Cinemania 4:
Klickeradoms
Batman & Robin (Joel Schumacher)
USA 1997, Buch: Akiva Goldsman, Kamera: Stephen Goldblatt, Schnitt: Dennis Virkler, Musik: Elliot Goldenthal, mit George Clooney (Bruce Wayne / Batman), Arnold Schwarzenegger (Dr. Victor Fries / Mr. Freeze), Chris O’Donnell (Dick Grayson / Robin), Uma Thurman (Dr. Pamela Isley / Poison Ivy), Alicia Silverstone (Barbara Wilson / Batgirl), Michael Gough (Alfred Pennyworth), Pat Hingle (Commisioner Gordon), John Glover (Dr. Jason Woodrue), Elle Macpherson (Julie Madison), Vivica A. Fox (Ms. B. Haven), Jeep Swenson (Bane), Eric Lloyd (Young Bruce Wayne), Senator Patrick Leahy (Himself Leahy), Ralf Moeller (Arkham Asylum Guard), 125 Min Die ersten drei Batman-Streifen der letzten Zeit gefielen mir allesamt nicht, doch wenn ich Burton eine zweite Chance gab, soll auch Schumacher, der mich ja zumindest mit
Falling Down überzeugen konnte, diese bekommen.
Nachdem das Fundus der Lieblingsschurken des Fledermausmannes allmählich dezimiert wurde, ist es diesmal Mr. Freeze, der zuerst Gotham und dann die ganze Welt plattmachen (oder kaltstellen) will.
Den folgenden Absatz mögen Nicht-DC-Leser überspringen …
Ich persönlich habe in meiner sicher ein Meter dicken Batman-Sammlung meines Wissens nicht einen Mr. Freeze-Comic und kann mich höchstens an ähnliche Charaktere, die Flash oder der Legion das Leben schwer machten, erinnern. Doch hier sind keine Comicleser am Werk gewesen, denn interessante Charaktere wie Pamela Isley oder Jason Woodrue werden hier übel revampt, damit es in die ohnehin hanebüchene Story passt. Bane, ein Schurke, der Mr. Freeze als Eis am Stiel vernaschen würde, ist ein Chaffeur, eine Kreuzung aus einem Sumo-Ringer und Frankensteins Monster (Bei einem Gespräch in einem Comicladen entblödete sich ein jugendlicher Experte nicht, darauf hinzuweisen, daß der Darsteller ein bekannter Wrestler sei, was ja an sich schon eine Garantie für einen Scheißfilm ist, mit The Princess Bride als Ausnahme, die die Regel bestätigt), eine traurige Gestalt, die höchstens mal eine Wand einhauen darf. Und Batgirl ist auf einmal nicht mehr Commisioner Gordons Tochter, sondern Butler Alfreds Nichte.
Leider erinnerte mich das bunte, aber farblose Spektakel sehr an die Fernsehserie: Selten blöde Sprüche (Heilige Synchronisation!) und ein Eishockey-Spiel im Naturkundemuseum, bei dem der Puck ein fetter Diamand ist und ich jeden Moment damit rechnete, daß grelle Lautworte die Leinwand durchschneiden.
Bei einem "Klickeradoms" oder "Puff! Knuff!" wäre ich mir zumindest sicher gewesen, daß der Regisseur diese Klimbim-Sonderausgabe nicht vielleicht doch zu ernst genommen hat.
Gegen die Einnahmen, die auch dieser Schwund sicher machen wird, kann die Wayne-Foundation sicher nicht gegenanstinken, und das ist halt der einzige Grund für die Aktion.
The X-Men (Bryan Singer)
Dt. Titel: X-Men-Der Film, USA 2000, Buch: David Hayter, mit Hugh Jackman (Logan / Wolverine), Anna Paquin (Rogue), Patrick Stewart (Prof. Charles Xavier), Ian McKellen (Magneto), Famke Janssen (Jean Grey), James Marsden (Cyclops), Halle Berry (Storm)Aus meiner Abneigung für die heutigen Marvel-Comics habe ich nie ein Geheimnis gemacht, und ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die Bryan Singer nach
The Usual Suspects zu den großen Regiehoffnungen unserer Tage zählten (und davon gab es seinerzeit sehr viele …).
