zu den letzten Minuten, in denen zwar die üblichen Hollywood-Schlußformeln befolgt werden, aber zumindest nicht mit einem 30-Minuten-Showdown der gesamte drive des Films abgetötet wird. Ich bin zwar vom Schluß nicht ganz so begeistert wie von der langsam schneller werdenden Achterbahnfahrt zuvor, aber zumindest in der Art und Weise, wie Franklin am Schluß des Films eben den Schluß setzt (und nicht wie Steven Spielberg drei oder vier Schlüsse), fühlte ich mich beinahe an den besten Krimi-Schluß der Filmgeschichte, Hitchcocks North by Northwest, erinnert. Dieser Vergleich hinkt zwar gewaltig, aber unter seinen Zeitgenossen scheint Franklin einer der wenigen zu sein, die solche Klenigkeiten, die großen Einfluß auf das Gesamtbild eines Films haben, noch beherrscht. |
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