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Oktober 2005
Thomas Vorwerk
für satt.org

Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen
Wallace & Gromit - The Curse of the Wererabbit

UK 2005

Filmplakat

Regie:
Steve Box, Nick Park

Buch:
Bob Baker, Steve Box, Mark Burton, Nick Park

Kamera:
Tristan Oliver, Dave Alex Riddett

Schnitt:
David McCormick, Gregory Perler

Musik:
Hans Zimmer, Julian Nott

Production Design:
Phil Lewis

Art Direction:
Lorna Cashmore

mit den Stimmen von Peter Sallis (Wallace / Hutch), Ralph Fiennes (Victor Quartermaine), Helena Bonham Carter (Lady Tottington), Peter Kay (PC MCIntosh), Liz Smith (Mrs. Mulch), Nicholas Smith (Reverend Clement Hedges)

85 Min.

Kinostart:
13. Oktober 2005

Wallace & Gromit
Auf der Jagd
nach dem Riesenkaninchen

10 Jahre nach A Close Shave kehren Wallace & Gromit endlich zurück - und zwar mit ihrem ersten Langfilm. Es soll Kritiker geben, die nach Ansicht von The Curse of the Wererabbit behauptet haben, der Knetgummihund und sein Herrchen können keinen abendfüllenden Film tragen, doch diesen muss ich energisch widersprechen. Zwar hat man wie schon bei Chicken Run (Mel Gibson) wieder Starsprecher engagiert (Ralph Fiennes und Helena Bonham Carter), doch der Film konzentriert sich von Anfang bis Ende ganz auf seine erprobten Hauptdarsteller, die bereits als bekannt vorausgesetzt werden und nicht einmal mehr umständlich erklärt werden. Ein Großteil des Charmes des neuen Film ergibt sich aus den Variationen bekannter Themen. Die Aufweckmaschinerie oder der versenkbare Brunnen im Hintergarten funktionieren immer noch und die kleinen Details auf Fotografien (Dogwarts) oder Zeitungen sind weiterhin immer einen zweiten Blick wert. Es gibt gleich zwei neue Widersacher (den Hund nicht mitgezählt) und wieder eine herzensgute Frau, die Wallace schöne Augen macht. Und spätestens, wenn altbekannte Wallace-Zitate wie „Aww. The bounce has gone from his bungee“ im neuen Kontext noch genialer als früher klingen, weiß man, daß die zehn Jahre nicht verschwendet waren.

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Wallace & Gromit haben einen neuen Job als humane Kaninchenentsorger, angesichts einer bevorstehenden Landwirtschaftsausstellung mit einer Preisverleihung (bei der auch Gromit sich Chancen ausrechnet) läuft der Laden wie geschmiert. Wenn selbst der Vikar mit Weihwasser gießt und für prachtvolle Pflanzen betet, sind die unter anderen Umständen ganz putzigen Nager völlig fehl am Platz, und das ausgeklügelte Alarmsystem vom „Anti-Pesto-S.W.A.T.-Team“ hat noch jedes Karnickel zur Strecke gebracht und in Wallaces Keller verbannt. Doch langsam nehmen die neuen Untermieter überhand und vergreifen sich an den Vorräten - und Wallace hat mal wieder einen seiner gefürchteten Geistesblitze. Mithilfe eines Hirnmanipulators will er den Nagern jede Lust auf Gemüse austreiben, doch schon beim ersten Versuchskaninchen läuft etwas bei der durch Mondlichtenergie angetriebenen Prozedur schief und fortan treibt das riesige Wer-Kaninchen im Vollmond sein Unwesen und vernichtet mitunter in einer Nacht mehrpreisverdächtiges Gemüse als eine Hundertschaft Normalo-Kaninchen es in einer Woche schaffen würden. Als Konkurrenz zur humanen Pestkontrolle gibt es auch noch den skrupellosen Jägersmann Lord Victor Quatermaine, der keinerlei Gewissensbisse dabei hat, selbst den niedlichsten Klopfer mit Schrot zu perforieren, und so sind Wallace und Gromit mal wieder damit beschäftigt harmlose kleine (und manchmal nicht so kleine und nicht so harmlose) Säuger vor einem blutigen Tod zu bewahren.

Zusätzliche Verwicklungen bahnen sich durch die ortsansässige Adlige an, Lady Tottington, mit der Wallace ein neues love interest präsentiert wird - doch natürlich hat auch Lord Quatermaine ein Auge auf „Tottie“ geworfen …

Zu keinem Moment kommt Langeweile auf, gleich mehrere Showdowns und diverse (teilweise anzügliche, nur selten übersetzbare) Wortspiele und unzählige niedliche Kaninchen halten den Zuschauer (und Wallace & Gromit) auf Trab, und auch die üblichen Genre-Versatzstücke (Nebel auf dem Friedhof, Schattenspiele) und Filmanspielungen (King Kaning und die karottenähnliche Frau) bleiben nicht aus. Doch vor allem sind Wallace & Gromit noch genau so liebenswert wie bei ihrem ersten Auftritt - als Animationsfiguren altern sie natürlich nicht, doch im Gegensatz zu etwa Bugs Bunny brauchen sie sich auch nicht mit technologischen Erneuerungen herumzuschlagen - abgesehen von einigen CGI-Effekten bei Explosionen oder besonders rasanten unterirdischen Verfolgungsjagden ist bei Aardman immer noch alles reine Handarbeit - und insbesondere auf der großen Leinwand sieht man auch fast die Fingerabdrücke der Schöpfer auf der Nase Gromits.

The Curse of the Wererabbit ist einer jener Animationsfilme, die man gleich noch ein zweites Mal sehen will, und zum ersten Mal würde ich mir sogar einen Soundtrack von Hans Zimmer kaufen, der die Britishness des Films hervorragend mit seinem Score eingefangen hat.

Alles in allem: ein 24-Karat-Meisterwerk, dem man trotz der schärferen Konkurrenz in einer anderen Oscar-Kategorie den Hattrick wünschen möchte.