Und so lag es letztlich nur am mageren Kinoprogramm, daß ich mir nach vier enttäuschenden Batman-Filmen einbildete, man müsse auch diesem Film eine Chance geben. Aber, siehe da,
The X-Men gefiel mir definitiv besser als jeder Batman-Film. Viel besser. Okay, das muß ja noch nicht viel heißen, Kirschen schmecken mir auch "viel besser" als Oliven, aber ich vermeide sie dennoch soweit wie möglich. Aber zum Film.
Der alles entscheidende Glücksgriff ist das Casting. Statt Superstars in den Rollen der kostümierten Helden und ihrer Gegenspieler feilzubieten, haben wir mit Patrick Stewart und Ian McKellen zwei leidlich bekannte Charakter-Darsteller, Halle Berry und Famke Janssen als Augenschmaus und der einzige Superstar des Films wird diesen Status erst in etwa zehn Jahren innehaben. Anna Paquin bekam zwar schon für ihr Debüt in
The Piano 1994 einen Oscar, aber sie dürfte wohl die unbekannteste junge Oscar-Preisträgerin der Welt sein. Und meines Erachtens auch die vielversprechendste. Vergesst Marisa Tomei (so ihr euch noch an sie erinnern könnt …) und Mia Sorvino. Kümmert euch nicht um Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow, merkt euch lieber Anna Paquin! Daß sie aussieht wie eine Mischung aus Demi Moore und Juliette Lewis ist weniger spektakulär als die Tatsache, wie es ihr gelingt, in einem Superhelden-Spektakel nicht durch Spezialeffekte, ein aufreizendes Kostüm oder Kampfszenen aufzufallen, sondern durch ihre Hilflosigkeit und Verletzlichkeit, die ironischerweise auch noch daher rührt, daß ihre "Superkraft" vor allem ihre Umwelt in Gefahr bringt. Die andere Hauptrolle des Films ist Wolverine (Hugh Jackman), die einzige Figur, von der ich (dank Sam Kieth, Barry Windsor-Smith, Kent Williams und Peter David) etwas mehr weiß, und passenderweise geht es bei diesem Charakter vor allem um Mißtrauen und Wut, was auch überzeugend rüberkommt.
Soweit das Positive. Negativ fiel auf, daß alle anderen Figuren (von den alten Herren abgesehen) aus Zeitmangel nicht viel weiter erklärt wurden. Ich habe keinen Schimmer, was an Sabretooth jetzt so toll ist, außer daß er rumknurrt und groß und stark ist. Ich dachte immer, er hätte auch etwas mit diesem komischen Adamantium zu tun, aber wahrscheinlich schütteln die drei Marvelfans unter den Lesern jetzt den Kopf voller Unverständnis über meine Ignoranz. Auffallend war die Begeisterung für riesige runde Räume mit irgendwas in der Mitte, aber das spricht ja auch fast schon wieder für die Ökonomie beim Dreh, wenn man bestimmte Bauten mehrfach einsetzt. Und ein Fehler im Drehbuch, denn die Geschichte um "Bobby" hätte aufgelöst werden müssen, daß der Zuschauer Bescheid wußte, war wichtig, aber daß Rogue nachher wieder ganz normal mit ihm zusammen am Tischfußball stand, war wenig einsichtig.
Was bei
Batman (und
Batman 2, 3 und 4) nicht funktionierte, hier aber ziemlich gut, sind die (sparsam eingesetzten) Kampfsequenzen, die Fahrt auf dem Motorrad (statt Batmobile), die sich nicht ewig hinzieht, und auch der Showdown, der dem Zuschauer trotz bekanntem Ausgang nicht völlig am Arsch vorbeigeht. Und dann gibt es auch ein paar Szenen, die in ihrer Bedeutung so geschickt heruntergespielt wurden, daß sie dadurch schon wieder sehr im Gedächtnis blieben, etwa die sportlichen Aktivitäten in Xaviers Schule, Magnetos Vergangenheit, Toad, der im Hintergrund fast ungesehen die Wand hochläuft oder der rein geistige Kampf zwischen Stewart und McKellen. Nur Stan Lee als "Hot Dog Vendor" habe ich total übersehen. Und was mich wirklich interessieren würde … ist der Storyboard-Artist Michael Ploog der alte Marvel-Zeichner?
