Cowgirl D 2004
Regie: Mark Schlichter
Buch: Martin Rauhaus
Kamera: Frank Griebe, Peter Steuger, Benedict Neuenfels
Schnitt: Mona Bräuer, Anna Kappelmann
Musik: Klaus Wagner, Christopher Blenkinsop
Darsteller: Alexandra Maria Lara (Johanna "Paula" Jakobi), Wotan Wilke Möhring (Max), Peter Lohmeyer (Edgar Jakobi), Gottfried John (Hans Krahl), Ralf Richter (Peter Blessing), Sönke Möhring (Kläuschen Blessing), Robert Viktor Minich (Jürgen Blessing), Oliver Korittke (Videothekar), András Fricsay (Vater Blessing), Laura Schuhrk (Maria Leschek), Nina Rothermund (Beate), Valentin Platareanu (Gangsterboss im Film Noir)
83 Min.
Kinostart: 9. Dezember 2004
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Cowgirl
Die Teilzeitbibliothekarin Paula (Alexandra Maria Lara) fristet ihre Freizeit im Vorort Struvensiel größtenteils vorm Fernseher und hofft auf irgendein Abenteuer. Eventuell würde es schon reichen, wenn sie ihre Jugendliebe Max (Wotan Wilke Möhring), die sie damals schnöde hat sitzenlassen, wiedertreffen könnte. Vier Jahre älter, fünf Mal sitzengeblieben, inzwischen acht Mal vorbestraft - aber auf jeden Fall spannender als ihr Gatte Edgar (Peter Lohmeyer). Über einen seltsamen Film Noir in der Glotze (in dem Alexandra Maria Lara natürlich auch die Hauptrolle spielt) gelangt sie schließlich an Einsichten, die über "Das Leben ist kein Brausepulver" hinausgehen und macht sich auf, Max aus der Bredouille zu helfen.
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Der Titel Cowgirl impliziert natürlich irgendwie einen Western, und man findet auch einige Anknüpfungspunkte an das Genre, am auffallendsten eine Gangsterfamilie mit drei Söhnen, deren Hauptquartier wenig überraschend "Ponderosa" heißt. Doch in dieser "actionreichen Liebeskomödie" des dffb-Absolventen Mark Schlichter, dessen Debütfilm Ex vor zehn Jahren Fernsehverschleiß immerhin durchweg unterhaltsam war, treffen allzuviel Genres aufeinander, man fühlt sich nicht nur durch den Auftritt von Oliver Korittke als Videothekar wie in einem fehlgeschlagenen deutschen Filmexperiment frei nach Kevin Smith oder Quentin Tarantino. Wenn "Paula" beim ersten Showdown des Films "zufällig" Harpunen losgehen lässt, bevor sie Benzinkanister "tolpatschigerweise" umkippt, zu denen sich kurz darauf angerissene Streichhölzer gesellen, so hat das kaum etwas mit einem Film Noir zu tun, aus dem man das (hier häufig nervige) Stilmittel des Off-Kommentar der Heldin übernahm, sondern wirkt einfach zu bemüht witzig, ohne es wirklich zu sein. Mittwochsabends auf RTL oder gar im Ersten würde ich mir Cowgirl gefallen lassen, auf der Kinoleinwand wirkt vieles einfach zu altbacken, Gottfried John als Bösewicht zu abgetakelt, und Hauptdarstellerin A. M. Lara immer eine Spur zu adrett, wie eine Lilo Pulver oder Uschi Glas für das neue Jahrhundert, auch wenn sie bisher selbst in ihrer größten Rolle nur eine Sekretärin darstellen durfte. Schon das Frauenbild des Films wirkt wie aus den 1970er Jahren übernommen, selbst wenn Paula irgendwann Heim und Herd entkommen kann und zumindest mit dem Fahrrad in Richtung Horizont verschwinden kann - I'm a poor lonesome cowgirl …
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