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Ganz so schlimm ist es dann doch nicht geworden, die Geschichte um die beiden Anwälte Wendall Rohr (Dustin Hoffman) und Rankin Fitch (Gene Hackman) ist solide inszeniert und bietet Hausmannskost für Grisham-gewohnte Gemüter: Rohr vertritt eine Witwe, deren Mann bereits in den ersten Filmminuten sein Leben lassen musste in ihrer Klage gegen den Waffenhersteller, dessen Waffe der Mörder ihres Mannes für seinen Amoklauf benutzte. Auf der Gegenseite steht Fitch mit einer ganzen Horde von Experten, die den Gerichtsprozess fern jeder Realität in einem hochtechnologischen Labor, das Mission: Impossible alle Ehre machen würde, verfolgen. Mittendrin im Prozess hingegen sitzt John Cusack als Nick Easter: Ein Mitglied der Jury ist er, und kurz nach Prozessbeginn läßt er beiden Anwälten das Angebot zuspielen, für 10 Millionen Dollar das Gerichtsurteil bei ihm einzukaufen. Die Urmutter aller Geschworenenfilme, Twelve Angry Men (Die zwölf Geschworenen), baute ihre Spannung auf, indem sie den Raum kaum verließ, in dem die Geschworenen um Henry Fonda brüteten, der versuchte, die Unschuld eines jungen Mannes zu beweisen, dessen Verurteilung zunächst als sicher schien. Twelve Angry Men war spannend, weil der Ausgang des Prozesses tatsächlich nicht von der ersten Sekunde an fest stand, während Das Urteil an einem Problem krankt, das wohl eher der Vorlage von Grisham zuzuschreiben ist (in der es übrigens nicht um Waffen, sondern um einen Tabakkonzern geht): Grishams Universum glaubt viel zu sehr an das Gute im Menschen, als dass es wirklich jene ernst zu nehmende Kritik am Justizapparat üben könnte, die der Film einem vorzugaukeln versucht. Es ist keine echte Kritik, wenn ein korrupter Apparat gezeigt wird, der aber nie wirklich gefährlich werden kann, weil die Menschen, aus denen er zusammengesetzt sind, letzten Endes doch die Gerechtigkeit über den Kommerz stellen. Sicherlich gibt es die Bösen bei Grisham, die Korrupten und Verlogenen, aber sie schaffen es letztendlich nicht, den Apparat zu überlisten, in dem sie bereits geglaubt hatten, sich einnisten zu können. und weil dies von vorneherein fest steht, weil man keinen Augenblick daran zweifelt, wer in Das Urteil das letzte Wort haben wird, und weil schließlich auch der Justizapparat niemals so viel Macht akkumuliert, dass er den einzelnen Menschen einschüchtern könnte, deshalb wird Das Urteil auch nie zu einem wirklich spannenden Film. Das zweite große Problem, das der Film mit sich herumschleppt, ist die Verlagerung der Handlung hauptsächlich auf Orte außerhalb des Gerichts: Fleder versucht, die ob des jederzeit offensichtlichen Ausgangs fehlende Spannung zu kompensieren, indem er Verfolgungsjagden und Einbrüche inszeniert, aber das ist der falsche Weg. Man hätte lieber weniger von den actionreichen Szenen außerhalb des Gerichtssaales gesehen, die zur Entwicklung im Prozess ohnehin kaum etwas beitragen, und sich statt dessen wie seinerzeit mit den zwölf Geschworenen im Sitzungsraum aufgehalten. Das eigentliche Potential der Geschichte wären die Handlungen Nick Easters gewesen, der sich durch sein Angebot die Entscheidung der Jury zu kaufen zum manipulativen Mitentscheider macht. Statt Wohnungen in Flammen aufgehen zu lassen und Easter durch die Straßen der Stadt zu jagen, hätte man sicherlich mehr Spannung erzeugt, man hätte ihm bei den Sitzungen der Geschworenen bleiben lassen und hätte dabei zugesehen, wie eine Entscheidung manipuliert wird. So bleibt eine gradlinige, wenig spannende Grisham-Verfilmung, dessen dramatisches Potential weitgehend ungenutzt verpufft. |
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