Ach ja, damit es keine Verwechslungen gibt:
The X-Men schlidderte nur haarscharf an den zehn schlechtesten Filmen vorbei, die ich dieses Jahr gesehen habe. (Aber ich schau mir ja auch nicht mit Absicht den letzten Scheiß an …) Trotzdem hat er mich positiv überrascht, denn ich habe was abgrundtief Schlechtes erwartet. Wenn ihr nach dem Lesen meiner Besprechung nun wiederum zuviel erwartet, macht mich nachher nicht dafür verantwortlich, wenn ihr enttäuscht werdet.
Daredevil (Mark Steven Johnson)
USA 2003, Buch: Mark Steven Johnson, Kamera: Ericson Core, Schnitt: Armen Minasian, Dennis Virkler, Musik: Graeme Revell, mit Ben Affleck (Matt Murdock / Daredevil), Jennifer Garner (Elektra Natchios), Colin Farrell (Bullseye), Michael Clarke Duncan (Wilson Fisk aka The Kingpin), Jon Favreau (Franklin „Foggy“ Nelson), Scott Terra (Young Matt), Joe Pantoliano (Ben Urich), Erick Avari (Nikolaos Natchios), Derrick O’Connor (Father Everett), David Keith (Jack Murdock), Paul-Ben Victor (Jose Quesada), Leland Orser (Wesley), Kevin Smith (Leichenbeschauer Kirby), Ellen Pompeo (Karen Page), Stan Lee (Älterer Mann, der die Straße überqueren will), Pat Crawford Brown (Bullseyes Sitznachbarin im Flugzeug), Frank Miller (Sicherheitsmann mit drei Bleistiften in der Kehle)Der enorme Erfolg von Sam Raimis
Spider-Man bringt uns
nicht nur eine Fortsetzung dieses Films ins Haus … nachdem jahrelange Gerüchte von Wolfgang Petersens
Fantastic Four und James Camerons
Spider-Man überall nur noch gelangweiltes Gähnen erzielen konnten, überschlagen sich nun die Filme über Marvel-Superhelden.
X-Men 2 läuft demnächst an, Ang Lees
Hulk könnte auch interessant werden, doch zunächst kommt erstmal
Daredevil …
Zugegebenermaßen hatte ich zuvor nie vom Regisseur dieses Films gehört, dennoch erwartete ich eine Menge, immerhin war Daredevil seinerzeit eine der Comic-Serien, die mich nach einer längeren Abstinenz wieder zu diesem Hobby zurückgebracht haben. Insbesondere den
Run von Frank Miller, der mit seinen prominenten Nebenfiguren Elektra, Kingpin und Bullseye auch für die Geschichte des Films Pate stand, habe ich damals verschlungen, die Jagd auf die
Backissues führte mich von einer Comicbörse zur nächsten und
Daredevil #168 zählt neben einigen
Bizarro-, Yummy Fur- und Barks-Klassikern,
Sandman #1 und
Animal Man #5 wohl zu den bestgehütetsten Schätzen meiner Comic-Sammlung.
Obwohl ich im Vorspann des Films weder den Namen Frank Miller noch Stan Lee ausfindig machen konnte, gab sich Regisseur und Autor Mark Steven Johnson durchaus Mühe, einerseits den Comic-Fans etwas zu bieten, andererseits aber auch uneingeweihten Zuschauern die Geschichte nahezubringen. Einige Veränderungen waren jedoch etwas zu drastisch, insbesondere die vermeintlichen Hauptfiguren des Films, Daredevil und Elektra, haben nicht mehr viel mit ihren Comic-Vorbildern zu tun. Da ist beispielsweise der Vergewaltiger Jose Quesada, der bei einer Gerichtsverhandlung davonkommt, nur um des Nachts von Daredevil verfolgt zu werden. Insbesondere der U-Bahn-Schacht, in den die Verfolgung führt, scheint 1:1 aus
Daredevil #1 (1964) übernommen zu sein, doch während dort der Mörder von Matts Vater unbeabsichtigt an einem Herzstillstand stirbt, wird hier ein Vergewaltiger (wahrlich nicht nett, aber schon eine andere Preisklasse als ein Mörder, noch dazu des Vaters) willentlich vom Rächer getötet. Noch dazu mit dem an Zynismus kaum zu überbietenden Kommentar: „That white light at the end of the tunnel? That's not heaven, that's the C train!“
Elektra hingegen, im Comic eine Auftragskillerin, die mal zu College-Zeiten in ihren späteren Superhelden-Gegner verliebt war, wird hier zu einer vor allem gutaussehenden jungen Frau, die den Mord an ihrem Vater rächen will, aber leider ausgerechnet jenen Mann (unter der Maske des
Daredevil) für den Schuldigen hält, der ihr im Zivilleben gerade sehr nahe steht. Ein recht geschickter Trick, um die Geschichte rein zeitlich einzuschränken und die Motivationen der Hauptfiguren durchsichtiger zu machen, und wie Johnson Elektras Vater im Film sterben lässt, ist eine geradezu geniale Idee, doch mit der Comicvorlage hat das wie gesagt erschreckend wenig zu tun.
