Gemeinsam mit John Madden, dem Regisseur ihres größten Erfolgs Shakespeare in Love, hatte Gwyneth Paltrow das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Theaterstück Proof von David Auburn bereits auf eine Londoner Bühne gebracht, nun folgt auch die Filmversion.
Die 27jährige Catherine (Paltrow) hat bis zu dessem Tod ihren Vater Robert (Anthony Perkins) gepflegt, ein Mathegenie, dessen geistiger Zustand in den letzten Jahren stark gelitten haben soll. An diesem Punkt, wo sie ihr Leben neu sortieren sollte, fallen plötzlich zwei Menschen in ihr Leben ein. Zum einen der junge Mathematiker Hal (Jake Gyllenhaal), der eigentlich die hinterlassenen Unterlagen von Robert (ehemals sein Mentor) studieren will, sich aber schon vor einiger Zeit in Catherine verliebt hat. Zum anderen Catherines Schwester Claire (Hope Davis), eine resolute Karrierefrau, die Catherines weiteres Leben bereits durchgeplant hat.
Ich habe keinen Schimmer davon, wie weit sich das Drehbuch an das Theaterstück hält, im Film ist es auf jeden Fall so, daß der bereits verstorbene Robert noch sehr präsent ist. Dies beginnt bereits mit einem Gespräch zu Catherines 27. Geburtstag, bei dem Robert dann irgendwann nebenbei erwähnt, daß er ja bereits tot ist und seine Beerdigung bevorsteht. Was wie der Besuch des toten Vaters bei Hamlet beginnt, wird zu einer den Film durchziehenden Reihe von Rückblenden, denn zwei Dinge müssen geklärt werden:
- Stammt ein im Nachlass gefundener mathematischer Beweis von exorbitanter Bedeutung vom Verstorbenen oder von Catherine, die trotz einer quasi identischen Handschrift in allen Unterlagen behauptet, ausgerechnet dieses Notizbuch stamme von ihr?
- Hat Catherine das Genie ihres Vaters geerbt oder dessen Wahnsinn? Oder vielleicht beides?
Die Dialoge des Films funktionieren oft auch wie Beweisführungen, die „Eleganz“ einer Beweisführung scheint besonders wichtig, an anderer Stelle wird die Ähnlichkeit zwischen Jazzmusik und Mathematik ausgearbeitet, wenn man neue Techniken ausprobiert, kann so ein Beweis sogar hip sein. Doch wie in nahezu jedem Film, in dem Mathematik eine größere Rolle spielt, geht es auch hier mehr um den Wahnsinn als um Poesie, Melodie oder gar Liebe. Für das potentielle Romantic Comedy-Publikum wird die Liebe im deutschen Zusatztitel mal wieder extra betont, doch gerade, wer eine nette kleine Romanze zwischen Gwyneth und Jake erwartet, könnte kaum stärker enttäuscht werden, denn hier geht es vor allem um die Beweisbarkeit solch objektiver Begriffe wie Vertrauen, geistige Zurechnungsfähigkeit oder Liebe.
Spoiler-Alert!!!
Vielleicht für das Massenpublikum gibt es dann zum Schluß auch eine Art Happy End, doch bei einem Film mit dem Titel Proof stellt sich für den erfahrenen Zuschauer am Schluß immer noch eine Frage, die der Film (glücklicherweise) nicht auflöst: Inwiefern kann der Flashback einer Frau, die in Halluzinationen mit ihrem toten Vater spricht, den Beweis ihrer geistigen Zurechnungsfähigkeit liefern? Dieses erbsenzählerische Nachhaken eines Zuschauers, der selbst mal jahrelang in der Mathe-AG war, ist neben den Auftritten von Hope Davis und dem Lächeln von Jake Gyllenhaal das einzige, was diesen ansonst eher flauen und unergiebigen Film auszeichnet. Der übrigens erstaunlicherweise erst nach knapp zwei Jahren in die deutschen Kinos kam - just in jenem Moment, als Jake Gyllenhaal plötzlich (auch ohne Oscar) zum Superstar erklärt wurde …