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20. August 2008
Thomas Vorwerk
für satt.org


  The Dark Knight (R: Christopher Nolan)
The Dark Knight (R: Christopher Nolan)
The Dark Knight (R: Christopher Nolan)

The Dark Knight
(R: Christopher Nolan)

USA 2008, Buch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan, Story: Christopher Nolan, David S. Goyer, Batman created by: Bob Kane, Kamera: Wally Pfister, Schnitt: Lee Smith, Musik: Hans Zimmer, James Newton Howard, Production Design: Nathan Crowley, mit Christopher Nolan (Bruce Wayne / Batman), Heath Ledger (Joker), Aaron Eckhart (Harvey Dent / Two-Face), Michael Caine (Afred Pennyworth), Maggie Gyllenhaal (Rachel Dawes), Gary Oldman (James Gordon), Morgan Freeman (Lucius Fox), Monique Gabriela Curnen (Ramirez), Ron Dean (Wuertz), Cillian Murphy (Jonathan Crane / Scarecrow), Chin Han (Lau), Nestor Carbonell (Mayor), Eric Roberts (Maroni), Ritchie Coster (Chechen), Anthony Michael Hall (Engel), Melinda McGraw (Barbara Gordon), Nathan Gamble (James Gordon jr.), William Fichtner (Bank Manager), Nydia Rodriguez Terracina (Judge Surrillo), ca. 150 Min., Kinostart: 21. August 2008

Nach zweimal Tim Burton und zweimal Joel Schumacher nun also der zweite (und womöglich nicht letzte) Batman-Film von Christopher Nolan. Und der Titel The Dark Knight, der natürlich an Frank Millers großartige Miniserie The Dark Knight Returns erinnert, die angeblich schon den ersten Burton-Film inspiriert haben soll, schließt vorerst auch den Kreis, und dies in exzellenter Weise.

Der Zeit seines Lebens nur einmal für den Oscar nominierte Heath Ledger, der nach seiner Rolle als Joker nur noch einen Film mit dem ewigen Pechvogel Terry Gilliam begann, weist zumindest mit dieser Rolle den dreifachen Oscar-Gewinner Jack Nicholson, der aufgrund seines inzwischen beträchtlichen Alters niemals ernsthaft im Gespräch gewesen sein dürfte, klar in die Schranken. Ledgers Joker, der so psychotisch wie bei Miller ist, Batman so ähnlich wie in Alan Moores The Killing Joke, und so skrupellos wie in Grant Morrisons Arkham Asylum (der Bleistift-Trick), ist hier trotz all seines Wahnsinns und der Greueltaten nicht nur jemand, der Christian Bale die Show stiehlt, er ist auch der veritable Held des Films, ob beabsichtigt oder wie Rorschach bei Watchmen eher unfreiwillig, sei dahingestellt. Die Szene, wo sich ein Superschurke an einem Kind vergreift, bekam ein Kollege des Jokers, wann immer der Joker jedoch in Mordlaune gerät (und die Opfer sind oft selbst Kriminelle, Personen, die das Schicksal herausgefordert haben, oder einfach Gegenspieler, die den perfiden Plänen des entstellten Bösewichts nicht gewachsen sind), erntet er Szenenapplaus, unabhängig davon, ob er gerade jemandem in den Rücken schießt oder ein ganzes Krankenhaus in die Luft jagt.

The Killing Joke
The Killing Joke
© DC Comics
The Dark Knight (R: Christopher Nolan)
Fotos © 2008
Warner Bros. Ent
Arkham Asylum
Arkham Asylum
© DC Comics

Sowohl die Szenen mit dem Joker im Verhörraum (klar von The Killing Joke inspiriert) als auch der Showdown (der bei Tim Burton so garnicht funktionierte) oder die Szene mit Harvey Dent (hier wird der Joker sogar zum genauso witzigen wie grauenerregenden Transvestiten, was man seinerzeit Morrison bei Arkham Asylum nicht erlaubt hatte), faszinieren jeden Zuschauer, der sich schonmal irgendwann für Batman-Comics interessiert hat, aufs außerordentliche.

Und der Film zieht daraus auch einige seiner größten Stärken, wenn etwa Batman die Praktiken des Jokers (Stahlseile als Verkehrshindernis) gegen ihn verwendet, oder der Joker nicht nur auf perfide Weise das Schicksal von Harvey Dent (dessen Maske als Two-Face Zwölfjährigen Alpträume verschaffen wird) besiegelt, sondern dessen Tick mit der “Entscheidung” beim nächsten großen Terror-Akt gleich aufgreift: Zwei prallgefüllte Fähren (mit Passagieren und Sprengstoff) sollen um Mitternacht in die Luft gejagt werden, wenn nicht eine der Besatzungen zuvor mit Fernzünder die jeweils andere Fähre detonieren lässt. Ein perfides Spielchen um Gut, Böse und den Willen zu überleben.

The Dark Knight (R: Christopher Nolan)

Natürlich hat der Film auch Schwachstellen, und diese nicht nur im Zusammenhang mit der Auflösung des soeben erwähnten Dilemmas. Warum beispielsweise Cillian Murphy als Scarecrow einen kleinen Auftritt hat, der von Batman nur mit erhobenem Zeigefinger geahndet wird, obwohl es eindeutig ist, dass hier die Herstellung einer tödlichen Droge der Tatbestand war, ist komplett unverständlich, und soll wohl nur schon zu Beginn ein gewisses Tempo angeben. Auch ist es fragwürdig, inwiefern der politische Unterton des Films (Batman bedient sich der illegalen Mittel der US-Regierung wie Folter und Nichtachtung der Privatsphäre) beim Filmthema (auch ernstgenommene Superhelden bleiben halt Superhelden) angemessen ist, doch vielleicht ist dies auch nur ein Versuch einer Modernisierung von Frank Millers beißender Kritik an Ronald Reagan.

The Dark Knight (R: Christopher Nolan)

Als Unterhaltung auf hohem Niveau (und trotz aller Dunkelheit gibt es auch Witze ohne zynischen Unterton) ist The Dark Knight aber meiner unmaßgeblichen Meinung nach die beste Superhelden-Comicverfilmung seit The Rocketeer.