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Odette Toulemonde
(R: Eric-Emmanuel Schmitt)
Frankreich / Belgien 2006, Buch: Eric-Emmanuel Schmitt, Kamera: Carlo Varini, Schnitt: Philippe Bourgueil, Musik: Nicola Piovani, Art Direction: Bruno Metzger, mit Catherine Frot (Odette Toulemonde), Albert Dupontel (Balthazar Balsam), Jacques Weber (Olaf Pims), Fabrice Murgia (Rudy), Nina Drecq (Sue-Helen), Camille Japy (Nadine), Alain Doutey (L'éditeur), Aïssatou Diop (Florence), Nicolas Buysse (Polo), Bruno Metzger (Jésus), Julien Frison (François), Laurence d'Amelio (Isabelle), Philippe Gouders (M. Dargent), Jacqueline Bir (La dame du bus), 100 Min., Kinostart: 25. Oktober 2007
Schriftsteller Eric-Emmanuel Schmitt (Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran) versucht sich als Regisseur. Von Kollegen wie Paul Auster oder Stephen King weiß man, daß dies sehr unterschiedlich ausgehen kann. Schnitt suchte sich für sein Debüt auch noch eine Geschichte mit autobiographischen Elementen aus - es geht um das Aufeinandertreffen eines Bestsellerautoren (Albert Dupontel) mit einer seiner glühendsten Verehrerinnen (Catherine Frot). Die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein. Während die Titelheldin Odette Toulemonde (ein sprechender Name à la "Jedermann") als Witwe zusammen mit ihren Kindern in bescheidenen Verhältnissen lebt und ihr Glück aus Kleinigkeiten bezieht, ist ihr Lieblingsautor Balthazar Balsam reich, berühmt und offenbar auch beim anderen Geschlecht erfolgreich. Bis er von seiner jungen Frau für den schlimmsten Autorenkonkurrenten verlassen wird und gleichzeitig für sein neuestes Werk von der Kritik verrissen wird. Er versackt in der Depression, denn jeder Schriftsteller hat die Fans, die er verdient, und Balthazar kommt einfach nicht damit klar, daß seine Fans Friseusen sind, die Bilder von Sonnenuntergängen sammeln.
Diesem Klischee entspricht auch Odette. Sie ist zwar Kosmetikerin in einem großen Kaufhaus, sammelt Puppen und hat den Sonnenuntergang nur in Form einer Fototapete in ihrem Schlafzimmer, aber der Widerspruch zwischen den zweien treibt den Film an. Während der Autor sein Glück in Äußerlichkeiten sucht (schnelle Autos, junge Frauen), findet seine Leserin ihr Glück beim Lesen seiner Bücher. Sie hebt im wahrsten Sinne des Wortes ab, sogar ihre Fototapete scheint lebendig zu werden, wenn sie vor dem Einschlafen noch etwas "Balsam" liest.
Regisseur Schmitt macht aus diesem Stoff keine zielgerichtete Komödie, sondern eine Daseinsbeschreibung, die uns mit den Protagonisten lachen lässt statt über sie. Spätestens wenn Catherine Frot eine der Musical-Szenen hat, mit denen Odettes Vorliebe für Josephine Baker so lebendig wird wie die 1:1 umgesetzten Metaphern, erkennt der Betrachter, daß diese sich grazil bewegende Frau trotz ihres beschränkten Horizonts durchaus begehrenswert ist, und diese Erfahrung wird auch der Autor machen, der allerdings seinen standardmäßigen Zynismus erst verlieren muß.
Die beiden Hauptdarsteller, aber auch weitere Figuren wie Odettes schwuler Sohn, die dauerhaft schlecht gelaunte Tochter oder deren unmöglicher Freund, tragen den Film mit einer spielerischen Leichtigkeit, doch leider wird der Film mit fortschreitender Deutlichkeit eines seiner Hauptthemen (dem Kampf gegen das Klischee) immer klischeehafter. Daß etwa als running gag ein Nachbar namens "Jesus" durchs Bild läuft, und zunächst noch ein Auto wäscht, wird zunehmend aufgesetzter, wenn er später übers Wasser geht, Stigmata zeigt oder Holz (anstelle eines Kreuzes) trägt. An solchen Stellen hat man das Gefühl, daß sich Schmitt zuviel vorgenommen hat. Auch mit einem problemloseren Ende, mehr Musical-Sequenzen und Illusionen hätte man Odette Toulemonde nicht vorgeworfen, ein Mary-Poppins-Ripoff zu sein. Das Potential, ein Mary Poppins für das 21. Jahrhundert zu werden (und das ohne den Zuckerguss von Nanny McPhee), hat der Film aber leider verspielt.