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Mai 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

South of the Clouds
Yun de nan fang

China 2004

Regie:
Zhu Wen

Buch:
Zhu Wen

Kamera:
Wang Min

Schnitt:
Kong Jinlei

Musik:
Zuoxiao Zuzhou

Darsteller:
Li Xuejian (Xu Daqin), Liu Changsheng (Ruan Yuping), Jin Zi (Xu Hong / Mosuo-Mädchen), Zhao Huanyu (Xu Qiang), Wu Yue (Xu Quiangs Frau), Wang Tianyi (Enkel), Hong Fan (Direktor), Chen Yushi (Prostituierte)

100 Min.

Kinostart:
20. Mai 2004

South of the Clouds
Yun de nan fang



South of the Clouds (Yun de nan fang) (R: Zhu Wen)
South of the Clouds (Yun de nan fang) (R: Zhu Wen)
South of the Clouds (Yun de nan fang) (R: Zhu Wen)
South of the Clouds (Yun de nan fang) (R: Zhu Wen)

Schon überraschend früh nach der Premiere beim diesjährigen "Internationalen Forum des jungen Films" bringen die Freunde der deutschen Kinemathek diesen etwas sperrigen, aber liebenswerten Film ins Kino. Laut Auskunft des Regisseurs und Drehbuchautors Zhu Wen (Jahrgang 1967) ist South of the Clouds ein Film über die Generation seiner Eltern, über eine heutzutage unbekannte Genügsamkeit und eine von Geheimnissen umschattete Sexualität.

Der Titel bezieht sich auf eine Gebirgsregion in Yunnan, in der Nähe von Tibet. Sein Leben lang wollte Xu Daqin (Li Xuejian) einmal dorthin reisen, doch erst im reifen Alter gelingt es ihm - gegen den teilweise vehementen Widerstand seiner Familie. Später erfahren wir, daß er in jungen Jahren ein Angebot bekommen hatte, dort zu arbeiten, er jedoch nach einer Affäre mit einem jungen Mädchen gezwungen war, dieses zu heiraten - und dadurch hing er sozusagen in Nordchina fest und lebte ein Leben, das lange Zeit von öder Routine und Streitereien bestimmt war.

Durch seine späte Flucht versucht er sozusagen das Leben nachzuholen, was ihm verwehrt blieb. All diese Information erhält der Zuschauer jedoch erst gegen Ende des Films, zunächst erlebt man Xu Daqin etwa beim Training mit seinem ebenfalls schon etwas betagten Freund Ruan Yuping (was zu einigen der witzigsten Szenen des Films führt, insbesondere der Schildkröten-Technik) und kann seine noch im Alter eher beengten Lebensverhältnisse miterleben.

Doch mit der Reise nach Yunnan verändert sich der Film, denn nach einer in ihrer Harmlosigkeit fast schon surreal anmutenden Begegnung mit einer Prostituierten wird der gutmütige Alte von der Polizei aufgegabelt, und die Behandlung durch den Staatsapparat driftet in den kafkaesken und parabelhaften Bereich ab.

Er darf seine Gefängnisstrafe in seinem Hotelzimmer verbringen, muß aber die Kosten selbst tragen - was dem Zuschauer durchaus wie ein politischer Kommentar anmuten könnte … Doch South of the Clouds ist keine bissige Satire, sondern kommt teilweise so harmlos und selbstverloren wie sein Hauptdarsteller daher - und macht dem Zuschauer die Einordnung des Geschehens ohne fundiertes Hintergrundwissen nicht gerade einfach - eben ein Forumsfilm mit den schon typischen Qualitäten und Einschränkungen.