Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




28. Januar 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Wen die Geister lieben (R: David Koepp)
Wen die Geister lieben (R: David Koepp)
Wen die Geister lieben (R: David Koepp)
Fotos: Kinowelt
Wen die Geister lieben (R: David Koepp)
Wen die Geister lieben (R: David Koepp)
Wen die Geister lieben (R: David Koepp)


Wen die Geister lieben
(R: David Koepp)

Originaltitel: Ghost Town, USA 2008, Buch: David Koepp, John Kamps, Kamera: Fred Murphy, Schnitt: Sam Seig, Musik: Geoff Zanelli, mit Ricky Gervais (Dr. Bertram Pincus), Téa Leoni (Gwen), Greg Kinnear (Frank Herlihy), Billy Campbell (Richard), Kristen Wiig (Chirurgin), Dana Ivey (Marjorie Pickthall), Aasif Mandvi (Dr. Jahangir Prashar), Alan Ruck (Ghost Dad), Michael-Leon Wooley (Hospital Lawyer), Betty Gilpin (WWII Nurse), Brad Oscar (Day Doorman), Miles Grose (Night Doorman), Jeff Hiller (Naked Guy), Lou Sumrall (Harley Guy), Kinostart: 29. Januar 2009

Ghost Town (in Deutschland wie üblich mit einem Titel versehen, der sofort die Romantic Comedy signalisiert - und wenn man den Untertiteln vertrauen kann, war ursprünglich Dr. Pincus, der Geist und die Liebe vorgeschlagen worden - darauf muss man erstmal kommen ...) ist im Grunde eine Kombination von Ghost mit As Good as it Gets (wobei die Verwandtschaft mit letzterem aufgrund der Besetzung von Greg Kinnear, der schon damals die wichtigste männliche Nebenrolle bekleidete, besonders hervorsticht). Zahnarzt Bertram Pincus (Ricky Gervais) ist ebenso kontaktscheu wie Jack Nicholson als Melvin. In seiner Praxis quatschen ihn die Patienten voll, als sei er ein Friseur, was er aber durch irgendwelche Einsätze zumeist unfein unterbindet. Seine Nachbarn kennen ihn nur als den Unsympath, der einem im Regen das Taxi vor der Nase wegschnappt oder der sich hartnäckig weigert, den Fahrstuhl warten zu lassen. Wobei Melvin nach außen “versucht” eine Kulisse der Freundlichkeit zu bewahren. Doch sein Missgefallen angesichts des Restes der Menschheit ist so offensichtlich, dass es kaum einem entgeht. Als er eine Darmspiegelung mit Vollnarkose durchführen lässt (um dem Gequatsche seiner Arztkollegen zu entgehen), wird er für sieben Minuten als klinisch tot erklärt, was sein leben nachhaltig verändert, denn danach könnte er proklamieren “I see dead people!”. Und wie in The Sixth Sense wollen diese nur kleine (oder mittelgroße bis große) Gefallen von ihm einfordern, um endlich ihren Frieden zu finden. Doch sein eigener Frieden ist ihm wichtiger als der von irgendwelchen Halluzinationen, die ihn fortan verfolgen. Am hartnäckigsten ist hierbei Frank (Greg Kinnear), der zufällig sogar im selben Haus wohnte wie Bertram (den er im Original gerne “Pink-Ass” nennt), und der glaubt, er müsse seine Witwe (Téa Leoni) vor einem unsympathischen Nachfolger (Billy Campbell, der Rocketeer persönlich!) bewahren, um den ewigen Frieden zu erlangen. Und dabei soll ihm Bertram helfen, der sich, wie sich schnell herausstellt, selbst in Gwen verliebt, und somit ähnlich über sich hinauswachsen muss wie Jack Nicholson seinerzeit.

Alle Bestandteile für einen vergnüglichen Abend sind versammelt, und Ricky Gervais hat in The Office sehr wohl bewiesen, dass er so unausstehlich sein kann wie Nicholson. Doch diesmal muss er auch seine liebenswerte Seite zeigen, was ihm auch irgendwie gelingt. Das Interessanteste an dem Film sind aber (neben Greg Kinnear in Bestform) die Geister und die Art und Weise wie sie Bertram heimsuchen. Und da offenbart sich das erste Problem, denn während die (größtenteils gutmütigen, aber halt nervigen) Ektoplasmen den zahnarzt zunähst verfolgen wie in einem Zombiefilm, gestalten sich die weiteren Geistererscheinungen ganz nach dem Diktat des Drehbuchs. Warum Frank seine Geisterkollegen dazu überreden kann, ihn dabei allein zulassen, um mit Bertrams Hilfe zunächst seine eigenen Probleme zu lösen, wird ebensowenig erklärt, wie die mal verstärkt mal vereinzelt auftauchenden Geister, die trotz klarer Geschwindigkeitsvorteile (sie können weder von Autos überfahren werden noch haben sie Probleme mit verschlossenen Türen) immer wieder von Bertram abgehängt werden (ohne dass dies nach den ersten zwei Tricks noch gezeigt werden muss), trotz Kenntniss seiner Adresse eben nur dann auftauchen, wenn es für das Drehbuch einen Sinn gibt, also sie beispielsweise bei einem Annäherungsversuch bei Gwen Bertrams Konzentration schwächen etc.

Das ist natürlich ein generelles Problem in Hollywood-Drehbüchern, die zumeist streng organisiert sind, doch bei Ghost Town macht dieses Manko, das doch sehr an der Credibility des Films rüttelt, den Unterschied aus zwischen einem ganz netten Film und einem Film, der mithilfe seiner Prämisse das Genre hätte bereichern können wie ein Klassiker wie Groundhog Day.

Davon ist der Film leider weit entfernt. Ähnlich wie die Geister taucht auch Gwens neuer Freund Richard nur dann auf, wenn es ins Drehbuch passt, und mit Ausnahme einiger Kniffe zu Beginn und am Ende ist der Film relativ vorhersehbar (im Genre kein Einzelfall), wo er meines Erachtens wirklich interessant hätte werden können ...