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Der erste von Disney eigens für eine IMAX-Auswertung erstellte Film ist - wen mag es überraschen? - kein Animationsfilm, sondern entspricht den anderen Traditionen der momentan etwas ins Straucheln geratenen Film-Maschine: Kinder, Tiere, Abenteuer - und natürlich die Ausnutzung bereits bekannter Markennamen. Nach The Black Stallion (1979) und The Black Stallion Returns (1983) nun also das Prequel, das die Trilogie vervollständigt. Der Film beginnt wirklich damit, womit alles begann: mit der Geburt des schwarzen Hengstes in Afrika. Laut Produktionsnotizen hat man extra nach einer trächtigen Stute für die ersten Szenen gesucht, vielleicht bin ich biologisch nicht genügend bewandert, aber gemerkt hat man davon davon nichts. Eine Pferdegeburt in einem Kinderfilm kann so funktionieren: Die Pferdemutter legt sich hin, es wird Nacht - und wenn sie wieder aufwacht, steht das bereits blitzsaubere "Baby" (ungefähr sechs Monate alt) bereits neben ihr. Keine Gefahr für Aufklärungsfragen! Etwas später wird dann die Mutter von Wüstenbanditen eingefangen, unser kleiner "Schwarzer" entgeht den nicht eben intelligenten Bösewichten. Ähnlich ergeht es auch der zweiten Hauptfigur des Filmes: Die kleine Neera reitet mit einer Kamel-Karawane, durch die Wüste, dann erscheinen irgendwelche Banditen, und Neeras Aufpasser schickt sie weg. Sie soll mit ihrem Kamel losreiten, in Richtung Westen, und sich nicht umkehren. Warum, wird dem erwachsenen Betrachter nicht wirklich klar. Die Banditen schießen zwar einige Male in die Luft, und vom Rest der Karawane sieht man nie wieder etwas, aber auch hier wird allzu viel Rücksicht genommen auf mögliche Fragen kleiner Zuschauer … "Sind die jetzt tot?" - darauf kann jeder antworten, wie er will … Neera fällt vom Kamel, wacht auch später wieder auf, spaziert ein wenig durch die Wüste und findet dann eine Wasserstelle, an der zufällig auch der "Schwarze" seinen Durst stillt. Erste Annäherungsversuche misslingen noch, erst später nutzt Neera eine Handvoll Wasser, um das durstige Pferd für immer an sich zu binden - Liebe auf den ersten Schluck! Wieviele Tage die beiden durch die Wüste irren, bis sie beim Großvater ankommen, wird nicht geklärt. Immerhin gibt es eine obligatorische Fata Morgana, aber Durst, Hunger oder Sonneneinstrahlung scheinen keine wirklichen Gefahren dazustellen. Bei ihrem Ziehbruder Aden und dem Großvater angelangt, erzählt sie vom wundersamen schwarzen Fohlen, daß inzwischen weggelaufen ist (nachdem das Mädchen in Sicherheit war), insbesondere der Großvater tut dies aber als Halluzination ab. Inwiefern der Film auf ein finales Pferderennen und sein Vorschulpublikum hin konstruiert ist, zeigt auch der unmotivierte Zwischentitel "Ein Jahr später", bis Neera und ihr "Shetan" (Teufel) wieder zusammentreffen und -natürlich! - unerlaubt beim Rennen teilnehmen, dessen Dramaturgie leider auch nur Zuschauer überzeugen kann, die in ihrem Leben noch keine allzugroße Erfahrungen mit derlei Dramaturgien gemacht haben. The Young Black Stallion ist solide inszeniert, die junge Hauptdarstellerin überzeugt ebenso wie die fürs Kuppel-IMAX eingefangenen Landschaften. An der Wüste als riesengroßem Abenteuerspielplatz kann sich der IMAX-erfahrenen Kameramann Reed Smoot kaum sattsehen. Was jedoch den älteren Zuschauern fehlen könnte, sind Überraschungen. Man weiß eigentlich fast immer, was in den nächsten zehn Minuten passieren wird. Die einzige Überraschung des Films für mich war, daß nach der Etaiblierung der Nebenfiguren Alm-Öhi und Geißenpeter für einen Moment tatsächlich das Geschehen in die Schweizer Berge verlegt worden schien. Doch auch, wenn nie erklärt wird, wie da mitten in der Wüste ein grünes Tal versteckt sein kann, kann man dem Film zumindest positiv anrechnen, daß er ausschließlich in Afrika gedreht wurde. |
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