An anderer Stelle gibt man sich da mehr Mühe. So ist Colin Farrell als Bullseye ähnlich psychotisch und brandgefährlich wie die Comicfigur, und auch das Revamp, daß aus einem (auf der Leinwand sicher nicht sehr überzeugend wirkenden) Kostüm eine Art Gesichtsbranding macht, verzeiht man gerne (Auch, weil Bullseyes Wunsch „I want a bloody costume“ einer der besten Insider-Jokes ist).
Daß Gevatter Bullseye mitunter nur zum Spaß tötet (“Was that really necessary?“ --- „Necessary? No, it was fun.“), war auch bei Miller nicht anders, und immerhin wird der wohl prägendste (und tragischste) Moment zwischen Bullseye und Elektra nahezu 1:1 in den Film übertragen.
Und auch die filmische Umsetzung des zweiten Schurken ist gelungen. Der Kingpin ist zwar im Comic kein Afro-Amerikaner, aber der aus
The Green Mile und
Planet of the Apes bekannte Michael Clarke Duncan ist sicher die perfekte Besetzung für den agilen Koloss, und bei dem Handlungsstrang um die Geheimidentität des
Daredevil schien wohl „Born Again“, eine spätere Storyline von Frank Miller mit Zeichner David Mazzucchelli Inspiration gewesen sein.
Einzig Karen Page, die vielleicht wichtigste Frau im Leben des Rechtsanwalts Matt Murdock (Karen tauchte bereits in Heft #1 auf, Elektra erstmals in Heft #168),
wird im Film sträflich vernachlässigt, was insbesondere dadurch doppelt schmerzt, daß
die Frau, die nur zwei Sätze zu sagen hat, welche nur aufmerksamsten Zuschauern mit Hintergrundwissen in Sachen Daredevil bedeutend erscheinen können, von der schnuckligen Ellen Pompeo aus
Moonlight Mile gespielt wird.
Ein Punkt in der Comic-“History“ der Figur, der im Film aus nicht unbedingt nachvollziehbaren Gründen völlig anders dargestellt wird, ist die
Origin des Helden bzw. davon, wie er zu seinen Superkräften
und der Blindheit kam. Im Comic geschieht dies durch einen frühen heroischen Akt, im Film, der gar nicht erst versucht, diesen Moment in die 50er Jahre zu versetzen, treibt sich der junge Matt einfach auf seinem Skateboard auf einem lokalen Umschlagort für Sondermüll herum und ist zur falschen Zeit am falschen Ort.
Aber zwischendurch auch mal wieder ein paar Worte des Lobes an den Autoren, der für Comicfans diverse Insiderjokes einbaute: So tritt Jack Murdock in seinem letzten Kampf gegen John Romita an, andere Boxer heißen Miller, Mack und Bendis (allesamt
Daredevil-Zeichner oder Autoren), dann gibt es den bereits erwähnten Vergewaltiger namens Quesada (Ähnlichkeiten mit einem Marvel-Editor sind sicher nicht zufällig), ein zwielichtiger Klient heißt Lee (Stan the Man und Frank Miller haben auch Cameo-Appearances, siehe Besetzungsliste) und ein Angestellter im Leichenschauhaus Kirby. Letzterer wird dann auch noch von Kevin Smith dargestellt, der sozusagen die Verbindung zwischen Hollywood, Ben Affleck und Comics darstellt, und einige Hefte
Daredevil hat er auch geschrieben (Das Vorwort im Paperback ist von Affleck …).
