Der Film erzählt die letzten 12 Tage im Führerbunker unter der Reichskanzlei mitten im umkämpften Berlin im April 1945, er umfasst die Tage vom 56. Geburtstag Hitlers bis zu dessen Selbstmord. Die Ereignisse nimmt der Zuschauer vor allem aus der Sicht der Sekretärin Traudl Junge wahr. Neben den Darstellungen der Geschehnisse im Bunker wechselt die Perspektive des Films immer wieder zwischen dem Inneren des Bunkers und dem Außen, den Kämpfen in Berlin, den letzten fanatischen Widerständen und Opferungen der Bevölkerung im Volkssturm. Als roter Faden leitet hier den Zuschauer die Figur eines dreizehnjährigen Hitlerjungen, der, noch einige Tage zuvor von Hitler persönlich für seinen Einsatz gegen die Sowjets dekoriert, den Wahn, dem alle verfallen sind, schließlich erkennt.
Bernd Eichinger, Deutschlands erfolgreichster Produzent (von Christiane F. über Die unendliche Geschichte, Der Name der Rose, diverse Werner-Filme bis zu Der bewegte Mann) hat in den Ereignissen im Führerbunker seinen Stoff für einen Spielfilm gefunden. Er beruft sich vor allem auf die von Joachim Fest in seinem Essay "Der Untergang" und von Traudl Junge in ihrem Augenzeugenbericht "Bis zur letzten Stunde" geschilderten Ereignisse und versucht eine historische Rekonstruktion dieser und damit eine Annäherung an die Person Hitlers als Mensch. Ob es ihm gelingt, dadurch zu einem Verständnis der Ereignisse wirklich beizutragen, bleibt fraglich.
Mit großem Budget und Aufwand, mit begleitendem Medien-Rummel birgt der Film die Gefahr, ein reines Spektakel zu sein. "Endlich dürfen wir Hitler als Menschen sehen." Neugierde und Schaulust, "wie war es wirklich"; diese Herangehensweise an den Film wird nicht zuletzt durch den Medienhype hervorgerufen, der den Film bereits seit Wochen vor dem Kinostart begleitet.
Wie lernen wir Hitler nun im Film kennen?
Nach einem kurzen einleitenden Voice-Over von Traudl Junge, in dem sie zugibt, dass sie hätte erkennen und das Jobangebot ablehnen müssen, aber Neugierde sie trieb (Ausschnitt aus dem exzellenten Dokumentarfilm von André Heller Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin, Österreich 2002), folgen wir vier jungen Frauen auf ihrem Weg zum Vorstellungsgespräch mit Hitler im November 1942. Hitler präsentiert sich als Hundeliebhaber, charmant, freundlich und höflich, väterlich und verständnisvoll, als Traudl vor Aufregung beim Diktat Fehler macht. Sie als Münchnerin wird schließlich "auserwählt".
Schnitt. 2 1/2 Jahre später sagt uns ein Titel und wir finden uns im umkämpften Berlin an Hitlers 56. Geburtstag wieder. An diesem Tag wird er noch einmal von allen hofiert, zum letzten Mal verlässt er seinen Bunker, um Hitlerjungen auszuzeichnen, die sich im Kampf um Berlin bewährt haben. Im Laufe des Films wird Hitler immer mehr zum gebrochenen alten Mann; er ist vorzeitig gealtert, seine linke Hand zittert heftig, er hält sie immer hinter dem Rücken fest. Er läuft gebückt, wirkt sehr klein, später läuft er mit grauem Bart, unrasiert und ungepflegt herum. Verblendeter Optimismus, Realitätsverweigerung, Wahnvorstellungen über den Endsieg, Wutausbrüche über Verrat und völlige Selbstaufgabe wechseln einander ab. Immer wieder bekommen wir Auszüge seiner Ideologie, seiner Rassentheorien und Thesen über die Unwürdigkeit des deutschen Volkes zu hören. Alle seine Untergebenen stehen nach wie vor in seinem Bann, niemand sagt ihm offen die Meinung, aber hinter seinem Rücken werden Kontakte zu den Westmächten geknüpft. Am Ende ist Hitler ein von allen verlassener einsamer Mensch.
Ein Mensch?
Dass er ein Mensch war, ist klar, ihn als Dämon zu stilisieren wäre zu einfach. Er hat das Unmenschlichste im Menschen gelebt, aber es bringt nichts an Erkenntnis zu zeigen, wie er seinen Hund tätschelt, der Sekretärin Verständnis entgegenbringt oder seine Köchin lobt. Es heißt, dass der Film mit einem Tabu gebrochen hätte, da er Hitler nicht dämonisiere, sondern ihm Menschlichkeit zugestehe. Im bereits erwähnten Dokumentarfilm Hellers erzählt Traudl Junge ihre Beziehung zu diesem Mann, ihre Faszination, beschreibt Hitlers charmantes Auftreten. Hier spürt man tatsächlich Menschlichkeit und erschrickt davor und vor der eigenen Reaktion. Der Film Der Untergang belässt es allerdings bei einigen wenigen Szenen, in denen wir Hitlers menschliche Seite kennen lernen sollen (etwa die Hundeliebhaberei), man kann keineswegs von einem "Tabubruch" sprechen, da diese Beschreibungen sehr oberflächlich bleiben. Was diesen Film aber eigentlich problematisch macht, ist, dass er die Täter als Personen losgelöst von ihren Taten zu zeigen versucht. Den Menschen in Hitler zu zeigen wird seinen Taten nicht gerecht, Hitler war vor allem Politiker und ist nach seinen Taten zu beurteilen.
