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Oktober 2007
Thomas Vorwerk
für satt.org


Planet Terror (R: Robert Rodriguez)
Planet Terror (R: Robert Rodriguez)
Planet Terror (R: Robert Rodriguez)
Planet Terror (R: Robert Rodriguez)
Planet Terror (R: Robert Rodriguez)
Planet Terror (R: Robert Rodriguez)

Planet Terror
(R: Robert Rodriguez)

USA 2007, Buch, Kamera, Visual Effects Supervisor: Robert Rodriguez, Schnitt: Robert Rodriguez, Ethan Maniquis, Musik: Robert Rodriguez, Graeme Revell, mit Rose McGowan (Cherry Darling), Hector Rodriguez (El Wray), Michael Biehn (Sheriff Hague), Jeff Fahey (J. T.), Marley Shelton (Dr. Dakota Block), Josh Brolin (Dr. William Block), Tom Savini (Deputy Tolo), Bruce Willis (Lt. Muldoon), Michael Parks (Earl McGraw), Rebel Rodriguez (Tony Block), Quentin Tarantino (Rapist #1), Nicky Katt (Joe), Hung Nguyen (Dr. Crane), Felix Sabates (Dr. Felix), Stacy Ferguson (Tammy), Electra Avellan, Elise Avellan (Babysitter Twins), Skip Reissig (Skip), Greg Kelly (Rapist #2), Carlos Gallardo (Deputy Carlos), Johnny Reno (Sax Survivor), Naveen Andrews (Abby), Jerili Romeo (Ramona McGraw), Jason Douglas (Lewis), Robert Rodriguez, 105 Min. (incl. ca. 3 Min.“Machete”-Trailer), Kinostart: 2. Oktober 2007

Der Film, der in den USA das Grindhouse-Double Feature eröffnete, wird nun auch hierzulande nachgeschoben, und wer dachte, Death Proof sei “Trash”, wird hier erfahren, daß Robert Rodriguez in seinem unstillbaren Verlangen, immer besonders “cool” zu sein (so kommt es zu Namen wie Jimi Blue Ochsenknecht oder Rebel Rodriguez, letzterer darf hier auch wieder mitspielen), häufig den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

Wo Death Proof nahezu minimalistisch erschien (was auch viele Kritiker mokierten, die keine Viertelstunde irgendwelchen Dialogen lauschen wollten), schaltet Rodriguez in den Overkill-Mode, und bastelt nahezu alles, was in schlechten (oder auch mal etwas besseren) Siebziger-Jahre-Horrorfilmen oft und gerne verwendet wurde, auch in seine skurrile Geschichte hinein. Eine zombiemäßige Epidemie (diesmal wieder eine Krakheit, nicht die aus den Gräbern hervorgekletterten) reicht ihm nicht, dazu kommen etwa abtrünnige Militärs, die auch ein physiognomisches Geheimnis wahren (darunter Quentin Tarantino als durchtriebener Vergewaltiger und ein seltsamer Typ mit einer Hodensammlung), die extrem kranke Arztfamilie Block, eine direkt aus John Carpenters Assault on Precinct 13 zu stammen scheinende Polizeidienststelle, ein Babysitterpärchen wie aus Halloween, der Koch einer Rippchenbude (so wird “The Bone Shack” hier kongenial untertitelt), der eine besondere Sauce kreieren will, und last but by no means least Rose McGowan als die im Vorfeld bereits ausgiebig publizierte Striptease-Tänzerin, die sich nach dem Verlust eines Beines anstelle dessen dort ein Schnellfeuergewehr installiert.

Im Vergleich mit Tarantino gibt es noch auffälligere Einstellungen von tits and ass, noch geschmacksverirrtere Scherze (O-Ton: “Some of the best jokes are about cripples”) und - wenig überraschend - statt old school filmmaking jede Menge CGI-Effekte. Tom Savini, einer der innovativsten Schöpfer von Make-Up-Effekten in den 1970ern, darf hier lieber sein Schauspieltalent beweisen, es gibt zwar auch jede Menge zerplatzende Körper, Verunstaltungen und Filmblut, aber Rodriguez setzt Quantität offensichtlich vor Qualität, und so gibt es vor allem auch viele schlechte Effekte, die schlechte Ideen visualisieren. Und natürlich auch geklute Ideen. Die Spritze im Auge gab es schon in irgendeinem Halloween-Sequel, und daß ein brutales Verstümmlungsgerät nicht funktioniert, weil das Kabel zu kurz ist, war schon bei De Palma fast eher peinlich - wenn es hier in einem Hospital passiert, zeugt es nicht unbedingt davon, daß der Chirurg seinen Job schon länger bekleidet.

Planet Terror unterhält zwar, bewegt sich dabei aber immer hart an der Grenze zur Peinlichkeit und Langeweile. Aus meiner Sicht ist es durchaus nachvollziehbar, warum in den Staaten selbst von jenen Kinozuschauern, die sich dazu überreden ließen, für Grindhouse Geld auszugeben, viele bereits nach dem ersten Film (also Planet Terror) das Kino verlassen haben sollen. Denn wenn man auf die Idee kommt, der zweite Film könne genau so gestrickt sein, stellt sich hier sicher ein Sättigungsgrad ein, den man andersrum vielleicht hätte vermeiden können …

Die beste Idee des Films ist übrigens eine lange vorbereitete Liebesszene, die dann das Filmmaterial durchbrennen lässt und den lapidaren Kommentar “reel missing” folgen lässt. Da die Handlung eh Nebensache ist, verbessert diese Ellipse die Story nur. Leider ist dieser Kunst- und Glücksgriff nur ein Einzelfall.