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Mai 2004
Eva Lia Reinegger
für satt.org

Besser als Schule
D 2004

Besser als Schule (R: Simon X. Rost)

Regie:
Simon X. Rost

Buch:
Anja Detzner, Christoph Bob Konrad

Kamera:
Stefan Unterberger

Schnitt:
Oliver Keidel

Musik:
Thorsten Puttenat

Darsteller:
Eric Benz (Steven), Gabriel Andrade (Gonzo), Melanie Wichterich (Dana), Thorsten Feller (Marc), Waldemar Kobus (Ralph), Philip Hagmann (Jack), Renata do Rego (Chrissie), Peter Rauch (Habelschwerter), Martin Reinhold (David), Camilla Renschke (Susan), Caroline Schniggenfitti (Anke), Loredana Rao (Beate), Jessica Franz (Alexandra), Ingrid Birkholz (Danas Mutter)

90 Min.

Kinostart:
29. April 2004

Besser als Schule



Besser als Schule ist eine High School Comedy ohne High School, aber dafür mit Gymnasium. High School Comedies bzw. Schulkomödien arbeiten im Groben entweder mit dem Konzept eines regressiven Humors, der um das erste Mal Sex kreist (Zielpublikum Jungs) oder mit dem Konzept der Romantic Comedy, die sich auf das erste Mal Liebe konzentriert (Zielpublikum Mädchen). Besser als Schule hat sich für letzteres entschieden. Melanie Wichterich als Dana bringt die Julia Stiles-Qualitäten mit.
Besser als Schule (R: Simon X. Rost)
Besser als Schule (R: Simon X. Rost)
Besser als Schule (R: Simon X. Rost)
Besser als Schule (R: Simon X. Rost)
Besser als Schule (R: Simon X. Rost)
Besser als Schule (R: Simon X. Rost)

Dana spielt Querflöte im Schulorchester und gilt als uncool. Da wir ihr das Uncoole nicht im mindesten ansehen können, wird uns diese Information durch Gonzo (Gabriel Andrade) mitgeteilt, dessen bester Freund Steven (Eric Benz) sich trotzdem in Dana verliebt. Steven - in der Typologie des Genres nimmt er die Rolle des Schüchternen ein - weiß nicht so recht, wie er das mit Dana angehen soll und so springt der unbekümmerte Gonzo als großer Ideengeber und Organisator ein. Dana, die ihren Freundinnen erzählt, dass sie auf die große Liebe wartet, ist zunächst nicht abgeneigt. Doch dann taucht Marc (Thorsten Feller) an der Schule auf. Marc ist ein Popstar. Die Mädchen an der Schule stehen alle auf seine soften, romantischen Lieder und auf ihn natürlich sowieso. Niemand weiß, dass Marc längst sein Abitur hat und sein Schulbesuch nur eine ausgetüftelte Image-Kampagne ist. Marc bändelt auf Geheiß seines Managers mit Dana an, die sich in Marc verliebt. Der unglückliche Steven versucht mit Gonzos Hilfe, eine Beziehung zwischen den beiden zu verhindern. Da Gonzos Tipps meistens nach hinten losgehen, geht das aber gründlich schief und Steven steht bei Dana immer schlechter da. Schließlich erfährt Dana, dass Marc sie hintergangen hat. Der hat sich aber inzwischen von seinem Manager getrennt, will wieder "ehrliche" Musik machen und kämpft nun um Dana, in die er sich verliebt hat. Wer von beiden ihre große Liebe ist, Popstar Marc oder der schüchterne Steven, wird sich beim großen Show-Down auf der Abifeier entscheiden. Die Übersetzung des Genres aus dem Amerikanischen geht weit. Sie erstreckt sich von der Typologie der Figuren (der Schüchterne, der Traumtyp, der Schräge, die Tussen, die Freak-Frauen …) über die Motive (aufrechte Liebe, Verrat dieser Liebe, Läuterung, Freundschaft, "zu sich stehen, egal was die anderen sagen") bis hin zu Details in der Ausstattung wie die Spinde in den Schulfluren vor denen die Schüler herumstehen um über andere Schüler zu reden, die dann zufällig vorbeilaufen. Auch wenn niemand irgendjemand kennt, der je auf einer Schule mit Spinden im Flur war, ist die Anpassung an den deutschen Kontext in Besser als Schule nicht so unglaubwürdig, wie man zunächst vermuten mag. Filmisch gleitet Besser als Schule nicht in die Soap Opera ab, was naheliegend gewesen wäre angesichts vieler Story-Elemente und der Besetzung (zum Teil Stars aus Unter uns und Marienhof). In seiner Adaption des Amerikanischen wirkt er nicht aufdringlich oder krampfhaft. Er ist aber weder interessant - keine Entwicklungen, keine Konflikte, keine Erkenntnisse - noch macht er richtigen Spaß - hier haut niemand mal so richtig auf die Kacke.

Dass Dana an einer Stelle sagt, sie sei eigentlich ein ganz normales Mädchen und wolle sogar BWL studieren, wirkt dabei wie ein kleiner Ausreißer, ein Lacher, den sich die Autoren geleistet haben mögen. BWL als Inbegriff des Normalen, das ist das Programm des ganzen Films, das hier für einen kleinen Moment selbstironisch kommentiert wird. Danas Vater, ein etwas durchgeknallter Künstlertyp, der den ganzen Tag an einem riesigen Holzphallus herumhaut, antwortet Marc auf dessen Frage, ob ihm seine Musik gefalle: "Nein". Und dann: "Du bist nicht authentisch". Bei dem typisch deutschen Generationenkonflikt, der zwischen Dana und ihrem Vater angedeutet wird, fährt die Elterngeneration in Alt-68er-Manier, bzw. Alt-Achtziger-Manier irgendeinen Hippietrip, bei dem das Gute das Authentische ist, während die nachfolgende Generation nichts will als ihren Frieden mit dem System. Der Film - nicht im mindesten das, was sich irgendjemand unter authentisch vorstellen würde - fährt im Grunde denselben Trip wie der Vater, er holt den Popstar aus dem Olymp herunter, läutert ihn vom berechnenden Plastikmenschen zum echten Liebenden, der sich auf seine ehrlichen Musikerwurzeln zurückbesinnt. Der Satz des Vaters - der natürlich in erster Linie ihn selbst aufs Korn nimmt- reißt so ein kleines Loch in den Film und ein kurzes Moment der filmischen Selbstreflexion blitzt auf. Für diese beiden kurz aufblitzenden Hintergründigkeiten bekommt Besser als Schule einen Punkt. Mehr aber nicht.