Bleiben wir kurz bei Kevin Smith. Meines Erachtens ein mitunter recht guter Drehbuchautor, als Comic-Schreiber aber eine Niete. Von seinem vielgelobten
Daredevil-Run habe ich nur die ersten drei Hefte gelesen, die religiösen Anspielungen (in Maßen auch bei Miller) waren mir dann zuviel des Guten. Ich weiß nicht genau, ob die Figur des Priesters Everett bei Smith entlehnt ist, aber spätestens, wenn Bullseye mit Buntglasscherben wirft und Stigmata-Wunden aufweist, wird klar, wie groß der Qualitätsunterschied zwischen Regisseur Johnson und dem
Spider-Man-Millionär Sam Raimi ist. da gibt es schlechte Animationen zuhauf, viele Effekte sind übertrieben (etwa Matt als Kind), selbst der zunächst glorreich dargestellte Radar-Effekt wird spätestens bei der Liebesszene auf dem verregneten Hausdach zur Lachnummer, und wenn man den Fehler macht, darüber nachzudenken, inwiefern eine nicht gerade oberflächliche Schulterverletzung die Bewegungsfreiheit einschränkt, kann man beim Showdown nur noch mit dem Kopf schütteln.
Eine letzte Bemerkung noch zu einem skurrilen Fall von „political correctness“: Da der Kingpin bereits im Comic eine Glatze hat und man Bullseye wegen der Zielscheibe auf seiner Stirn eine verpasst hat, wollte man wohl nicht riskieren, daß jemand auf die Idee kommen könnte, Glatzköpfe wären im Film gleichbedeutend mit Superschurken und rasierte kurzerhand auch dem Reporter Ben Urich das Köpfchen.
X-Men 2 (Bryan Singer)
USA 2003, Buch: Michael Dougherty, Daniel P. Harris, Kamera: Newton Thomas Sigel, Schnitt und Musik: John Ottman, mit Hugh Jackman (Logan / Wolverine), Patrick Stewart (Professor Charles Xavier), Famke Janssen (Dr. Jean Grey), Halle Berry (Storm), James Marsden (Scott Summers / Cyclops), Ian McKellen (Erik Lensherr / Magneto), Alan Cummings (Kurt Wagner / Nightcrawler), Rebecca Romjin-Staros (Raven Darkholme / Mystique), Brian Cox (William Stryker), Anna Paquin (Rogue), Shawn Ashmore (Bobby Drake / Iceman), Aaron Stanford (John Allerdyce / Pyro), Kelly Hu (Yuriko Oyama / Deathstrike), Cotter Smith (President), Bruce Davison (Senator Robert Kelly), Michael Reid MacKay (Jason 143), Katie Stuart (Kitty Pryde)Der erste X-Men-Film war immerhin besser als meine Erwartungen, und so wagte ich es trotz des
Daredevil-Fiaskos letzten Monat erneut in einen Film nach Marvel Comics, bevor dann bald Ang Lees
The Hulk folgt.
Regisseur Bryan Singer gelang es zwar, alle Hauptdarsteller inklusive der Bösewichte des ersten Films wieder vor der Kamera zu versammeln, aber nachdem dort noch ein Hauptaugenmerk auf das Duell zwischen Patrick Stewart und Ian McKellen gelegt wurde, und Anna Paquin und Hugh Jackman besonders viel Zeit zur Ausarbeitung ihrer Figuren bekamen, gibt es hier keinen wirklichen Hauptdarsteller mehr. Einzig Wolverine bekommt noch auffallend viele gute Szenen und Dialoge, aber das liegt wohl auch an dem besonderen Appeal dieser Figur.
Der Film beginnt mit einem Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten, den ein einzelner Mutant ganz gut allein durchführt. Der Präsident überlebt, aber die Stimmung gegen die Mutanten ist vorgegeben. Professor Xavier und seine Helden machen sich auf, den Attentäter und seine Hintermänner ausfindig zu machen, und nach einigen etwas zu sehr auf cool getrimmten Vorstellungen der einzelnen Figuren entwickelt sich das Drehbuch im zweiten Drittel zur großen Stärke des Films. Trotz dreier unterschiedlicher Fraktionen und diverser Subplots funktioniert der Film wie am Schnürchen, erst mit der Jean-Grey-Szene, die ich schon im ersten Film erwartete, lässt die bis dahin durch nachvollziehbare Motivationen gesteuerte Geschichte am Schluß etwas nach.
Aber, und das sage ich jetzt nicht gern, verglichen mit etwa dem letzten Star Trek-Film
Nemesis funktionieren hier die Figuren, der Plot und die Effekte um einiges besser. Charaktere wie Nightcrawler oder Mystique wissen ebenso sehr zu faszinieren wie die älteren Schauspieler, insbesondere auch Brian Cox als Bösewicht. Einzig Halle Berry, die ich schon im ersten Film schlichtweg aus meinem Gedächtnis verdrängte, trägt nicht viel zum Film bei außer gut auszusehen, und da fand das Auge des Zuschauers auch noch genügend in ihrem Umfeld.
Ziemlich schlimm war auch die Musik, die der Cutter John Ottman zusammengetragen hatte. An Popsongs für den Soundtrack hat man sich ja gewöhnt, aber daß die ohnehin schon überbordenden religiösen Themen auch noch musikalisch untermalt werden mussten, war wirklich unnötig.
Alles in allem ein gelungener Abend mit vielen kleinen Momenten, die ich hier seitenlang wiedergeben könnte, aber wer den Film gesehen hat, weiß, wovon ich rede, und wer ihn nicht sehen will, wird sich dadurch auch nicht verleiten lassen.
Elektra (Rob Bowman)
USA 2004, Buch: Zak Penn, Stuart Zicherman, Raven Metzner, Kamera: Bill Roe, Schnitt: Kevin Stitt, Musik: Christophe Beck, mit Jennifer Garner (Elektra), Goran Visnjic (Mark Miller), Kirsten Prout (Abby Miller), Will Yun Lee (Kirigi), Cary-Hiroyuki Tagawa (Roshi), Terence Stamp (Stick), Natassia Malthe (Typhoid), Bob Sapp (Stone), Chris Ackerman (Tattoo), Edson T. Ribeiro (Kinkou), Colin Cunningham (McCabe), Mark Houghton (Bauer), Kurt Max Runte (Nicolas Natchios), 96 Min., Kinostart: 10. März 2005
Als Frank Miller nach diversen Jahren erstmals wieder für Marvel Comics arbeitete und mit dem Hardcover
Elektra lives again eine symbolisch allegorische, nicht durchweg überzeugende Abzocke veröffentlichte, war das schon ein bißchen so, als wenn man auf dem Ansehen einer Toten herumtrampelt. Als diverse Jahre später ausgerechnet Peter Milligan dem Ruf des Geldes folgte und eine neue Elektra-Serie startete, von der ich nur die ersten zwei Hefte gelesen habe, war Elektra erst recht für mich tot, wie jeder weiß, der entweder Millers
Daredevil-Hefte kennt oder zumindest gesehen hat, wie Colin Farrell als Eightball ihr in der Verfilmung ihren eigenen
Sai durch den Leib drückte.
Nun lebt auch die Film-Elektra wieder und in einem Spin-Off darf Jennifer Garner erneut als Auftragskillerin fungieren. Daß Ben Affleck in diesem Film nicht auftaucht, ist natürlich zunächst einmal eine Gnade. Wie aber der Name Daredevil im ganzen Film nicht ein einziges Mal genannt wird und Elektra als Wiedergeborene keine Erklärung für ihren ersten Tod benötigt, riecht vor allem nach sorgsam überwachten Copyright-Statuten, ähnlich wie Figuren wie Wilson „Kingpin“ Fisk oder Ben Urich auch fein säuberlich auf die
Daredevil- und
Spider-Man-Film-Franchises verteilt wurden.
Immerhin hat Frank Miller ganz am Schluß des Films noch einen Credit und die Filmemacher haben für aufmerksame Zuschauer immerhin einige Souvenirs aus alten Zeiten verstreut. Daß der neue love interest für Elektra nicht nur die Initialen MM hat (wie Daredevil Matt Murdock), sondern mit Nachnamen sogar Miller heißt, ist sicher ebensowenig ein Zufall wie Neon-Reklame eines Billardsalons, die sofort Assoziationen auf Elektras Mörder hervorruft.
