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Oktober 2005 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Sky High
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Da man nur einen einzelnen Film drehen wollte, nahm man für den männlichen Helden das Durchschnittsalter 14 und konnte somit auch gleich die pubertären Verwicklungen angehen. Will Stronghold (Michael Angarano, der innerhalb von fünf Wochen in drei deutschen Kinostarts nicht unwichtige Rollen spielt - siehe auch Lords of Dogtown und Dear Wendy) ist kein Waise, sondern der Sohn des wohl berühmtesten Superheldenpaars. Wenn die Strongholds nicht als Immobilienmakler arbeiten, retten sie als The Commander (Kurt Russell, Superstärke) und Jetstream (Kelly Preston kann fliegen) die Welt. Und von ihrem Sprößling erwarten sie natürlich nicht weniger, doch die erwarteten Superkräfte (Fliegen? Superstärke? Fliegen?) wollen sich nicht recht einstellen. Gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Nachbarin Layla (Danielle Panabaker, Kontrolle über Pflanzen), mit der er schon als Säugling im Planschbecken gespielt hat, betritt Will einen zunächst ganz normal aussehenden Bus. Doch ähnlich wie der Knight Bus bei Harry Potter ist auch dieser Bus etwas besonderes, er hebt ab zur Superheldenschule Sky High, die passend zum Namen mit einer Antischwerkraftplattform irgendwo in den Wolken schwebt.
Schon am ersten Tag als Freshman lernt Will den dunkel-rebellischen Warren Peace (kann Feuerbälle werfen) kennen, dessen Superschurkenvater Wills Vater mal hinter Gittern brachte - ein Erzfeind à la Draco Malfoy wäre also auch schon gefunden. Anstelle eines sorting hats übernimmt es hier Coach Boomer ("You may know me as Sonic Boom - or you may not …") mit seinem power placement test, zu entscheiden, in welche Klassen die Schüler eingeschrieben werden. Wer eine imposante Superkraft vorweisen kann, wird als „Hero“ eingestuft - unabhängig von etwaigen charakterlichen Schwächen. Und wer wie Will nicht auf Befehl seine Superkraft demonstrieren kann, wird halt „Sidekick“ - oder euphemistisch ausgedrückt „Hero Support". Will durchlebt mit seinen neuen Sidekickfreunden (und Layla, die nichts von solchen Kategorien hält und ihre Kraft für sich behalten hat - auch wohl, um ihrem heimlichen Schwarm Will nahe zu sein) den Schulalltag, die Fächer heißen statt „Defense against the Dark Arts“ beispielsweise „Mad Science", und als besondere Englischstunde für den Hero Support lernt man, wie man den Satz
vervollständigen kann. Und natürlich gibt es auch die typischen Bullys wie Lash und Speed, ebenfalls sogenannte „Helden", die den Sidekicks das Leben schwer machen.
Wills Leben scheint sich aber zu verbessern, als er bei einem Kampf mit Warren, bei dem fast die gesamte Cafeteria verwüstet wird, doch noch seine Superkraft entdeckt - ganz der Vater ist er superstark, und nachträglich in die Heldenklassen überwiesen wird. Während Layla zurückbleibt (die ganze Kategorien-Sache erinnert stark an Hermione und ihre Probleme als Mudblood), hat Will nun mit der attraktiven Gwen (Mary Elizabeth Winstead, ein „Technopath") eine neue Banknachbarin, für die er sich schon vorher interessiert hatte, und die seinen vorsichtigen Annäherungsversuche meistens noch zuvorkommt.
Während die Hormone auf der Highschool verrückt spielen, kommt aber auch noch Superschurke „Royal Pain“ ins Spiel, den Vater Stronghold seinerzeit mal besiegt hatte, und von dem noch eine mysteriöse Superwaffe, der „Pacifier", im der Batcave nicht unähnlichen Trophäenkeller unter dem Haus der Strongholds steht …
Sky High ist zunächst manchmal etwas grell, auch die Musik ist teilweise zu aufdringlich, doch auch wenn die Komplexität der Figuren nicht mit Harry Potter mithalten kann, überzeugen selbst noch die Nebenfiguren, die nur zwei Auftritte haben. Michael Angarano könnte so etwas wie der unscheinbare Michael J. Fox dieser Zeit werden, und sogar Kurt Russell stört nicht weiter. In den (erwachsenen) Nebenrollen finden sich jede Menge außerhalb der USA unbekannte Komödianten, und für eingeweihte Zuschauer gibt es auch mal Insiderwitze, wenn man Bruce Campbell kennt oder weiß, daß Lynda Carter (Principal Powers) mal Wonder Woman gespielt hat.
Und auch wenn die Überraschungen des plots nicht annähernd an die geschickten Falschfährten einer J. K. Rowling heranreichen, bietet Sky High doch robuste Familienunterhaltung mit vielen kleinen Gags. Einer meiner Lieblingsgags ist der, als Will Gwen nach ihrem ersten Date nach Hause bringt, und vom plötzlich in der Tür auftauchenden Vater um den Gutenachtkuss gebracht wird. Der Vater mustert ihn von oben bis unten und fragt: „You’re not that guy with six arms, right?“ Und diesen Alptraum eines jeden Vaters einer pubertierenden Tochter sah man tatsächlich schon mal am Rande des Films …
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