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Juli 2007
Thomas Vorwerk
für satt.org


Clerks 2 - Die Abhänger (R: Kevin Smith)
Clerks 2 - Die Abhänger (R: Kevin Smith)
Clerks 2 - Die Abhänger (R: Kevin Smith)
Clerks 2 - Die Abhänger (R: Kevin Smith)
Clerks 2 - Die Abhänger (R: Kevin Smith)
Clerks 2 - Die Abhänger (R: Kevin Smith)

Clerks 2 - Die Abhänger
(R: Kevin Smith)

Originaltitel: Clerks II, USA 2006, Buch & Schnitt: Kevin Smith, Kamera: David Klein, Musik: James L. Venable, mit Brian O’Halloran (Dante Hicks), Jeff Anderson (Randal Graves), Rosario Dawson (Becky), Trevor Fehrman (Elias), Jennifer Schwalbach (Emma), Jason Mewes (Jay), Kevin Smith (Silent Bob), Jason Lee (Lance Dowds), Zak Knutson (Sexy Stud), Kevin Weisman (Hobbit Lover), Ben Affleck, Wanda Sykes, Earthquake (Customers at Mooby’s), Jake Richardson, Ethan Surplee (“Teens” buying Drugs), 97 Min., Kinostart: 12. Juli 2007

Dante Hicks, dieser Rollenname ist ein sprechender, man denkt sofort an Dante Aligheri, den italienischen Autor auf der 2-Euro-Münze, dessen bekanntestes Werk wahrscheinlich Das Inferno ist. “Abandon all hope, ye who enter here.” Und bei Hicks denkt man an Hicksville, eine Art Synonym für die amerikanische (in Ausnahmefällen auch australische) Kleinstadt, die vermeintlich von Bauerntölpeln (hicks) bewohnt ist, wobei der französisch anmutende Suffix “ville” natürlich die blanke Ironie ist. Zusammengesetzt steht Dante Hicks also für die provinzielle Vorhölle, speziell New Jersey, bzw. die Quick Stop Groceries, in denen Dante und Randal in jenem Phänomen des Independent-Kinos namens Clerks ihr Dasein fristeten, sich über Star Wars unterhielten, und ihre wenigen Kunden mit unflätigen Sprüchen auf den Lippen abservierten.

Nachdem Autor und Regisseur Kevin Smith sein View Askew-Universum über diverse Filme (Mallrats, Chasing Amy etc.) und sogar einige Comics ausweitete, und seine Figuren Jay and Silent Bob (letzterer von Smith selbst gespielt) sogar einen kleinen Auftritt in Wes Cravens Scream 3 bekamen, folgt nun also das Sequel zu Smiths trotz allem wohl noch größten Erfolg, und gleich in der ersten Szene sieht man Dante die Rolläden des Shops aufschließen, woraufhin innerhalb der Schwarz-Weiß-Bilder ein farbiges Inferno sichtbar wird, denn Randal hat wohl mal wieder die Kaffeemaschine nicht abgestellt, und somit müssen unsere Clerks ein neues Beschäftigungsfeld finden, diesmal in der Filiale einer Fast-Food-Kette namens Mooby’s, deren irgendwoher bekannt vorkommender Slogan “I’m eating it” auch gleich durch Randals Graffito “Eat Pussy” an der Seitenfront ergänzt wird. Jay & Silent Bob ziehen auch um, und so ist fast alles wie früher. Nur, daß der Film diesmal in Farbe ist, und man neben dem jungfräulichen Hobbit-Fan Elias (Trevor Fehrman) auch noch die sexy Filialen-Chefin Becky (Rosario Dawson) neu im Team hat. Letztere übernimmt ähnlich wie in Clerks den Part einer der zwei Frauen, die sich um Dante reißen. Die andere läuft bereits mit einem T-Shirt mit der Aufschrift “Mrs. Hicks” herum und wird von der Gattin des Regisseurs (namens Jennifer Schwalbach) gespielt. Die zu erwartenden Gastauftritte werden abgearbeitet (Ben Affleck, Jason Lee, aber auch Ethan Surplee oder Wanda Sykes), die Diskussionen um Star Wars werden um zwei neue, zwischendurch entstandene Trilogien erweitert (“Hey, there is only one Return and it's not of the King, it's of the Jedi.” bzw. “Danger danger, my name is Anakin. My shitty acting is ruining saga.”), und anstelle der im Vorläufer vorherrschenden ur-amerikanischen Vorliebe für den Blowjob werden nun auch mal andere Sexualpraktiken wie “ass-to-mouth” oder “inter-species erotica” erörtert (“I'm disgusted and repulsed and … I can't look away.”). In Zeiten der political correctness ist es durchaus erfrischend, wie Randal (sicher nicht der hellste) sich gleichsam über Behinderte und Frauen stellt (“You gotta be as blind as Anne Frank not to see that.”) und darum bemüht ist, den Begriff “porch monkeys” von seinem rassistischen Hintergrund befreien zu wollen (natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen). Wenn der Film dann in die gängigen Hollywood-Obligationen abdriften und plötzlich halbwegs ernsthaft über Themen wie Freundschaft oder Verantwortung verhandelt, erwartet man Schlimmes, doch Smith gelingt es, durch einen klugen Schlenker doch noch die Kurve zu kriegen und Clerks II als würdigen Nachfolger abzuschließen. Zumindest für Fans. Wie stark die Begeisterung dieser ist, kann man anhand der “memorable quotes” auf der imdb nachvollziehen. Für den Laien, der hier mal runterscrollt, scheint es fast, als hätte man das komplette Drehbuch zusammengetragen.