Doch ansonsten ist da wenig, was dem Frank Miller-Fan das Warten auf Robert Rodriguez’
Sin City versüßen könnte. Die Intro erinnert ein wenig an die Elektra-Kurzgeschichte aus Bizarre Adventures, und sogar
The Hand taucht auf. Doch während Terence Stamp als blinder „Stick“ nur eine laue Mixtur aus Daredevil, Yoda und Zatoichi ist, und man für „Stone“ den üblichen Wrestler verpflichtet zu haben scheint, fragt man sich spätestens bei „Typhoid“ und „Tattoo“, was diese Witzfiguren hier zu suchen haben. Hier erinnert die Hand eher an eine Rockband als an die tödliche Kampfsportvereinigung aus den Comics. Es ist fraglich, warum das Ganze überhaupt noch
Elektra heißt, fühlt man sich doch für nicht geringe Teile des Films wie in einer romantic comedy, die gefährlich stark an
13 going on 30 erinnert.
In den Staaten war
Elektra ein Totalflop, was nicht zu geringem Maße damit zusammenhängen dürfte, daß das perfekte Publikum für diesen Film aus 13jährigen Mädchen besteht, man den Streifen aber mit der knapp gewandeten Jennifer Garner umwirbt, die dann aber selbst den Fleischbeschauern zuwenig fürs Geld liefert.
Rob Bowman, über
Star Trek und
X-Files zum Experten für billige Action aufgestiegen (Sein letzter Film
Reign of Fire war ein Paradebeispiel dafür) bietet hier einen dumpfen
third generation-Crossover-Soundtrack und jede Menge Effektschnitte. Daß der Film sich dadurch aber mitunter selbst auf den Arm nimmt, scheint niemand gemerkt zu haben. Die Sequenz, wo Elektra ihren schnuckeligen Nachbarn und dessen Tochter umlegen soll, ist wie eine Lehrstunde darin, wie man einen Film
nicht drehen sollte: Der Zuschauer wird für unmündig erklärt, jedes Detail wird dreimal wiederholt, und da man von vornhereinn weiß, daß sie ihn nicht umbringen wird, entsteht auch nicht der Hauch einer Spannung. Ähnlich ist es, wenn Elektra mal wieder an der Kamera vorbeigeht und ihre roten Flackerbändchen mit viel Gedöns durchs Bild huschen. Was will uns der Künstler damit sagen? Nicht einschlafen, bitte.
Constantine (Francis Lawrence)
USA 2004, Buch: Kevin Brodbin, Frank Cappello, Kamera: Philippe Rousselot, Schnitt: Wayne Wahrman, Musik: Brain Taylor, Klaus Badelt, mit Keanu Reeves (John Constantin), Rachel Weisz (Angela Dodson / Isabel Dodson), Shia LaBeouf (Chaz), Pruitt Taylor Vince (Pater Hennessy), Max Baker (Beeman), Tilda Swinton (Gabriel), Gavin Rossdale (Balthazar), Djimon Hounsou (Midnite), Peter Stormare (Satan), Jesse Ramirez (Scavenger), Kinostart: 17. Februar 2005
Momentan startet fast jeden Monat eine neue Comic-Verfilmung in den Kinos, und aus gutem Grund entwickelt sich Alan Moore langsam aber sicher zum meistverfilmten Comic-Autoren. Nach
From Hell und
The League of Extraordinary Gentlemen soll jetzt auch
Watchmen wieder im Gespräch sein, und für eine
V for Vendetta-Version mit Natalie Portman als Evey starten demnächst die Dreharbeiten. Eine Comicfigur, die Alan Moore mal so „nebenbei“ erfunden hat, und die es inzwischen auf über 200 eigene Hefte der Serie
Hellblazer gebracht hat, ist John Constantine.
