Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Juni 2006
Thomas Vorwerk
für satt.org

American Dreamz - alles nur Show
USA 2006

Plakat<BR>
Buch
und Regie:
Paul Weitz

Kamera:
Robert Elswit

Schnitt:
Myron Kerstein

Musik:
Stephen Trask

Production Design:
William Arnold

Darsteller:
Hugh Grant (Martin Tweed), Dennis Quaid (President Joe Staton), Mandy Moore (Sally Kendoo), Willem Dafoe (Chief of Staff), Chris Klein (William Williams), Sam Golzari (Omer), Tony Yalda (Iqbal Riza), Marcia Gay Harden (First Lady), Seth Myers (Chet Krogl), Jennifer Coolidge (Martha Kendoo), Judy Greer (Accordo), John Cho (Ittles), Adam Busch (Sholem Glickstein), Shohreh Aghdashloo (Nazneen Riza), Trey Parker (Performer „Rockin’ Man“), Carmen Electra (Herself)

107 Min.

Kinostart:
15. Juni 2006

American Dreamz
Alles nur Show

Bereits mit seinem Regiedebüt (damals noch zusammen mit seinem Bruder Chris) hat Paul Weitz bewiesen, daß er selbst etwas völlig US-amerikanisches wie Apfelkuchen auf lange Sicht korrumpieren kann. Nun hat er die Hauptdarsteller aus seinen zwei letzten Filmen About a Boy und In Good Company zusammengetrommelt, um American Idol, die US-Version von „Deutschland sucht den Superstar“, zu veralbern.


Filmszene
Fotos © 2006 Universal Studios
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Nun mag manch einer einwenden, daß man ein solches Format, das schon wie eine Parodie seiner selbst erscheint, nicht mehr zu parodieren braucht, doch hat uns nicht Trey Parker mit seinem Team America bewiesen, daß man selbst noch Michael-Bay-Filme und Schauspieler wie Matt Damon verarschen kann, ohne dabei unter ihr Niveau rutschen zu müssen. American Dreamz erinnert vielfach an Team America (Trey Parker hat sogar einen Kurzauftritt als Rocksänger), nur gibt es hier einige Explosionen und Blutvergießen weniger.

Auf einer Version des Plakates heißt es in blau und rot auf weiß: „Imagine a country where the president never reads the newspaper, where the government goes to war for all the wrong reasons, and where more people vote for a pop idol than for their next president.“ Das fasst natürlich schon sehr prägnant zusammen, worauf sich auch der Film stürzt. Dennis Quaids Darstellung als Präsident versammelt genügend Verweise als George W. Bush, ohne dabei aber zu einem bloßen Abklatsch zu verkommen. Immerhin hat dieser Präsident an seiner Seite nicht nur Marcia Gay Harden als First Lady, sondern vor allem Willem Dafoe als „Chief of Staff“, und als jemand, der nie ein großer Fan von Bobby Peru und ähnlichen Gestalten war, lohnt hier schon Dafoes Auftritt den Kinoeintritt.

Hugh Grant als Moderator der Talentshow ohne Talent wirkt zunächst extrem gealtert, becirct aber ebenfalls mit seiner hinterhältigen Weise und bekommt als ebenbürtige Partnerin Mandy Moore zur Seite, die schon in Saved bewies, wie schlecht sie sangen kann, wenn es drauf ankommt, und die hier ähnlich niederträchtig sogar mit ihrem Ex-Freund wieder anbandelt, nur weil dieser Dussel sich im Irak hat anschiessen lassen, und nun als Kriegsveteran (es war eigentlich nur eine Fleischwunde) ihre Siegchancen im Song Contest hochschnellen lassen könnte.

Zur Ähnlichkeit mit Team America kommt es vor allem durch den tolpatschigen Terroristen Omer, der sich ebenfalls für das Finale qualifiziert, und nun in Anwesenheit des präsidentalen Gast-Jury-Mitglieds als lebende Bombe ein politisches Statement abgeben soll, das natürlich etwas anders ausfällt.

Auch wenn beispielsweise die Songs der Kontestanten liebevoll subtil das DSDS-Format durch den Kakao ziehen (eine Trällertante sieht aus wie eine Mischung aus Whitney Houston und Minnie Mouse - und hört sich auch ähnlich schrecklich an), fällt es dem Film oft schwer, grotesker als die Wirklichkeit zu sein, und wer praktisch jeden Tag im Fernsehen umsonst sehen kann, wofür man hier Eintritt zahlen muss, könnte sich fragen, ob sich das wirklich lohnt. Ich jedoch als einer von vier Personen in Deutschland, die GEZ-Gebühr bezahlen, obwohl sie seit Jahren kein Fernsehprogramm mehr empfangen können, hatte einen Heidenspaß bei dem Streifen, selbst wenn einige Scherze etwas platt waren und mich die Schauspielerführung in Team America mehr begeisterte …