Bee Movie - Das Honigkomplott
(R: Steve Hickner, Simon J. Smith)
Bilder TM & © 2007 Dreamworks Animation
|
Originaltitel: Bee Movie, USA 2007, Buch: Jerry Seinfeld, Spike Feresten, Barry Marder, Andy Robin, Schnitt: Nick Fletcher, Musik: Rupert Gregson-Williams, Production Design: Alex McDowell, Art Direction: Christophe Lautrette, mit den Original- / deutschen Stimmen von Jerry Seinfeld / Bastian Pastewka (Barry B. Benson), Renée Zellweger / Mirjam Weichselbraun (Vanessa Bloome), Matthew Broderick / Gerrit Schmidt-Foß (Adam Flayman), Patrick Warburton / Tilo Schmitz (Ken), John Goodman / Klaus Sonnenschein (Layton T. Montgomery), Chris Rock / Jan-David Rönfeld (Mooseblood / Elchpiekser), Kathy Bates / Regina Lemnitz (Janet Benson), Barry Levinson / Frank-Otto Schenk (Martin Benson), Larry King / Joachim Pukaß (Bee Larry King), Ray Liotta / Udo Schenk (Ray Liotta), Sting / ? (Sting), Oprah Winfrey Joseline Gassen (Judge Bumbleton), Larry Miller / Tom Deininger (Buzzwell), Megan Mullally / Cathlen Gawlich (Trudy), Rip Torn / Hans Teuscher (Lou Lo Duca), Michael Richards / Tobias Kluckert (Bud Ditchwater), Mario Joyner / Michael Iwanek (Jackson), David Pimental / Frank Schaff (Hector), Conrad Vernon / Boris Tessmann (Freddy), Tress MacNeille / ? (Jeanette Chung / Mother / Cow), Jim Cummings / ? (Title Narrator / Graduation Announcer), 90 Min., Kinostart: 13. Dezember 2007
Im Namen von Maja und Willi
Barry B. Benson hat seine Schulausbildung hinter sich und könnte sich ins Berufsleben stürzen, doch zum Schrecken seiner Eltern scharwenzelt er erstmal rum - und beginnt dann eine Affäre mit einer sehr viel älteren Frau. An vielen Stellen erinnert Bee Movie an The Graduate (insbesondere an denen, in denen ein Swimming Pool zu sehen ist oder auf einer Party gutmeinende Ältere Berufsvorschläge machen) - doch die “Mrs. Robinson” (und die “Affäre” bleibt sehr platonisch) ist hier nicht die Frau des Kollegen des Vaters, sondern eine Floristin, die Barry das Leben rettet, weshalb er die altehrwürdige wichtigste Bienenregel bricht und mit einem Menschen spricht. Durch einen gemeinsamen Supermarktbesuch erfährt er dann davon, daß die Menschen den (zuvor gestohlenen) Honig verkaufen, und verklagt deshalb kurzerhand die Menschheit - und plötzlich wird aus der coming-of-age-interspecies-Liebeskomödie ein Gerichtsdrama.
Fernsehkomiker Jerry Seinfeld gab Biene Barry nicht nur seine Stimme, er schrieb auch mit am Drehbuch und produzierte den neuesten Dreamworks-Animationsfilm mit. Ganz wie in A Shark Tale gibt es zwar einige Ähnlichkeiten zwischen der Welt der titelgebenden Tiere und der des Zuschauers (statt “Bee Larry King” hätte ich lieber “Bee Columbus”, “Bee Gandhi” oder “Bee Jesus” im Film kennengelernt), doch wenn schwarzgelb gestreifte Pullover, ein Nachrichtensender namens “BeeNN” und paramilitärische Kampfgeschwader à la Top Gun auch ganz spaßig sind, funktioniert der Film vor allem über den Kontrast zwischen Mensch und Biene und die Perspektivenverschiebung auf das Insekt. Der den eigenen Tod verursachende Stich wird auf eine philosophische Existenzdiskussion aufgeblasen und die Biene, die mit vier Menschen in einem Auto festsitzt, hat viel größere Ängste auszustehen als die panisch reagierenden Leute.
Dieser Ansatz geht sogar so weit, daß die Bienen wissenschaftlich erforschen, daß man einen Schlag mit der zehnseitigen “Bäckerblume” überleben kann, die italienische Ausgabe der Vogue (zum zweiten Mal in diesem Filmjahr prominent in einem US-Film vertreten) aber den sicheren Tod bedeutet.
Beim Verklagen der Menschheit wird auch die Verniedlichung von Bären angeprangert und sogar Police-Sänger Gordon Sumner muss sich für seinen Künstlernamen verteidigen. Gegen Ende wird es sogar fast ein wenig subversiv, wenn das US-amerikanische Rechtssystem an der Haltung der Bienen als “Honigsklaven” wenig auszusetzen hat, und der Fall schließlich darüber entschieden wird, daß die Bienen vor dem unvertretbaren Passivrauchen durch die Imkerpfeife gerettet werden müssen. Daß diese Wendung gar nicht mal unrealistisch ist, unterstreicht etwa warnende Jugendschutzhinweis in den USA: “Rated PG for mild suggestive humor, and a brief depiction of smoking.” Wer seine Kinder davor schützen will, daß sie in einem Film jemanden Rauchen sehen, muss ja irgendwie einen Stich haben.
Wer das Genre-Hopping am Beginn des Films schon als Vorwarnung sah, wird dann auch noch durch eine weitere Wendung belohnt, die aber leider die Sache mit den Bienen und den Blumen so dermaßen unrealistisch darstellt, daß nur kindliche Zuschauer (und vielleicht nicht einmal die) noch der Spannungskurve des Films folgen werden.
Bee Movie liefert zwar eine erkleckliche Anzahl von Lachern, doch ähnlich wie bei A Shark Tale fehlt dem Film einfach ein wenig Herz und Verstand, schon vor einigen Jahren konnte beispielsweise Antz den Ausbruch des Individuums aus der strukturalisierten Arbeitswelt eines Insektenbaus mit sehr viel mehr Tiefgang (und ohne Verzicht auf die Lacher) zum Thema machen. Aber da die Bienen so schön putzig aussehen, wird Bee Movie sicher mehr Zuschauer finden.