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Visuell ist Sky Captain sicher einzigartig. Wenn man mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine Geschichte erzählt, die irgendwo zwischen Flash Gordon und Buck Rogers-Serials, SF-Groschenheften, der Gigantomanie eines Fritz Lang und den stylishen Kostümen des Film Noir angesiedelt ist, dann ist das Ergebnis sicher nichts, was man schon zwanzig Mal zuvor gesehen hat. Die Indiana Jones-Serie von Spielberg/Lucas kommt dem ungezähmten Spieltrieb des Regiedebütanten Kerry Conran wohl noch am nächsten, doch selbst diese noch auf herkömmlichen Weg hergestellten spektakulären Achterbahnfahrten können es zumindest nicht mit der schieren visuellen abundance von Sky Captain aufnehmen. Allerdings ist es für das geübte Auge auch jederzeit erkennbar, daß hier nur Schauspieler in einer Blue Box agieren, bevor dann die gesamten Kulissen, Fahrzeuge und Riesenroboter per Computer ergänzt werden. Gerade in den ersten zwanzig Minuten des Films, wenn man sich weniger den Hauptdarstellern als der Kreation der Filmwelt widmet, können selbst einfallsreiche Montagetechniken nicht darüber hinwegtäuschen, daß einzig das Aufziehen einer Schublade in einem Büro wirklich "echt" erscheint und zumindest ich felsenfest davon überzeugt bin, daß zumindest dieser Schrank nicht aus dem Computer stammt, während etwa das Schaukeln eines Autos, wenn jemand einsteigt, definitiv per Knopfdruck initiiert wurde. Doch nach dem etwas enttäuschenden Auftreten der Riesenroboter-Armeen des mysteriösen Dr. Totenkopf wird auch den Schauspielern Zeit gelassen, an der Erschaffung der Filmwelt teilzuhaben, und insbesondere das Zusammenspiel zwischen Jude Law und Gwyneth Paltrow wird durch teilweise screwball-mäßige Dialoge zu einer der wahren Stärken des Films. Giovanni Ribisi ist wie immer schnuckelig als etwas kauziger Ingenieur, und sogar Angelina Jolie weiß als Amazone mit Augenklappe zu überzeugen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, daß Sky Captain eine Comic-Adaption sei (völliger Schwachsinn, auch wenn bekannte Comic-Künstler wie Kevin O’Neill oder Matt Hollingsworth mit an dem Film gearbeitet haben), aber zumindest visuell fühlt man sich oft an Comics erinnert. Nicht nur in den frühen Montagesequenzen, die ähnlich wie bei Ang Lees The Hulk mit Überblendungen und Einschüben arbeiten, sondern insbesondere auch in der gedämpften Farbskala, die einen an Marvels oder Jon J. Muths Adaption von Fritz Langs M erinnert. Solange man sich nicht im Dschungel, unter Wasser oder im ewigen Eis befindet, erscheint Sky Captain mit Ausnahme der Schauspieler oft nahezu schwarz-weiß, was durchaus zu begrüssen ist. Ebenso ein klarer Pluspunkt des Films ist die in mehrfacher Hinsicht wichtige Einarbeitung eines Kinofilms, der zur Zeit, in der Sky Captain spielt, topaktuell war. Die ersten wirklich farbigen Bilder des Films sieht man, wenn Dorothy gerade in Oz gelandet ist, und daß Dr. Totenkopf durchaus vom Wizard of Oz inspiriert ist, macht Sky Captain dann trotz einiger Mängel (wo sind eigentlich die Einschußlöcher in Sullivans Sichtscheiben plötzlich geblieben, wenn er etwas später vorführt, daß sein Flugzeug auch unter Wasser aktionsfähig ist??) doch zu einem Film, der seinen Platz in der Filmgeschichte behaupten kann. Und solange in der möglichen Fortsetzung auch wieder Jude Law und Gwyneth Paltrow herumstreiten, werde ich mir diese sicher anschauen. |
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