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Juli 2006
Thomas Vorwerk
für satt.org

Hui Buh - Das Schlossgespenst
D 2006

Plakat

Regie:
Sebastian Niemann

Buch:
Dirk Ahner, Sebastian Niemann

Hörspiel-Vorlage:
Eberhard Alexander-Burgh

Kamera:
Gerhard Schirlo

Schnitt:
Moune Barius

Musik:
Egon Riedel

Darsteller:
Michael Bully Herbig (Ritter Balduin / Stimme Hui Buh), Christoph Maria Herbst (König Julius, der 111.), Ellenie Salvo González (Konstanzia), Martin Kurz (Tommy), Heike Makatsch (Leonora Gräfin zu Etepetete), Nick Brimble (Ritter Adolar / Daalor), Rick Kavanian (Charles), Hans Clarin (Kastellan), Wolfgang Völz (Major Servatius Sebaldus), Christoph Hagen Dittmann (Dicker Geisterjäger), Michael Kessler (Dünner Geisterjäger), Oliver Pocher (Fahrstuhl-Geist)

98 Min.

Kinostart:
20. Juli 2006

Hui Buh
Das Schlossgespenst


Filmszene
Filmszene
Bilder © 2005 Constantin Film
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Für die „Generation Hörspiel“, der beispielsweise mein kleiner Bruder angehörte (inzwischen mit 35 auch schon auf dem halben Weg zur Rente), hatte ich schon aufgrund der Familien-Bande nur Verachtung übrig. Während ich so mit acht oder neun neben den unvermeidbaren Micky Maus und Fix & Foxi-Heften bereits Bücher las („Schneider“-Bücher von Rolf Ulrici), liefen in seinem Zimmer fast unaufhörlich Karius und Baktus, Die drei ??? oder was auch immer.

Für die Hui Buh-Serie war ich vielleicht sogar zu jung, denn laut Presseheft begannen die Abenteuer des Schlossgespenstes bereits Ende der 1960er. Bei Hui Buh denke ich vor allem an Schallplatten („Europa“ natürlich), und ich glaube, im Keller meines Onkels lag so eine Platte rum - nur durfte ich natürlich nicht an seinen Plattenspieler. Und schon war die Sache gegessen. Als mein Bruder Mitte bis Ende der Siebziger vom Hörspiel-Virus erwischt wurde, waren Radiorekorder mittlerweile so billig, daß man sogar halbwüchsigen Kindern einen zu Weihnachten schenken konnte, und Hörspiele verkauften sich auch bevorzugt als MusiCassetten.

Mittlerweile ist meine Nichte so alt, wie ich damals war, hat zwei CD-Player und ein MP3-Gerät, hört aber trotz einer beachtlichen Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg-Sammlung inzwischen lieber Nena und Tokio Hotel.

Auf den Plattencovern war Hui Buh immer ein Skelett, das öfter auch mal den Kopf verlor, im Film sieht er Michael Bully Herbig erstaunlich ähnlich, der ihn im lebendigen Zustand (als Ritter Balduin zu Chaucers Lebzeiten [=14. Jahrhundert]) auch spielt, und der CGI-Geisteserscheinung, die ihm stark nachempfunden scheint, die Stimme leiht. Die eigentliche Hauptrolle (was die Leinwandminuten angeht) spielt aber Christoph Maria Herbst (bekannt als Stromberg), der als König Julius, der 111. Schloss Burgeck übernimmt, wo Hui Buh längere Zeit allein mit dem Hausdiener Kastellan war, der sich redlich Mühe gab, bei den eher mauen Spukbemühungen des tollpatschigen Geistes erschrocken auszusehen. Diesen Gefallen tut ihm Julius nicht, der damit beschäftigt ist, seine Ehe mit der reichlich versnobten Gräfin Leonora (Heike Makatsch) vorzubereiten. So beschäftigt, daß er zunächst nicht einmal bemerkt, daß deren Zofe Konstanzia (Newcomerin Ellenie Salvo González) die Herrin in jeder Hinsicht aussticht: besser erzogen, warmherziger, besser aussehend - und sogar heimlich in den König verschossen. Wenn dann auch noch Tommy, der herzige Sohn der Zofe auftaucht, kann man sich das Happy End bereits an anderthalb Fingern abzählen, doch immerhin ist es den Drehbuchautoren gelungen, eine abendfüllende Geschichte zusammenzudichten, die die ganze Familie unterhalten kann (um Klassen besser als etwa (T)Raumschiff Surprise).

Im Genre Kinder-/Familienfilm kann Hui Buh es fast mit dem anderen spät verfilmten Klassiker aus meiner Jugend (Das Sams, Sams in Gefahr) aufnehmen - und mehr kann man eigentlich nicht erwarten …

Wie überzeugt sogar die „Väter“ von Hui Buh von der Produktion waren, zeigt schon, daß Erfinder und Autor Eberhard Alexander-Burgh sich nach langen Verhandlungen irgendwann 2004 die Rechte abkaufen ließ - nur um dann eine Woche später zu sterben und seinen somit frisch angewachsenen Reichtum unter anderem an einige Berliner Waisenhäuser zu vererben. Und Hans Clarin, die Stimme des Original Hörspiel-Hui Buh (sowie die von Pumuckl) spielt im Film seine letzte Rolle. Nun sind sie beide womöglich auch behördlich zugelassene Gespenster und dürfen mitspuken …