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Jason Bourne, ein Superagent mit partieller Amnesie, menschliches Präzisions- instrument, Präzisionswaffe. Marie Kreutzer (Franka Potente), seine lebensbejahende, warmherzige Freundin. Die beiden sind untergetaucht, leben derzeit in Indien. Ein Killer (Karl Urban) treibt die beiden auf, sie flüchten im Auto, Standardsituation J-B-Film: Autohatz durch bunte, belebte Basare. Die Verfolgten durchbrechen mit ihrem Wagen ein Brückengeländer, versinken im Wasser. Jason kann sich befreien, taucht unter Wasser um das Auto herum, befreit Marie. Es dauert ewig. Zu lange. Marie ist ertrunken, er läßt sie los, sie sinkt nach unten. Ihr helles, gelöstes Gesicht vor grünem Grund. Ihr erstaunter Blick, die Unterwasserbewegungen ihres Körpers, die zunächst nicht erkennen lassen, ob sie sich bewegt oder vom Wasser bewegt wird. Eine sehr poetische Szene, die sich visuell deutlich abhebt von den übrigen Teilen des Films und auch dadurch mit Bedeutung aufgeladen wird. Bei Rachefeldzügen und Überlebenskämpfen ist die Geliebte dem Helden jedoch als gedankliches Konstrukt von höherem Nutzen denn als Lebende, Leibhaftige — zumindest im Hinblick auf das Vorantreiben der Handlung. Befreit aus der Zwangsjacke rücksichtsvollen sozialen Handelns, unbeweibt, kann auch Jason viel besser die Bandbreite seiner Möglichkeiten ausschöpfen, alle Register seines Könnens ziehen, und schließlich zeigt Maries Tod, daß Skrupel gegenüber seinen Verfolgern gänzlich unangebracht sind. Der russische Killer meldet seinem Auftraggeber Vollzug. Die Russen sind jedoch nicht die einzigen, die Jason nach dem Leben trachten. Der CIA sucht nach ihm, der ihm aufgrund eines geschickt plazierten Fingerabdrucks fälschlicherweise die Urheberschaft für ein in Berlin verübtes Sprengstoffattentat zuschreibt. Hier findet sich eine äußerst heterogene Truppe zusammen: Die Chefin, Pamela Landy (Joan Allen). Ihr abteilungsinterner Widersacher, der korrupte Ward Abbott (Brian Cox), der doppeltes Spiel treibt und Jason Bourne töten möchte, um seine eigenen Verbrechen zu schützen. Nicky (Julia Stiles), eine Art ehemalige Sozialarbeiterin für Superagenten und die letzte, die Jason lebend gesehen hat. Jason fliegt nach Italien, wird folglich auf dem Flughafen von Sicherheits-kameras gefilmt. Beim CIA wundert man sich, wie ihm dieser Fehler unterlaufen konnte. Zufall? Nicky, die ihre Superagenten kennt, ist vom Gegenteil überzeugt: "They don’t do random!" Jasons Vorgehen ist planvoll, immer. Jason wird allen Aufgaben gerecht, die ihm das Leben stellt. Er erinnert sich an ein bedeutendes Ereignis aus seiner Vergangenheit, einen Auftragsmord, den er begangen hat, ein Ehepaar. Die halberwachsene Tochter muß glauben, was die Zeitungen berichteten: erweiterter Selbstmord. Ungeachtet der eigenen Verfolgung begibt Jason sich zunächst nach Moskau zu der Tochter, um ihr die Wahrheit mitzuteilen. Anschließend stellt und überführt er den unsympathischen Abbott. Als der, in die Enge getrieben, Jason auffordert, ihn zu töten, lehnt dieser ab: Marie hätte das nicht gewollt. Nachhaltige Läuterung des Helden. Jason und Pamela: Jason behält das Heft in der Hand, ist ihr immer eine Nasenlänge voraus. Sie will ihn sehen, lockt ihn mit dem Versprechen einer neuen Identität. Traut sie ihm? Kann er ihr trauen? Auch für den Zuschauer wird dies nicht erkennbar. Bevor Jason das Telefonat beendet (Fangschaltung!), gibt er ihr zu verstehen, daß er sie hätte töten können. "Sie sehen müde aus." Er hängt auf. Sie sucht mit Blicken die umliegenden Dächer und Gebäude ab nach ihm, vergeblich. Der Starke ist am mächtigsten allein. |
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