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© 2009 Sony Pictures Releasing GmbH
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Cadillac Records
(R: Darnell Martin)
USA 2008, Buch: Darnell Martin, Kamera: Anastas Michos, Schnitt: Peter C. Frank, Musik: Terence Blanchard, Production Design: Linda Burton, Art Direction: Nicholas Locke, mit Jeffrey Wright (Muddy Waters), Adrien Brody (Leonard Chess), Gabrielle Union (Geneva Wade), Columbus Short (Little Walter), Mos Def (Chuck Berry), Beyoncé Knowles (Etta James), Cedric the Entertainer (Willie Dixon), Emmanuelle Chriqui (Revetta Chess), Eamonn Walker (Howlin' Wolf), Norman Reedus (Chess), Eric Bogosian (Alan Freed), Tammy Blanchard (Isabelle Allen), Marc Bonan (Keith Richards), Shiloh Fernandez (Phil Chess), Tony Bentley (Lomax), 109 Min., Kinostart: 23. April 2009
Schon der rasant montierte Vorspann nimmt einiges vorweg, passend zum Filmtitel sieht man vor allem Details von Cadillacs (Kühlergrill, Heckflosse etc.), und gegengeschnitten musikalische Details (Singles, den Tonarm eines Plattenspielers, und wie als Verbindungsglied der beiden Themenkomplexe Autoradios). Der zunächst noch als Schrotthändler tätige Leonard Chess (Adrien Brody) verkörpert mal wieder die uramerikanische Mär der unbegrenzten Möglichkeiten. “I wanna get out of the garbage business and build a music club.” Trotz anfänglicher Probleme meistert er dies schnell und lässt sich dann zu einem Zitat hinreißen, das wie ein Credo über dem Film schwebt: “It don’t matter where I’m from - my wife’s gonna drive a Cadillac.”
Regisseur Darnell Martin wurde ursprünglich wegen eines Projekts um die zwei Chess-Brüder Leonard und Phil angesprochen, aber er wollte sicher gehen, keinen Film zu drehen über “zwei weiße Typen, die den Blues ‘entdecken’”, sondern über die facettenreichen Musiker - und deren bemerkenswerten Beziehungen zum polnischen Einwanderer mit Geburtsnamen Lejzor Czyz.
Die größte Rolle spielt hierbei entsprechend seines musikalischen Einflusses Muddy Waters, für den das Chamäleon Jeffrey Wright (Basquiat, Broken Flowers, Felix Leiter in den letzten zwei Bond-Filmen) diesmal neben einem gewandelten Äußeren und einer modelierten Stimme sogar einige Gesangspassagen übernahm. Allein für diesen Darsteller lohnt sich der Kinobesuch.
Doch außerdem sieht und hört man auch noch Beyoncé Knowles als (fast etwas zurückhaltende) Etta James, Mos Def als Chuck Berry, Cedric the Entertainer als Willie Dixon, Eamonn Walker als Howlin’ Wolf und Columbus Short als den kraftvollen Mundharmonika-Spieler Little Walter, der in diesem Film eine besondere Rolle einnimmt.
Denn so, wie der Film auch die jugendlichen HipHop- und R&B-Fans an die Wurzeln der schwarzen Musik führen soll, so wirkt vieles, was hier dokumentiert wird, wie ein Prototyp des Gangsta-Rap. Jedem seiner Musiker schenkt Leonard für die erste Hit-Single einen Cadillac, und neben dem fetten Schlitten gehören lose Weiber, jede Menge Drogen und eine locker sitzende Schusswaffe vor allem für Little Walker schnell zu Statussymbolen, für die der Film dem Zuschauer Respekt abverlangt, was leider nicht immer funktioniert. Denn das “I lost two daughters to bluesmen” des gemeinen Volkes ist nicht nur Belustigung, und wie die Probleme des Rassismus hier eher am Rande verhandelt werden, macht den Eindruck des Films ein wenig zunichte. Wie bei vielen Biopics ist es nicht einfach, die Balance zwischen einer Biographie und einer dramatisch angehauchten chronologischen Abfolge von Anekdoten zu treffen - und durch die Vielzahl der behandelten Personen wird dieses Problem nicht geringer. Dennoch ist Cadillac Records mutiger und sperriger als die üblichen Vertreter dieses momentan überpräsenten Genres, und inmitten gerade der Musikerbiographien der letzten zehn Jahre wirkt der Film energiegeladen und wahrhaftig - statt nur für Hollywood weichgespült und mit glitzernden Kostümen und Superstars aufgewertet.