Anzeige: |
satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |
Juni 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
|
American Dreamz
|
Fotos © 2006 Universal Studios |
Nun mag manch einer einwenden, daß man ein solches Format, das schon wie eine Parodie seiner selbst erscheint, nicht mehr zu parodieren braucht, doch hat uns nicht Trey Parker mit seinem Team America bewiesen, daß man selbst noch Michael-Bay-Filme und Schauspieler wie Matt Damon verarschen kann, ohne dabei unter ihr Niveau rutschen zu müssen. American Dreamz erinnert vielfach an Team America (Trey Parker hat sogar einen Kurzauftritt als Rocksänger), nur gibt es hier einige Explosionen und Blutvergießen weniger.
Auf einer Version des Plakates heißt es in blau und rot auf weiß: „Imagine a country where the president never reads the newspaper, where the government goes to war for all the wrong reasons, and where more people vote for a pop idol than for their next president.“ Das fasst natürlich schon sehr prägnant zusammen, worauf sich auch der Film stürzt. Dennis Quaids Darstellung als Präsident versammelt genügend Verweise als George W. Bush, ohne dabei aber zu einem bloßen Abklatsch zu verkommen. Immerhin hat dieser Präsident an seiner Seite nicht nur Marcia Gay Harden als First Lady, sondern vor allem Willem Dafoe als „Chief of Staff“, und als jemand, der nie ein großer Fan von Bobby Peru und ähnlichen Gestalten war, lohnt hier schon Dafoes Auftritt den Kinoeintritt.
Hugh Grant als Moderator der Talentshow ohne Talent wirkt zunächst extrem gealtert, becirct aber ebenfalls mit seiner hinterhältigen Weise und bekommt als ebenbürtige Partnerin Mandy Moore zur Seite, die schon in Saved bewies, wie schlecht sie sangen kann, wenn es drauf ankommt, und die hier ähnlich niederträchtig sogar mit ihrem Ex-Freund wieder anbandelt, nur weil dieser Dussel sich im Irak hat anschiessen lassen, und nun als Kriegsveteran (es war eigentlich nur eine Fleischwunde) ihre Siegchancen im Song Contest hochschnellen lassen könnte.
Zur Ähnlichkeit mit Team America kommt es vor allem durch den tolpatschigen Terroristen Omer, der sich ebenfalls für das Finale qualifiziert, und nun in Anwesenheit des präsidentalen Gast-Jury-Mitglieds als lebende Bombe ein politisches Statement abgeben soll, das natürlich etwas anders ausfällt.
Auch wenn beispielsweise die Songs der Kontestanten liebevoll subtil das DSDS-Format durch den Kakao ziehen (eine Trällertante sieht aus wie eine Mischung aus Whitney Houston und Minnie Mouse - und hört sich auch ähnlich schrecklich an), fällt es dem Film oft schwer, grotesker als die Wirklichkeit zu sein, und wer praktisch jeden Tag im Fernsehen umsonst sehen kann, wofür man hier Eintritt zahlen muss, könnte sich fragen, ob sich das wirklich lohnt. Ich jedoch als einer von vier Personen in Deutschland, die GEZ-Gebühr bezahlen, obwohl sie seit Jahren kein Fernsehprogramm mehr empfangen können, hatte einen Heidenspaß bei dem Streifen, selbst wenn einige Scherze etwas platt waren und mich die Schauspielerführung in Team America mehr begeisterte …
satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |