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Juli 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Eine italienische Hochzeit
Love's Brother

Australien 2004

Eine italienische Hochzeit (Love's Brother) (R: Jan Sardi)

Buch
und Regie:
Jan Sardi

Kamera:
Andrew Lesnie

Schnitt:
Veronika Jenet

Kostüme:
Anna Borghesi

Musik:
Stephen Warbeck

Darsteller:
Giovanni Ribisi (Angelo), Adam Garcia (Gino), Amelia Warner (Rosetta), Sylvia de Santis (Connie), Joe Petruzzi (Zio Luigi), Dina Panozzo (Zia Norma), Barry Otto (Pater Alfredo), Eleanor Bron (Signora Carmellina)

103 Min.

Kinostart:
29. Juli 2004

Eine italienische Hochzeit
Love's Brother


Ähnlich wie in Fatih Akins Solino geht es auch in diesem Film um die Schicksale italienischer Einwanderer in den 1950ern. Allerdings nicht im Ruhrpott, sondern in Australien, was Love's Brother für ein bundesdeutsches Publikum nicht eben wie geschaffen erscheinen lässt.
Eine italienische Hochzeit (Love's Brother) (R: Jan Sardi)
Eine italienische Hochzeit (Love's Brother) (R: Jan Sardi)
Eine italienische Hochzeit (Love's Brother) (R: Jan Sardi)
Eine italienische Hochzeit (Love's Brother) (R: Jan Sardi)
Eine italienische Hochzeit (Love's Brother) (R: Jan Sardi)

Doch im Film geht es ja nur selten darum, am eigenen Horizont kleben zu bleiben, und so kann das ewige Thema Liebe auch verzücken, wenn man weder Italiener ist noch in Australien wohnt.

Angelo und Gino sind zwei Brüder, die sich innig lieben, doch die Unfähigkeit des älteren Bruders Angelo (Giovanni Ribisi) zu heiraten, zerrt ein wenig an der Geduld Ginos, der seine langjährige Freundin Connie schon längst geehelicht hätte, wenn es nicht traditionell so wäre, daß der älteste Bruder auch zuerst heiratet. Leider sieht Angelo nicht ganz so gut aus wie Gino (eine gelungene Arbeit, wie Maske und Kamera aus Ribisi ein hässliches Entlein machen), und zum anderen fehlen ihm auch Charme, Esprit, Selbstbewusstsein und ähnliche hilfreiche Eigenschaften. Und da man in Australien nicht so viele Italienerinnen findet, probiert er es immer wieder (vergeblich) über ein interkontinentales Eheanbahnungsinstitut - Signora Carmellina und ihren Karteikasten.

In einem Moment der Schwäche legt Angelo jedoch einem seiner Kennenlernbriefe das Konterfei seines Bruders bei ("con sincerita - Angelo Donnini") - und erstmals reist eine potentielle Ehepartnerin mit dem letzten Geld nach Australien, bis über beide Ohren verliebt in Gino, der ohne weiteres als Unterwäsche-Modell durchgehen könnte.

Wie die Kamera Angelo und seine Rosetta mit einer Überblendung bereits über die Ozeane hinweg miteinander verbindet, gibt dem Publikum Grund zur Annahme, daß die beiden noch glücklich werden, doch bei einer der ersten Szenen, in der die beiden dann wirklich nebeneinander im Auto des Pfarrers sitzen, könnte die Wahl der Einstellungen sie kaum weiter voneinander entfernen. In diesem Fall ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Nicht einfacher wird es dadurch, daß Rosetta im Zimmer von Gino einquartiert wird (der sein Zimmer erstmal auf Vordermann bringen muß, indem er diverse Hefte mit leichtbekleideten Schönheiten entfernen muß), der trotz seiner festen Beziehung vom Mona Lisa Smile Rosettas mehr als nur ein bißchen eingenommen ist.

Neben der Love Story überzeugt Love's Brother aber auch noch durch die Darstellung der italienischen Gemeinde. Wie es sich für einen australischen Film gehört, spricht zwar jeder Englisch - aber in Briefen und der Lebensanschauung kommt der italienische Lebensgeist sehr gut durch. Wenn ein herumziehender Maler das allgemeine Heimweh immer wieder thematisiert oder die Ankunft einer Espressomaschine wie ein Marienwunder gefeiert wird, vergisst man schnell, daß der Film in Australien spielt. Der Spielort trägt da verhältnismäßig wenig zur Story bei, typische Australier sieht man fast nie, und auf die Frage Rosettas, ob sie denn auch schon mal ein Känguruh gesehen hätten, antwortet einer der Brüder "Wir sind mal mit dem Lastwagen über eines gefahren."

Solche ernüchternden Kommentare haben aber natürlich in der Geschichte von "destino" und "il primo bacio" wenig zu suchen, und so überzeugt Love's Brother insbesondere durch Giovanni Ribisi, der in seiner linkischen Liebenswürdigkeit einfach zum Knuddeln ist - ähnlich wie der Film, der zwar nicht perfekt ist, aber "who are we to demand perfection?"