The Host
(R: Bong Joon-ho)
Originaltitel: Gwoemul, Südkorea 2006, Buch: Bong Joon-ho, Ha Joon-won, Baek Chul-hyun, Kamera: Kim Hyung-goo, Schnitt: Kim Seon-min, Musik: Lee Byeong-woo, mit Song Kang-ho (Gang-du), Park Hae-il (Nam-il), Bae Du-na (Nam-joo), Byeon Hie-bong (Hie-bong), Go Ah-sung (Hyun-seo), Lee Dong-ho (Se-ju), 119 Min., Kinostart: 29. März 2007
Übersetzt heißt der Originaltitel dieses Films schlicht und ergreifend "Monster", und im Bereich der Monster-Filme ist Gwoemul eine kleine Revolution. Nicht nur ist Korea im Gegensatz zu Japan für dieses Subgenre nicht eben bekannt, vor allem gelingt es dem Film, ohne auf Nervenkitzel und Effekte zu verzichten, sozusagen, drei Filme in einem an den Mann zu bringen: Eben einen Monsterfilm (wobei der flinke, mutierte Olm hier nicht wie Godzilla die gesamte Skyline Seouls vereinnahmt, sondern sich auch mal hinter einem LKW verstecken kann), eine Familienkomödie (die eben typisch koreanisch ist, und mit dem mitunter überraschenden Humor durchgehend unterhält), und last but not least eine Polit- und Sozialsatire, die dermaßen amerikafeindlich ist, daß man auf das bereits angekündigte US-Remake gespannt sein kann.
Vor einigen Jahren gab es in Korea einen Umweltskandal, den Regisseur und Autor Bong für den Hintergrund seiner Geschichte geschickt einbaute. Das Formaldehyd, das ein US-amerikanischer Militärmediziner gallonenweise in den Ausguß gießen ließ, sorgt dafür, daß ein zunächst kaulquappengroßes Tierchen (eine wunderschöne Szene, wie zwei Angler dieses entdecken, der Zuschauer aber zunächst noch im Dunkeln gehalten wird), zu einem Monstrum auswächst, das schließlich das Ufer des Flusses Han (eine dankbare Location) unsicher macht, auf Menschenjagd geht, eine Panik entstehen lässt, und insbesondere die Familie Park, die am Ufer einen Kiosk betreibt, heimsucht. Die zwölfjährige Tochter des nicht sehr hellen Gang-du wird nämlich vom Monster verschleppt, und so muß sich die zerrüttete Familie zusammentun, um gegen das Monster und die unsinnigen Aktionen der koreanischen und US-amerikanischen Regierung (u. a. Internierung kontaminierter Überlebender und Einsatz des Giftgases "Agent Yellow" mitten in der Millionen-Metropole Seoul) zu bestehen.
Die unterschiedlichen Genremotive ergänzen sich bei dieser eigentümlichen Mixtur aufs Vortrefflichste, und auch, wenn es aus Drehbuchsicht etwas einfach scheint, daß ein Familienmitglied ausgerechnet eine berühmte Bogenschützin ist, hatte The Host schon früh einen Kultstatus erreicht, der weit über das doch sehr überschauliche Subgenre der Monsterfilme hinaus Wellen schlug. Nicht nur die (laut Jörg Buttgereit) "sensiblen Fans" des Genres begeisterten sich für den Film, der gerüchteweise jeden vierten Südkoreaner zum Erwerb eines Kinotickets verführt haben soll, auch Festivalbesucher und internationale Kritiker waren voll des Lobes. Und wenn der koreanische "Touch" hierzulande vielleicht noch nicht das breite Publikum verzaubert, ist Gwoemul ein weiterer und wichtiger Schritt, eine der momentan interessantesten Filmnationen auch in Deutschland bekannter zu machen.