Married Life
(R: Ira Sachs)
USA 2007, Buch: Ira Sachs, Oren Moverman, Lit. Vorlage: John Bingham, Kamera: Peter Deming, Schnitt: Affonso Goncalves, Musik: Dickon Hinchliffe, mit Chris Cooper (Harry Allen), Pierce Brosnan (Richard Langley), Patricia Clarkson (Pat Allen), Rachel McAdams (Kay Nesbitt), David Wenham (John O’Brien), Annabel Kershaw (Miss Jones), Sheila Paterson (Mrs. Walsh), David Richmond-Park (Tom), Erin Boyes (Becky), Elijah St. Germain (Little Charlie), Terence Kelly (Dr. Anderson), Timothy Webber (Alvin Waters), 90 Min., Kinostart: 10. Juli 2008
1949 an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Richard (Pierce Brosnan), ein Junggeselle aus Überzeugung, sieht seinen besten Freund Harry (Chris Cooper) und dessen Ehe mit Pat (Patricia Clarkson) als Ausnahme zur Regel: Eine Ehe kann auch funktionieren, die Partner können sich auch nach Jahren noch lieben. Ausgerechnet da beichtet ihm Harry, dass er die um einiges jüngere Kriegswitwe Kay (Rachel McAdams) liebt, und eigentlich seine Frau dafür verlassen müsste, doch er weiß, dass er ihr dies nicht antun kann. Kay als Geliebte “nebenbei” zu sehen, entspricht aber auch nicht seinen moralischen Ansprüchen und somit steht er vor einem Dilemma. Richard würde ihm dabei gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, er hat sich aber dummerweise längst auch in Kay verliebt, kümmert sich bereits ausgiebig um sie und verfolgt deshalb ganz eigene Pläne. Und eine Beendigung von Harrys Ehe und ein anschließendes Zusammenziehen von Harry und Kay würde für ihn nicht von Vorteil sein. Während Harry mittlerweile der absurden Idee verfallen ist, seiner Frau nur einen Leidensweg zu ersparen, indem er sie vergiftet (!), trifft Richard Pat zufällig bei einem Schäferstündchen mit John (David Wenham), einem Freund der Familie an. Und nun spielt er beiden Ehepartnern vor, dass sie “ihr Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen” mögen, was nur Leute ohne ihre moralische Standfestigkeit tun würden, während er Kay immer näher kommt und Harry seine Vergiftungspläne langsam in die Tat umsetzt.
Married Life hat weniger mit den Moralvorstellungen der Nachkriegsjahre zu tun, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Pat scheint recht emanzipiert und findet Sex weitaus wichtiger als Harrys romantische Scheinbilder, und die Motivationen des Schwerenöter Richard und der Geschenken nicht abgeneigten Kay entsprechen ebenfalls der über den Vorspann trällernden Doris Day. Schon dieser Vorspann zeigt zwar die Kleidungsstile, Möbel und Tapeten dieser Zeit, offenbart aber mit einer sehr an Terry Gilliam erinnernden Animation, dass unter diesen Oberflächen etwas ganz anderes verborgen ist. Und dieses Spiel mit den Oberflächen, mit Dialogen, die immer zweideutig sind und freundschaftliche Ratschläge mit purem Eigennutz verbinden, sind hier das Salz in der Suppe. Insbesondere Pierce Brosnan, momentan als Darsteller so beschäftigt wie vielleicht nie zuvor, hat als unmoralische Erzählinstanz den Zuschauer auf seiner Seite, auch wenn der in vielerlei Hinsicht bemitleidenswerte Chris Cooper die eigentliche Hauptfigur des Films ist, eine ganz eigene Art von tragischem Helden.
Regisseur Ira Sachs hat viel Sinn fürs Detail, jongliert mit schwarzer Komödie, Drama und sogar kleinen Slapstickeinlagen, und macht aus diesem Film ein kleines Juwel, das zu keinem Zeitpunkt die Intelligenz des Zuschauers beleidigt, aber dennoch über anderthalb Stunden immer wieder kleine Überraschungen bietet - auch, wenn diese Kritik eine der schönsten davon (Pats Seitensprung) bereits vorwegnimmt. Aber es bleiben noch genug ...