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Juli 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Super Size Me
USA 2004

Super Size Me (R: Morgan Spurlock)

Regie:
Morgan Spurlock

Kamera:
Scott Ambrozy

Schnitt:
Stela Gueorguieva, Julie "Bob" Lombardi

Musik:
Steve Horowitz, Michael Parrish

Art Direction, Animation:
Joe the Artist

McPaintings:
Ron English

Darsteller:
Morgan Spurlock, Dr. Daryl Isaacs, M.D. (Internal Medicine), Dr. Lisa Ganjhu, D.O. (Gastroenterologist & Hepatologist), Dr. Stephen Siegel, M.D. (Cardiologist), Bridget Bennett, MS, RD (Nutritionist), Alexandra Jamieson (Girlfriend), Don Gorske (Big Mac Enthusiast) u. v. a.

100 Min.

Kinostart:
15. Juli 2004

Super Size Me


Super Size Me (R: Morgan Spurlock)
Super Size Me (R: Morgan Spurlock)
Super Size Me (R: Morgan Spurlock)
Super Size Me (R: Morgan Spurlock)
Super Size Me (R: Morgan Spurlock)
Super Size Me (R: Morgan Spurlock)
Zum American Way of Life gehört bekanntlich auch das Verklagen großer Firmen, wenn man seine Katze im Mikrowellenherd trocknen wollte, sich darüber wundert, daß Rauchen gesundheitsschädlich ist oder man sich am zu heißen Kaffee in einem Schnellrestaurant verbrüht. Nun haben zwei übergewichtige junge Frauen die Fast Food-Kette McDonald's verklagt, weil diese sie nicht vor den gesundheitlichen Folgen einer Ernährung, die aus Burgern und Pommes besteht, gewarnt hatte. Zu den Argumenten der McDonald's-Anwälten gehörte unter anderem, daß es allgemein bekannt sei, daß man sich nicht morgens, mittags und abends mit Fast Food ernähren solle.

Wahrscheinlich auch angespornt durch den immensen Erfolg von Michael Moore, trat Dokumentarfilmer Morgan Spurlock einen Selbstversuch an, ein McExperiment. Einen Monat lang wollte der junge Mann, zuvor überdurchschnittlich fit, sich ausschließlich von Produkten ernähren, die man bei McDonald's verkauft. Natürlich haben ihn die betreuenden Ärzte ebenso davor gewarnt wie seine Freundin, eine vegane Küchenchefin, aber Spurlock, der für seinen Film beim Sundance Filmfestival ausgezeichnet wurde, ahnte, daß man mit ein wenig Gesundheitsrisiko einen erfolgreichen Film drehen könnte.

Der Titel Super Size Me bezieht sich auf die geringfügig teureren Maxi-Menüs, die zu den verdammenswerten Erfindungen der Schnellrestaurantkette gehören. Wann immer Spurlock während seines Experiments dieser Deal angeboten wurde, griff er zu - was bereits am zweiten Tag des Experiments zum von der Kamera größtenteils eingefangenen Vomieren führt. Doch abgesehen von dieser Szene, einem im Milchshake gefunden Haar und den allgegenwärtigen fat bottomed girls zu Illustration der amerikanischen Verfettung versucht Spurlock verhältnismäßig neutral zu bleiben. In den ersten Wochen betont er immer wieder, wie gut ihm das Essen schmeckt, und erst gegen Ende des Monats, wenn sich Suchterscheinungen einstellen, er fast 25 Pfund zugenommen hat, seine Freundin sich über bemerkbare Sexprobleme beschwert und seine Leber angegriffen ist wie die eines Alkoholikers, zeigt Spurlock seine Verachtung, die natürlich vom ersten Tag dazu gehörte, auch wenn er "gute Miene zum bösen Spiel" machte.

Der Stil des Films entspricht keineswegs dem eines herkömmlichen Dokumentarfilms, sondern verbindet die offensichtlichen Kritikpunkte am McDonald's-Konzern mit einer unterhaltsamen Show, Infotainment siegt zu jedem Zeitpunkt über wirkliche Unvoreingenommenheit, diverse Details des Films scheinen zumindest teilweise inszeniert, und die eigens für den Film hergestellten McPaintings (besonders schön: Das letzte Abendmahl mit Ronald McDonald als Messias) oder der von Spurlock mitgetextete Titelsong hinterlassen mitunter einen ähnlichen Nachgeschmack wie die überzuckerten Cheeseburger. Doch während die Klage der zwei Frauen abgewiesen wurde, soll Super Size Me immerhin dazu geführt haben, daß diese Angebote in den Staaten zurückgefahren wurden. Und allein dafür muß man den Film loben, auch wenn Spurlock mit seinem fast food film sicher nicht zur Innovation des Genres Dokumentarfilm beigetragen hat. Wenn das Beispiel Moore/Spurlock die Runde macht, erwarten uns bald jede Menge infotainment hackumentaries, und auch, wenn diese keine gesundheitlichen Schäden mit sich bringen, in allzu großen Dosen können sie zumindest Puristen und Kulturpessimisten das kalte Kotzen bescheren.