Als Moore den mysteriösen Herren mit den Jesus-Initialen in
Swamp Thing einführte, war sehr weing über seinen
background bekannt. Ein kettenrauchender Engländer im Trenchcoat, der Sting sehr ähnlich sah und weitaus mehr über den Hintergrund des zum Baumgott aufgestiegenen Sumpfmonsters wusste als Alec Holland persönlich. Im Verlauf von 200 Heften
Hellblazer hat man natürlich relativ viel über diesen okkulten Einzelgänger erfahren, insbesondere die ersten 40 Hefte von Jamie Delano und der darauf folgende
Run des damals noch recht unbekannten Garth Ennismachten einen recht großen Eindruck auf die Leser.
In der Verfilmung erfährt man leider innerhalb recht kurzer Zeit weitaus mehr über John Constantines neuerfundene „Gabe“, „Halbdämonen“ und „Halbengel“ zu erkennen, als man selbst als aufmerksamer Leser über den Lauf von zwei Jahrzehnten über seine Biografie zusammenbasteln konnte. Statt mysteriös ist Keanu Reeves als
Constantine vor allem cool, auch wenn man zugeben muss, daß Reeves die Figur zumindest visuell und vom zynischen Tonfall erstaunlich gut trifft.
Leider ist aber das Drehbuch verquaster und unstrukturierter als alles, was Jamie Delano jemals schrieb (und einiges davon war schon erschreckend esoterisch). Man hat zwar einige der Haupterzählstränge aus Garth Ennis’ „Dangerous Habits“ übernommen (Hier geht es darum, wie Constantine sich mit seinem Lungenkrebs arrangiert), doch das Ganze wurde mit diversen Elementen ausstaffiert, die teilweise aus anderen Comicserien übernommen scheinen. So darf Djimon Hounsou als Dr. Midnite auftreten, doch sein Nachtclub erinnert mehr an
Lucifer als an die ersten zwei
Hellblazer-Hefte. Und anstelle einer (fürs Publikum zu komplizierten?) Schilderung der politischen Verhältnisse der von einem Triumvirat regierten Hölle haben wir hier einige immerhin interessant eingeführte „Ausflüge“ in eine
Terminator 2-Hölle, quasi-religiöses Geseire schlimmer als in
Preacher (der berüchtigte „Stinkefinger“ verliert durch die aufdringliche Kreuz-Symbolik viel an Wirkung), und Constantines Wohnung zeichnet sich durch eine fast unmögliche Architektur und extreme Schattenwürfe von den Jalousien aus - was man eher aus Millers
Daredevil kennt als aus
Hellblazer.
Noch schwerwiegendere Vergehen gegen die Vorlage sind aber die Verlagerung der Geschichte nach Los Angeles (über „Angel City“-Taxis und die weibliche Hauptfigur „Angela“ übt man sich in zweideutiger Namenswahl …), die Verwandlung von Constantines Lieblingschaffeur Chaz in einen allzu hübschen Sidekick und ein an
Underworld oder
Van Helsing erinnerndes Waffenarsenal mit aus Kreuzen geschmiedeten Feuerwaffen, Weihwasser-Granaten etc. (Wobei der Schlagring immerhin tatsächlich recht cool ist).
Das Ergebnis hat meines Erachtens mehr mit
The Exorcist oder
John Sinclair zu tun, und von einem Comic, der so ist wie diese Verfilmung, hätte ich sicher keine 200 Hefte gekauft. Vielleicht erwartet das Publikum Spezialeffekte,
fight scenes und Stunts, oder will an die Matrix-Trilogie erinnert werden - vom Comic
Hellblazer entfernt man sich sehr weit.
Allerdings gibt es noch zwei Punkte neben Keanu Reeves, für die man sich den Film anschauen könnte. Zum einen ist da Tilda Swinton als androgyner Engel Gabriel, zum anderen Peter Stormare als Hannibal Lecter-Version des Teufels. Mehr Szenen mit diesen beiden hätten den Film retten können, doch stattdessen gibt es jede Menge Rachel Weisz im
Wet-T-Shirt-Contest und die ausgedehnte Nebenhandlung mit dem Mexikaner, die 20 Minuten vor Ende des Films nahezu vergessen wird.
Da schnappe ich mir liebe noch mal die alten Hefte …
Coming soon in Cinemania 5 (Be My Valentine):
Rezensionen zu mehr oder weniger romantischen Komödien:
Alfie, Crash Test Dummies, Hitch, Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich, Vom Suchen und Finden der Liebe, Wimbledon