Der neue Film von Olivier Ducastel & Jacques Martineau (Jeanne et le garçon formidable) in der Panorama-Sektion der Berlinale ist eine erfrischend nette Sex-Komödie. Franzosen werden sicher an das Lied von Brigitte Bardot denken: "Sur la plage abandonnée, coquillages et crustacés …"
Die Familie Biancheri kommt in dem gerade geerbten Haus der toten alten Tante an. Marc, mittlerweile Automechaniker und zweifacher Familienvater, verbrachte seine Sommerferien als Teenager dort. Das Haus liegt am Mittelmeer unmittelbar neben den Calanques, der perfekte Ort, um einen entspannenden Sommerurlaub zu verbringen. Doch die Hitze und die Seefrüchte, bekannt für ihre aphrodisische Wirkungen (insbesondere "Les violets", die aber gelb sind) erwecken bald in jedem sexuelle Lüste und Verlangen. Die Tochter Laura verschwindet zwei Tage nach der Ankunft mit ihrem sexy Biker-Boyfriend nach Portugal, wo das Ozeanwasser sicher kälter sein wird, aber nicht die Nächte! Ihr Bruder, Charly, erwartet seinen Freund Martin, der schon sein Coming Out hinter sich hat und versucht herauszufinden, ob Charly auch so was braucht.
Die lockere Mutter, Beatrix, deren Erziehung definitiv holländisch war, ist überzeugt, dass ihr Sohn gay ist und nimmt es entspannt auf. Der Vater, dagegen, wirkt etwa besorgt. Und was macht sein Sohn überhaupt so lang unter der Dusche?
Langsam aber, verschiebt sich unsere Aufmerksamkeit auf die Eltern, deren sexuelle Begehren doch intriganter und viel komplizierter sind, als zuerst zu erahnen ist.
Beatrix, die liberale Frau, hat einen Liebhaber Matthieu, der sich auch entschieden hat, seinen Urlaub am gleichen Ort zu verbringen und der dauernd, jedes Mal, wenn er Sex will, ihr Handy klingen lässt.
Marcs Sexualität kommt überraschend auch ans Licht als der hübsche Klempner (gespielt von Jean Marc Barr) erscheint.
Der Film ist sehr lustig, weil er komplizierte sexuelle Problemen mit leichtem Gemüt erzählt, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen. Die Lieder, gesungen von den Schauspielern selbst, liefern unterhaltsame Zwischenspiele und erinnern an Jacques Demy. Begierde, Potenz, Orgasmus: der Film ist konstruiert, wie man eine Nummer schiebt und endet auch dementsprechend in großer Freude!