Da sich der Film auf das Ende der Schreckensherrschaft beschränkt, zeigt er nicht die Entwicklung des Systems, bietet somit keinen Einblick in die NS-Ideologie und die Verbrechen des Nazi-Regimes. Der Film bietet den Schluss, leistet damit aber keine richtige Auseinandersetzung mit dem Thema. Dies ist in gewisser Weise eine vereinfachende, eine zu einfache Herangehensweise an unsere Geschichte.
Die Form, die Eichinger für den Film gewählt hat, nämlich die des Spielfilms, in der das Geschehen selbst fiktionalisiert wird, birgt vielleicht auch eine Gefahr der Distanzierung. Obwohl sich Eichinger um historische Genauigkeit und Repräsentation bemüht, leistet der Film keine Geschichtsaufarbeitung. Dieser historische Genauigkeitsanspruch des Films, den er auch meist peinlich genau erfüllt, verhindert eine eigene Interpretation der Geschehnisse, die im Spielfilm durchaus künstlerisch legitim ist. Ist so eine "distanzierte" Haltung aber nicht fast schon verantwortungslos?
Der Film ist in seiner Konstruktion, Form und Erzählweise, zu glatt, zu konventionell, zu zugänglich. Zu oft erinnert er an ein sorgfältig erzähltes TV-Drama. So fühlt man sich etwa in der Identifikation des Zuschauers mit dem SS-Arzt Schenk (SS-Runen am Mantel, aber ach so menschlich!) unweigerlich an in Deutschland sehr beliebte Arzt-Serien erinnert. In seiner Form kann der Film nichts wiedergeben vom Unverständnis, das uns befällt, wenn wir uns mit dem Thema auseinander setzen. Somit kann er auch nur bedingt zum Verständnis über das, was geschehen ist, beitragen.
Ziel des Films sei es gewesen, so Eichinger, zu zeigen, "wie es wirklich war" während der letzten 12 Tage im Bunker. Allerdings, um die Atmosphäre des Bunkerlebens mit seiner Klaustrophobie, seinem Wahnsinn wirklich realistisch zu vermitteln, hätten sich der Regisseur Oliver Hirschbiegel und Eichinger ganz auf die Ereignisse im Bunker konzentrieren sollen, um so die beengende Atmosphäre eines Kammerspiels, eines intensivsten "huis clos" zu schaffen. Der ständige Wechsel zu Außenszenen, den Straßenschlachten, den Amputationen und abgesäbelten Gliedmaßen im Lazarett wiederholt sich zu sehr, wirkt dadurch fast schon unglaubwürdig und überflüssig.
Eine der für mich gelungensten Szenen des Films ist die, in der Hitler dem Adjutanten die Verbrennung seine Leichnams anordert (sein letzter Befehl). Hitler ist um einiges kleiner als der Adjutant, er schaut zu ihm auf, aber dann stößt er ihm mit Energie, die seinen ganzen Willen ausdrückt, gegen die Brust. Hitler ist am Ende ein gebrochener Mann, doch er hat die totale Kontrolle bis zum Schluss. Bruno Ganz gelingt es in solchen Szenen, die Macht, den Wahnsinn dieses Mannes, der alle in seinen Bann schlägt, sehr glaubwürdig zu vermitteln
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Der Film endet dann leider mit einem kitschigen Happy End. Der von Hitler noch kurz zuvor ausgezeichnete Hitlerjunge führt Traudl Junge, die den gesamten Film über nur rehäugig durch die Gegend läuft, sicher durch die Reihen der Sowjets (trinkend und Kasatschok tanzend – eine Karikatur?). Er findet ein Fahrrad und in der letzten Einstellung sieht man beide gemeinsam in rötlich-warmen Sonnenschein einer besseren Zukunft entgegen radeln …
Während es Traudl Junge gelang, ihre eigene Rolle, ihre Mittäterschaft zu reflektieren und dies ihrem Leben eine Tiefe gab, fehlt diese Tiefe leider dem Film. Der Ausschnitt aus der Dokumentation wirkt wie angehängt, wie ein Authentizitäts- und Legitimationsanspruch des Films, den er von sich aus nicht erfüllen kann. Dieses Stilmittel, mit dem Eichinger vermutlich einen nachträglichen Authentizitätsanspruch erheben will, entlehnt er Spielbergs Schindler`s List, in dem am Ende die Überlebenden zu Schindlers Grab laufen. Die Erkenntnis Junges soll dem Film als Legitimation gelten, er ist "politically correct". Da der Film aber leider keine eigene Reflexion der Geschehnisse bietet, bleibt er insgesamt nur an der Oberfläche.