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Die 23jährige Naina lebt mit ihrer Familie in New York und leidet sehr unter dem Tod ihres Vaters, den kleinen Familienstreitigkeiten zwischen ihrer Mutter und Großmutter und der finanziellen Lage der Familie. Der etwa gleichaltrige Rohit könnte ihr Traumprinz sein, doch sie sieht in ihm nur einen Freund und ist auch viel zu beschäftigt, sich um seine zögerlichen Avancen Gedanken zu machen. Da erscheint Aman Mathur in der Nachbarschaft und bringt diese und Naina mit seiner aufdringlichen Art und Weise sehr durcheinander … Nachdem der Beginn von Kal Hoo Naa Ho sich vor allem durch kleine inszenatorische Kniffe auszeichnet und es durchaus mit internationaler Konkurrenz, insbesondere den oft zu formelhaft erscheinenden US-amerikanischen romantic comedies aufnehmen kann, besinnt sich der Film mit dem ersten Auftritt des bekannten Bollywood-Star Shah Rukh Khan seiner Tradition und legt eine Musicalnummer hin, die ihresgleichen sucht. Mit einer Hindi-Version von "Pretty Woman" versucht Aman schon früh, das Herz von Naina zu gewinnen, und zumindest beim Zuschauer hat er gute Chancen. Bollywood-Filme nutzen die utopischen Musicalnummern oft, um ohne große Erklärungen plötzlich in den Schweizer Alpen o. ä. aufzutauchen und dort zumeist mit geringem inszenatorischen Aufwand die Emotionen der Figuren in Liedgut zu bannen. Kal Ho Naa Ho legt zwar ebensogroße Bedeutung auf die Songs und bedient sich auch des Repertoires der indischen Filmgeschichte, doch schon der erste Song bringt hier alles auf einen (neuen) Nenner und wird so zum definitiven Höhepunkt des Films. Nicht nur ist Pretty Woman spätestens seit dem Film mit Julia Roberts einer der Inbegriffe einer der amerikanischen Erfolgsgeschichte, die der Film für sich in Anspruch nimmt, durch die Übersetzung des Textes wird auch der im Film immer wieder thematisierte linguistische culture clash in die Musicalnummern mit aufgenommen. Durch eine stark percussionlastige Instrumentierung und ein Hiphop-mäßiges Zwischenspiel wird weiterhin die Zukunftsperspektive eröffnet, ungeachtet der überrepräsentierten Stars & Stripes erscheint der Film zu diesem Zeitpunkt keinesfalls als konservativ, sondern wie eine Kulmination der indischen Filmindustrie innerhalb des internationalen Marktes, wie es zumindest in England und den Staaten durch Filmerfolge bewiesen wurde, die sich auch jenseits der aus Indien stammenden Bevölkerung durchsetzen konnten. Doch bei aller Begeisterung bleibt Kal Ho Naa Ho dennoch ein typischer Bollywood-Film. Natürlich ist die Filmlänge jenseits der drei Stunden, natürlich gibt es eine inszenatorisch eingeplante Pause, vor der nahezu alle Protagonisten cliffhanger-mäßig in Tränen ausbrechen ob der Unmöglcihkeit, daß sich ihre Träume verwirklichen und die Probleme überkommen werden können. Und natürlich gibt es auch jede Menge Songs, die nicht alle so verschwenderisch ausgestattet sind wie "Pretty Woman". Dennoch ist die Emotionalität des Films bis zuletzt ansteckend, nicht zuletzt, weil die erste halbe Stunde des Films es vermag, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen - und ihn dann auch nicht mehr ohne Kampf loslässt. Ich persönlich hatte zwar ein gewisses Problem mit dem Film, weil ich Shah Rukh Khan teilweise wirklich penetrant in seiner aufdringlichen Weise fand und meine Sympathien von Anfang an auf Seiten seines aus Sicht des indischen Publikum wahrscheinlich farblos erscheinenden Kontrahenten Rohit lagen, doch spätestens nach drei Stunden und der Möglichkeit, etwa zwei Packungen Taschentücher zu durchnetzen, hatte er auch mich überzeugt. |
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