Prinzessinnenbad
(R: Bettina Blümner)
Deutschland 2007, Buch: Bettina Blümner, Kamera: Mathias Schöningh, Schnitt: Inge Schneider, Musikberatung: Christian Illner, mit Mina Bowling, Tanutscha Glowacz, Klara Reinacher, 92 Min., Kinostart: 31. Mai 2007
Der Dokumentarfilm boomt weiter. Schon vor Beginn der Reihe “Perspektive deutsches Kino” bei der diesjährigen Berlinale wurde Prinzessinnenbad als klarer Favorit gehandelt, und der Film konnte sich dann auch durchsetzen. Er erzählt ganz einfach die Geschichte dreier etwa 14jähriger Mädchen, die zusammen in Kreuzberg aufgewachsen sind, und sich langsam zu eigenständigen Menschen entwickeln. Den einprägsamen Filmtitel hätte man beinahe fallenlassen müssen, weil die drei Mädchen sich während der Dreharbeiten entschieden, nicht mehr ins Prinzenbad zu gehen, doch durch die Ausweitung auf Diskussionen mit den Müttern in den heimischen Küchen, Ausflüge an Arbeitstätten oder eine “Schwänzerschule” (pardon, “Schulverweigererprojekt”!) hat das Porträt sehr an Intensität gewonnen.
Man erfährt dabei auch viel über die “Jugend von heute”, die schon mit fünf Jahren “Fickmädchen” spielt, Tierpfleger oder Pornostar werden will oder der eigenen Oma 2000 Euro klaut, weil irgendein Junge das Geld braucht. Und deshalb muss “Prinzessin Klara” jetzt fegen oder den Müll wegbringen. “Die Jungs haben mich abgehärtet. Ich bin jetzt einmal auf die Fresse geflogen … vielleicht flieg ich auch noch öfter auf die Fresse, aber ich bin nicht mehr so naiv zu Jungs.”
Natürlich geht es um Piercings, Alkoholprobleme (ob um die eigenen oder die der Mutter), Drogen, Jungs und unterschiedliche Erziehungsmaßnahmen. Eines der Mädchen kämpft darum, nachts länger wegbleiben zu dürfen, ein anderes bekommt nur zwei Regeln auf den Weg: “Kein Heroin und nicht schwanger werden.” So zusammengefasst wirkt das alles sehr klischeehaft, doch über den Zeitraum von anderthalb Stunden bekommt man als Zuschauer nicht nur Impressionen von kreuzberg und jede Menge HipHop, sondern hat auch genügend Zeit, nicht nur Vorurteile bestätigt zu bekommen, sondern die drei ein wenig kennenzulernen - und dabei auch ganz klare Unterschiede zu erkennen. Mina bezeichnet sich mal als “jung, dynamisch und naiv”, ist aber etwa diejenige, die sich am meisten um ihre Zukunft sorgt und kümmert, und die auch bereits in der Lage scheint, so etwas wie eine Beziehung aufzubauen. Doch im Trailer wird natürlich der werbewirksame Spruch von Tanutscha zitiert, der wie der Slogan des Films wirkt: “Ich komm’ aus Kreuzberg, du Muschi!” ‘Nuff said!